Wild Wild West 3


Das letzte Gefecht
- Gedenken an blutige Kriege zwischen Rot und Weiß

Das Sioux-Reservat von Pine Ridge, South Dakota, ist auch einen Besuch wert, wenn gerade kein Powwow abgehalten wird. Dort findet sich nämlich das historische Schlachtfeld von Wounded Knee – ebenso wie das Schlachtfeld von Little Bighorn in Montana – Schauplatz eines der bedeutendsten und zugleich tragischsten Kriege zwischen Indianern und der Armee der Vereinigten Staaten. Touristisch ausgeschlachtet aber wird nur die Schlacht von Little Bighorn, die als "Custers letztes Gefecht" in die Geschichte eingegangen ist.

Titelfoto: Custer's Last Stand Reenactment in Hardin

Reportage (Radio hr3, 03.09.2000):

[Atmo: Marsch-Musik]

Mit einer Parade erinnert die Stadt Hardin im Südosten Montanas alljährlich an die Schlacht am Little Bighorn. Und mehr noch: General Custers letztes Gefecht wird mit Laienschauspielern nachgestellt – so originalgetreu wie möglich. Drum gibt sich Custer-Darsteller Tony Austin genau wie der echte General vor der Schlacht siegessicher.

[O-Ton Tony Austin:]
"Sir, we will not be losing today ...
Wir werden heute nicht verlieren. Wir sind die 7. Kavallerie, das beste Regiment der amerikanischen Armee. Wir würden uns der Schlacht gar nicht erst stellen, wenn ich der Meinung wäre, wir könnten verlieren.
... it will not happen, sir."

Aber es kommt natürlich, wie es kommen muss: Die Sioux unter Crazy Horse und Sitting Bull, wütend über die Missachtung ihrer zugesicherten Landrechte, locken Custers Truppen in einen Hinterhalt und machen sie nieder bis auf den letzten Mann. Genau wie am 25. Juni 1876. Der triumphalste Sieg der Roten gegen die Weißen – und zugleich ihr letzter. Die Erinnerung daran weckt bei den Indianern Stolz und Verbitterung zugleich.

Parade in Hardin
Tony Austin alias General Custer
"Crazy Horse"

[O-Ton Steven Notafraid:]
"They probably feel that ...
Steven Notafraid, der auf dem historischen Schlachtfeld Rundfahrten begleitet, will nicht für alle Indianer sprechen, aber er glaubt, dass die meisten wie er selbst der Meinung sind, es sei damals richtig gewesen, für ihre Rechte zu kämpfen. Und was sie momentan bewegt, sagt Steven, ist ein eigenes Denkmal. Erst wenn das errichtet sei, würden wohl beide Seiten zufrieden sein.
... will be satisfied after that."

Tatsächlich gibt es auf dem Schlachtfeld nur einen Gedenkstein mit den Namen der gefallenen Soldaten. Die am Flüsschen Little Bighorn gefallenen Sioux werden mit keinem Wort erwähnt. Immerhin informiert ein Museum über die denkwürdige Schlacht und ihre Hintergründe. Ganz im Gegensatz zum Wounded Knee. Dort verübte wiederum die 7. Kavallerie 1890 ein Massaker unter den wehrlosen Lakota-Oglala und erstickte damit endgültig den indianischen Widerstand. Am Wounded Knee gibt es kein Besucherzentrum, keinen Touristenrummel, es herrscht Totenstille.

Gemälde der Schlacht
Gedenkstein auf dem Schlachtfeld
Friedhof von Wounded Knee

[O-Ton Bruder Simon:]
"If you go to Wounded Knee ...
Wenn Sie nach Wounded Knee kommen, sagt Bruder Simon, katholischer Priester und Schulleiter im Reservat, können Sie einfach still dasitzen und die angenehme Brise genießen. Viele Leute sagen, sie spüren förmlich die besondere Stimmung, die über dem Ort liegt. Dort fällt es sehr leicht zu beten, zu meditieren und den eigenen Geist zu beflügeln.
... elevate your mind there."

Auf eine steinerne Gedenkstätte legen die Indianer deshalb keinen Wert, meint Bruder Simon weiter. Doch es spielt wohl noch ein anderer Grund mit: Wounded Knee ist eine offene Wunde in der amerikanischen Geschichte. Niemand will daran erinnert werden. Die Weißen nicht, weil sie sich schämen, wahllos Frauen und Kinder getötet zu haben. Und die Roten nicht, weil Wounded Knee auf tragische Weise besiegelt hat, was sie heute sind: ein Häufchen Elend inmitten der reichsten und mächtigsten Nation dieser Erde.

 

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