Ulm (Baden-Württemberg)
URSCHWÄBISCH. URGEMÜTLICH. URGESUND.
In Ulm, um Ulm und um Ulm herum hat man es ja schon lange geahnt, aber seit August 2007 ist es quasi amtlich: Ulm ist die gesündeste Stadt Deutschlands. Zumindest belegt dies eine Studie der Krankenkasse DAK und des Magazins "healthy living". Zu den Kriterien zählten neben der ärztlichen Versorgung unter anderem auch das Klima – und da weist Ulm nach Freiburg die zweitlängste Sonnenscheindauer aller deutschen Städte auf. Schon allein aus diesem Grund ist Ulm eine Reise wert. Dazu die sehenswerte Altstadt an Donau und Blau – mit historischer Stadtmauer, schmucken Fachwerkhäusern und gemütlichen Lokalen, wo man noch typisch schwäbische Spezialitäten genießen kann. Und nicht zuletzt das gotische Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt.
Reportage (rbb-INFOradio, 10.11.2007):
(Atmo: "764, 765, 766, 767, 768, hooh!")
Genau 768 Stufen führen hinauf. Einfach atemberaubend dieser Aufstieg, aber ebenso atemberaubend die Aussicht hinunter auf die Stadt, auf die Donau, bei klarem Wetter sogar auf die Alpen. 161 Meter ist er hoch, der Münsterturm, vier Meter höher als der Kölner Dom. Darauf sind die Ulmer sehr stolz, aber der Weltrekord ist in Gefahr, berichtet Stadtführer Uwe Heinoth.
"Es dräut des Ulmern nämlich Ungemach aus Spanien, wo in Barcelona diese Gaudí-Kirche zur Heiligen Familie mit einem Turm, der dann mal 170 Meter hoch sein wird, in den Himmel hineinwächst. Und ein Glöckner in Mechelen, in Belgien, kam vor wenigen Jahren auf den Gedanken, eine Stiftungsaktion ins Leben zu rufen, um den unvollendeten Kathedralturm in Mechelen auf 168 Meter zu bringen."
Aber selbst wenn das Ulmer Münster eines Tages nur noch Rang 2 oder 3 einnimmt, würde es dennoch DIE große Attraktion der Stadt bleiben. Denn nicht nur die Höhe des Turmes fasziniert die Besucher:
[O-Töne Touristen:]
"Dieses schöne Chorgestühl, diese herrlichen Fenster..."
"Mir haben die ungeheuren Ausmaße des Domes gefallen, weil ich die romanischen Dome gewohnt war. Das hat mich stark beeindruckt."
Kaum weniger attraktiv ist die Ulmer Altstadt, die sich zwischen Münster und Donauufer erstreckt. Vor allem das historische Fischer- und Gerberviertel an den beiden Armen des Flüsschens Blau.
[O-Ton Uwe Heinoth:]
"Wasser macht's eben romantisch, 'Klein-Venedig' wird dieses Stadtviertel deswegen auch genannt – und zum andern natürlich eine Anhäufung von historischer Bausubstanz, Kulturdenkmale mit alten Schwitzstuben, die sie aus der Gerberzeit noch erhalten haben; beides macht diese Stadtecke eben relativ unverwechselbar, und dank Jahrzehnte langer Sanierungsbemühungen sind diese Häuser auch so gut in Schuss, dass man modernen Komfort in den Wohnungen hat und hier im Fischerviertel tatsächlich leben kann."
Urige Lokale laden zum Verweilen ein und zum Genießen: Ochsenfleisch mit Meerrettichsoße, Maultaschen oder Spätzle, dazu ein Gläschen Trollinger. Hier wird noch echt schwäbische Lebensart zelebriert. Und draußen in den engen Gassen mit den windschiefen Fachwerkhäuschen lässt sich herrlich bummeln.
[O-Töne Touristen:]
"Ich mag ja diese romantischen Gänge hier so gerne, wo man mal sitzen kann, das haben wir leider nicht so."
"Das, was ich hier heute erlebe, das ist phantastisch. Allein die Stadt, die strahlt irgendwas aus – also richtig romantisch schön."
Die meisten Gäste bei unserem Rundgang waren vorher noch nie in Ulm. Gehört aber haben alle schon davon. Allein wegen des geflügelten Wortes "In Ulm, um Ulm und um Ulm herum". Darauf angesprochen, reagiert Stadtführer Uwe Heinoth leicht gereizt – sie können es schon nicht mehr hören, die Ulmer, so scheint es. Und eine tiefere Bedeutung hat der Spruch offenbar auch nicht.
[O-Ton Uwe Heinoth:]
"Eigentlich nichts anderes als ein Zungenbrecher, und wenn Sie den richtig aussprechen wollten, müsste das heißen: 'In Ulm, um Ulm, um Ulm herum.' Also, dieses Und muss draußen bleiben, denn dieses Und erleichtert die Aussprache dieser vielen L, die vom M gefolgt werden. Also, richtig heißt es: 'In Ulm, um Ulm, um Ulm herum.'"
Dann wäre also auch das geklärt. Und damit ist unsere Stadtführung beendet. Jetzt erst einmal ein kühles Bier. Das haben wir uns verdient, und es löst die Zunge. Danach geht es bestimmt viel leichter: "In Ulm, um Ulm, um Ulm herum ..."
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WAS SIE SCHON IMMER ÜBER ULM WISSEN WOLLTEN
- und sich nie zu fragen trauten (?)
- Ulm ist die Geburtsstadt von so berühmten Leuten wie Albert Einstein, Hildegard Knef, Uli Hoeneß und Mike Krüger.
- Ulm hat rund 120.000 Einwohner, zusammen mit der Nachbarstadt Neu-Ulm 170.000.
- Das Ulmer Münster hat etwa 2.000 Sitzplätze. Im Mittelalter, als es noch üblich war, im Gottesdienst zu stehen, fasste es 20.000 Menschen – ungefähr dreimal so viele, wie Ulm damals Einwohner zählte.
- Ulm war Jahrunderte lang freie Reichsstadt, wurde dann 1805 von Napoleon Bayern zugeteilt und bereits 1810 an Württemberg weitergereicht.
- Ulm liegt heute zwar genau an der Landesgrenze von Baden-Württemberg zu Bayern und trotzdem im Herzen des Schwabenlandes, denn jenseits der Grenze erstreckt sich der bayerische Regierungsbezirk Schwaben.
- Der "Schneider von Ulm", Albrecht Berblinger, ging 1811 als erster Mensch mit einem selbst gebauten Flugapparat in die Luft. Vor den Augen des württembergischen Königs wollte er von der Adlerbastion aus über die Donau fliegen. Die Landung allerdings erfolgte – wie einst beim legendären Ikarus – unsanft im Wasser. Schuld war angeblich fehlende Thermik.
- Die "Ulmer Schachteln" – flache Transportboote, mit denen die Donauschwaben zu Tausenden stromabwärts in Richtung Balkan auswanderten – hießen ursprünglich "Zillen". Als "Schachteln" wurden sie von den Neckarschiffern verspottet, später hat sich die Bezeichnung aber durchgesetzt.
- Der "Ulmer Spatz" ist ein Wahrzeichen Ulms. Das Original findet sich auf dem Dach des Münsters wieder. Laut Wikipedia sollen die Ulmer der Sage nach beim Bau des Münsters einen besonders großen Balken angekarrt haben. Aber irgendwie schafften sie es nicht, ihn durch das Stadttor zu bringen. Als sie kurz davor waren, das Tor einzureißen, sahen sie einen Spatz, der einen Zweig im Schnabel trug, um diesen in sein Nest einzubauen. Und dieser Spatz flog mit dem Zweig längs durch das Loch. Da ging dann wohl auch den Ulmern ein Licht auf, und sie legten den Balken der Länge nach auf ihren Karren und nicht quer, wie bisher.
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