Mailand
MARMOR, MODE, MUSIK UND MEHR
- unterwegs in der Metropole Norditaliens
Lange Zeit stand Mailand bei Städtetouristen nicht weit oben auf der Liste der beliebtesten Ziele in Italien. Im Gegensatz zu Rom oder Florenz etwa galt die Wirtschaftsmetropole im Norden als kühl und spröde, lohnenswert allenfalls für Geschäftsreisende und Shopping-Touristen. Dabei hatte Mailand schon immer auch für Kulturinteressierte einiges zu bieten: z.B. den Dom, die Scala oder Leonardo da Vincis "Letztes Abendmahl". Aber erst seit der Expo 2015, als die Augen der ganzen Welt auf Mailand gerichtet waren, scheint es sich überall herumgesprochen zu haben. Die Zahl der Besucher jedenfalls ist seither rasant gestiegen und übertrifft (wenn man die Geschäftsreisenden hinzuzählt) inzwischen sogar die von Rom. Die Hauptattraktionen von Mailand haben vor allem mit Marmor, Mode und Musik zu tun. Es gibt aber noch mehr zu entdecken, und ganz nebenbei stellen Besucher dann fest, dass die Stadt gar nicht so kühl und spröde ist wie ihr Ruf, sondern in den letzten Jahren viel an Lebensqualität und Charme hinzugewonnen hat. Übrigens gerade im Monat Mai präsentiert sich Mai-land von seiner schönsten Seite.
Reportage (rbb-INFOradio, 15.09.2018; Kurzfassungen für SWR4 RP, 24.06.2018):
[Atmo: Vogelgezwitscher im Parco Portello]
Vogelgezwitscher um mich herum, Bäume, Büsche, die etwas Schatten spenden. Dazu ein Teich und ein künstlicher Hügel mit einem spiralförmigen Weg, der nach oben führt. Der Parco Portello am Rande des ehemaligen Messegeländes ist jetzt genau der richtige Ort, um noch etwas auszuspannen, bevor es morgen wieder heimwärts geht. Angelegt hat diese Oase der Ruhe der deutsche Landschaftsarchitekt Andreas Kipar. Ein Park, wo früher ein Werksgelände von Alfa Romeo war.
"Alfa Romeo ist spritzig. Summ, summ, summ! Also, da geht immer was ab. Und wer heute in die Stadt hineinkommt, sieht diese Doppel-DNA, dieser Berg, der hochgeht, alles ist in Bewegung, alles im Fluss ist in dem Park, überall die Spannung, und weil er halt von vielen Infrastrukturen, von Straßen auf drei, vier Ebenen umgeben ist, ist es natürlich 'ne lärmige Gegend, und wenn man im Park ist, verschwindet der gesamte Lärm."
Kaum zwei Stunden zuvor saß mir Andreas Kipar gegenüber, im neuen Bankenviertel von Mailand, an der Porta Nuova, nördlich der Altstadt. Der höchste Wolkenkratzer Italiens steht hier, der Unicredit Tower, 231 Meter hoch inklusive Antenne. Wo früher Industrieanlagen waren, dominieren heute Paläste der Finanzwelt aus Stahlbeton und Glas. Dazwischen aber auch Plätze zum Bummeln, Geschäfte, Restaurants – und viele Grünflächen, sogenannte grüne Strahlen. Auch daran hat der gebürtige Gelsenkirchener entscheidend mitgewirkt. Vor mehr als 30 Jahren kam er hierher und entwickelte einen Masterplan, um Mailand grüner und damit lebenswerter zu machen. Jetzt kann er mit Stolz auf seine Erfolge blicken.
[O-Ton Andreas Kipar:]
"Viele grüne Strahlen, einen großen Park in der Mitte und vor allen Dingen ein neuer Stadtteil, der zwischen Alt und Neu in der Perspektive Grün zeigt. Wir brauchen doch immer beides: Wir brauchen diese urbane Sicherheit, und wir brauchen die grüne Bescheidenheit, die dahinter ist und in die wir uns dann auch mal zurückziehen können. Und das ist genau das, was wir jetzt hier gerade sehen."
In sein Konzept hinein passte auch die Idee des Architekten Stefano Boeri, der so genannte Bosco Verticale: zwei Wohntürme mit ausladenden Balkonen, auf denen sogar Bäume Platz finden und die grauen Betonfassaden dahinter verdecken.
[O-Ton Andreas Kipar:]
"Eine besondere wissenschaftliche Arbeit hat uns geholfen, die richtigen Pflanzen auszuwählen, die Windbelastung auszurechnen, und so hat man jetzt hochgerechnet einen vertikalen Wald. Und dieser vertikale Wald, in dem darf man jetzt auch wohnen. Ein, wie hier viele sagen, ein Eliteprojekt. Persönlich sage ich immer: eine Ikone, die Mailand gerade guttut, weil sie genau dieses Thema, das grüne Thema, nochmal auf den Punkt bringt und weltweit Anerkennung findet."
Sogar bis zur Piazza del Duomo in der dicht bebauten Altstadt ist die grüne Idee vorgedrungen. Dort wurde ein Beet mit Palmen und Bananenstauden angelegt. Ansonsten aber ist die große Piazza vor dem Mailänder Dom eine Steinwüste. Auch sie war früher dicht bebaut, bevor man im 19. Jahrhundert Häuser abgerissen hat, um eine große Freifläche zu schaffen. Zwei Fußballfelder würden hier jetzt locker Platz finden. Für die meisten Touristen ist die Piazza del Duomo erster Anlaufpunkt überhaupt in Mailand, aber auch Einheimische kommen gerne her, um das ganz besondere Flair zu genießen.
[O-Töne Passanten:]
"A me piace questa, è abbastanza suggestivo ...
Mir gefällt dieser Platz. Er ist doch irgendwie faszinierend. Der Dom ist ein Meisterwerk, auf das Italien stolz sein muss. Für Mailand ist dieser Platz etwas Wunderschönes.
... questa piazza sono bellissime."
"Con questa meravigliosa galleria ...
Mit dieser wunderschönen Galerie, mit dem Dom, der ganzen Kunst hier, das ist ein wichtiger Bezugspunkt für Mailand.
... punto di riferimento importante per Milano."
"Trovo, c'è una piazza bella ...
Ich finde den Platz schön. Er ist weiträumig, frei, voller schöner Dinge. Wenn man will, kann man in eine dieser reizenden Bars gehen oder in eine Ausstellung auf der anderen Seite vom Dom. Es gibt einfach so viele Sachen hier.
... di cose ci sono tante."
[O-Ton Eggert Blum:]
"Das Interessante ist: Das ist 'ne gotische Fassade, aber es ist im Grunde 'ne aufgesetzte Gotik. Man sieht, dass die Baumeister damals die Gotik von nördlich der Alpen importiert haben und auf ihren klassizistischen Baustil sozusagen draufgesetzt haben. Das ist 'ne breit angelegte Fassade, anders als die Kathedralen von Reims oder Straßburg, die viel höher sind, und komplett aus Marmor. Der ganze Dom ist aus einem Marmor gebaut, und dieser Marmor wurde im Mittelalter auf dem Tessin-Fluss und dann auf den Kanälen bis hier nach Mailand hinein und auf diesen Bauplatz transportiert."
Reich verziert ist die marmorne Fassade. Da könnte man stundenlang draufstarren und würde immer noch etwas Neues entdecken.
"Besonders die Figuren, nicht nur an der Fassade, sondern an diesen vielen Pilastern, die gen Himmel streben und oben von Figuren gekrönt werden, das ist sehr besonders. Und ganz oben auf dem höchsten dieser Pilaster thront die Mutter Gottes, und der Dom ist ja geweiht – steht hier dran: Maria Nascente, der gebärenden Mutter Gottes. Übrigens ebenso wie der Kölner Dom."
Auch jenseits des Doms kann die Piazza mit prächtigen Gebäuden punkten. Eggert Blum deutet auf den Palazzo Reale, den ehemaligen Königspalast und gleich daneben auf den Palazzo dell'Arengario, der unter Mussolini erbaut wurde. Beide Palazzi beherbergen heute Kunstausstellungen.
[O-Ton Eggert Blum:]
"... Und da ist natürlich der Eingang zur berühmten Galleria Vittorio Emanuele, benannt nach dem ersten italienischen König, die berühmte Galerie Mailands, einmal gebaut, damit die Bürger eben regengeschützt wandeln konnten, und an der Ecke Domplatz/Galleria ist das berühmte traditionelle Café Camparino, eine Stehbar mit sehr schönen Jugendstildekorationen."
Die Bar ist besonders für ihre Cocktails bekannt. Schließlich gehörte sie einst einem gewissen Gaspare Campari, dem Erfinder des berühmten Bitterlikörs. Vor rund 150 Jahren hat er die Bar erworben und sein damals neuartiges Getränk angeblich hier zum ersten Mal ausgeschenkt.
"Quello che vendiamo qui ...
Am meisten verkaufen wir hier den klassischen Campari, schon aus Tradition, erzählt Barkeeper Simone. Aber auch Negroni americano, sbagliati. Viele Zucca. Dann haben wir auch neue Cocktails kreiert wie den Gran Negroni, der mit Grand Marnier gemacht wird, Campari Vermouth Dry, ich weiß gar nicht, was ich Ihnen alles nennen soll.
... e poi non sapré dirle cosa vuole voi."
Na, dann bitte zwei Campari Classico. Salute!
[Geräusch: Gläserklingen]
Weil es dabei nicht geblieben ist, brummt mir am nächsten Morgen noch leicht der Schädel, als mich Elena Brunoli, die offizielle Stadtführerin, im Hotel abholt.
[Atmo:Türen der Tram schließen sich]
Wir nehmen eine der historischen Straßenbahnen aus den 1930er Jahren. Viele dieser nostalgischen Gefährte sind heute noch im Einsatz und haben längst Kultstatus erreicht. Zwar kommt man deutlich langsamer voran als mit der modernen Metro, aber dafür sieht man deutlich mehr von der Stadt.
[Atmo: Türen der Tram öffnen sich]
An der Piazza del Duomo steigen wir aus und beginnen unseren Rundgang dort, wo der gestrige Tag für mich geendet hat: Vor der Bar Camparino am Eingang zur Galleria Vittorio Emanuele, Mailands Konsumtempel Nummer 1.
[O-Ton Elena Brunoli:]
"Die Form der Galleria ist die eines lateinischen Kreuzes, und am Schnittpunkt der Arme befindet sich ein großer achteckiger Platz, über dem sich eine wunderschöne Kuppel aus Glas wölbt."
Die Galerie wird auch "Salotto di Milano", Mailands gute Stube genannt. Hier gibt es seit jeher Bars und Restaurants, Buchhandlungen, aber vor allem eben auch edle Boutiquen der berühmten italienischen Modemacher.
[O-Ton Elena Brunoli:]
"Am Oktagon werden wir Prada sehen, Versace und andere wichtige Firmen. Da die Galleria selbst ein Schaufenster ist, muss man einfach dabei sein, und so sind alle dabei. Aber das Prada-Geschäft am Oktagon ist das erste Prada-Geschäft überhaupt, 1913 eröffnet, als Prada nur Lederwaren herstellte, aber für Lederwaren war Prada damals Hoflieferant, also schon wichtig."
Seit den 1970er Jahren ist Mailand eine Modestadt von Weltrang. Giorgio Armani beispielsweise schaffte in dieser Zeit seinen internationalen Durchbruch. Auch er betreibt natürlich einen Laden in der Galleria. Die Preise allerdings sind hier generell sehr hoch. Modefans mit eher schmalerem Geldbeutel empfiehlt Elena Brunoli deshalb:
[O-Ton Elena Brunoli:]
"Es gibt viele Mode-Outlets, wo man auch berühmte Marken findet, aber die befinden sich außerhalb der Stadt. Sonst gibt es einige wichtige Einkaufsstraßen wie zum Beispiel Corso Buenos Aires. Es ist eine lange Straße mit vielen Geschäften, und da ist nicht alles so teuer. Auch am Corso Vittorio Emanuele direkt hinter dem Dom und an der Via Torino befinden sich nicht allzu teure Geschäfte, in der Galleria aber nicht."
An deren nördlichem Ende stoßen wir auf die Piazza della Scala. Hier steht das vielleicht berühmteste Opernhaus der Welt. Doch von außen wirkt es eher schlicht und klein.
[O-Ton Elena Brunoli:]
"Der praktische Grund dafür ist, dass zur Zeit, als die Scala 1778 eingeweiht wurde, der Vorplatz noch nicht existierte. Natürlich existierte der schöne Palazzo Marino gegenüber der Scala schon, aber zwischen den beiden Gebäuden standen Häuser, und die Fassade des Theaters konnte einfach aus der engen Via Manzoni gesehen werden, eine ziemlich kleine Straße, also brauchte man keine großartige Fassade. Man hätte auch keinen Platz gehabt, um sie zu bewundern."
Innen aber entfaltet sie ihre ganze klassizistische Pracht. Davon können wir uns bei einem kurzen Blick in den Theatersaal überzeugen.
[O-Ton Elena Brunoli:]
"Die Scala hat insgesamt, wenn man Parterre, Logen und Galerien zusammenzählt, etwa 2.030 Sitzplätze. Die Scala-Saison fängt jedes Jahr am 7. Dezember an, das ist der Tag des Heiligen Ambrosisus, unseres Stadtpatrons, und der Eröffnungstag der Scala-Saison ist immer auch ein wichtiger Tag für Mailands Kulturleben."
[Musik: Gefangenenchor aus "Nabucco" von Giuseppe Verdi]
Die Mailänder Scala wurde 1778 eingeweiht und ist mit den Namen der wichtigsten italienischen Komponisten verbunden. Allen voran Giuseppe Verdi, der so etwas wie eine inoffizielle Nationalhymne geschaffen hat. Denn sein "Gefangenenchor" in der Oper "Nabucco" wurde als Protestsong gegen die österreichische Fremdherrschaft in Norditalien verstanden.
"Verdi debütierte 1839 an der Scala, aber den ersten echten großen Erfolg hatte er mit der Premiere von 'Nabucco' 1842. Nach dieser Uraufführung wurde er buchstäblich bis zu seinem Hotel im Triumph gebracht, und mit 'Nabucco' wurde er zum Symbol der Freiheitsbewegung Italiens. Der Name Verdi besteht aus den Anfangsbuchstaben von Vittorio Emanuele Re d'Italia, Viktor Emmanuel, König von Italien. Deswegen schrieben die Patrioten an die Wände: Viva Verdi, es lebe Verdi."
Auch Verdis "Otello" wurde in der Scala uraufgeführt, dazu viele andere bekannte Opern wie Puccinis "Madame Butterfly" oder Bellinis "Norma".
Der wohl bedeutendste Dirigent in der langen Historie des Mailänder Opernhauses war Arturo Toscanini. Anfang des 20. Jahrhunderts wirkte er dort und übernahm auch das Amt des Kunstdirektors.
[O-Ton Elena Brunoli:]
"Er reformierte vieles, unter anderem führte er den Orchestergraben ein. Davor spielte das Orchester auf der Bühne. Zur Zeit Toscaninis wurden Wagners Opern zum ersten Mal aufgeführt, und es war eine Idee Wagners, dass eben das Orchester im Graben spielte."
Auch weltberühmte Ballerinen, Sänger und Sängerinnen haben zum Weltruf der Scala beigetragen. Maria Callas zum Beispiel, die hier seit den 1950er Jahren große Erfolge feierte.
[Musik: Maria Callas]
Wer wollte beim Klang dieser Stimme nicht mal eine Opernaufführung in der Scala miterleben? Aber leider ist es schwierig an Tickets zu kommen, und billig sind sie schon gar nicht.
[O-Ton Elena Brunoli:]
"Es gibt Karten für Studenten auch zu 20 Euro für Nachmittagsaufführungen, aber die eigentlichen Aufführungskarten können normalerweise bis zu 250 Euro kosten und für die Premiere am 7. Dezember bis zu 2.500 Euro, aber man ist eben an der Scala."
Das eigentliche Highlight der Stadtführung haben wir uns für den Schluss aufgehoben: Eine Besichtigung der drittgrößten Kirche der Christenheit nach dem Petersdom in Rom und der Kathedrale von Sevilla. Das nämlich ist der Mailänder Dom.
[Atmo: Domgeläut]
Vor dem Eingang aber heißt es erst einmal Schlange stehen und die Sicherheitskontrollen zu passieren. Dann treten wir ein in diesen riesigen Kirchenbau, der aus einem Hauptschiff und vier (!) Nebenschiffen besteht. Alles, wie schon erwähnt, aus weißem Marmor vom Lago Maggiore:
[O-Ton Elena Brunoli:]
"Man hat aus Marmor gebaut, weil eben der Herzog Gian Galeazzo Visconti, der damals regierte, ein sehr ehrgeiziger Politiker war und ganz Europa ein Zeichen seiner politischen Ambition geben wollte. Deshalb hat er auf Modelle der sogenannten internationalen Gotik geschaut. Die großen französischen Kathedralen waren schon errichtet worden, als der Dombau anfing am Ende des 14. Jahrhunderts. Deswegen hat eben der Herzog sich dazu entschlossen nicht, wie am Anfang vorgesehen, aus Backstein zu bauen, sondern aus Marmor."
Durch die teils Jahrhunderte alten Buntglasfenster fällt genügend Tageslicht, um auch alle Details dieses architektonischen Wunderwerks zu erkennen.
[O-Ton Elena Brunoli:]
"Eine Besonderheit unseres Doms sind diese wunderschönen Riesenkapitelle an den Säulen. Das ganze Gewicht der Gewölbe ist hier am Dom nur durch die Säulen getragen. Normalerweise verteilt sich das Gewicht bei gotischen Kirchen auf die Außenpfeiler. Der Dom hat auch Außenpfeiler, aber nur zu ästhetischen Zwecken, und diese Riesenbündelsäulen tragen das ganze Gewicht, und sie sind mit diesen Riesenkapitellen in achteckiger Form verziert, jedes Kapitell erhält eine oder zwei Reihen Statuen, uns so kann man nur an diesen Säulen einige hundert Statuen zählen."
[O-Ton Elena Brunoli:]
"Eine Besonderheit unseres Doms sind diese wunderschönen Riesenkapitelle an den Säulen. Das ganze Gewicht der Gewölbe ist hier am Dom nur durch die Säulen getragen. Normalerweise verteilt sich das Gewicht bei gotischen Kirchen auf die Außenpfeiler. Der Dom hat auch Außenpfeiler, aber nur zu ästhetischen Zwecken, und diese Riesenbündelsäulen tragen das ganze Gewicht, und sie sind mit diesen Riesenkapitellen in achteckiger Form verziert, jedes Kapitell erhält eine oder zwei Reihen Statuen, uns so kann man nur an diesen Säulen einige hundert Statuen zählen."
Elena Brunoli hat nicht zu viel versprochen. Der Besuch des Doms ist wirklich der Höhepunkt unseres Rundgangs. Auch andere Besucher sind fasziniert und haben noch einen weiteren heißen Tipp parat:
[O-Töne Touristen:]
"Ja, es ist definitiv beeindruckend, vor allem ist es so gewaltig, riesig, mit den Säulen. Wir waren auch oben auf der Terrasse, und mit den ganzen Zinnen und Verschnörkelungen und wie verschlungen das alles ist da oben, ist schon echt atemberaubend."
"Wenn Sie von dem Dom auf die Menschen gucken, das sieht aus, als wär's so ein kleines Schachbrett, und die bewegen sich da wie so kleine Schachfiguren – das fanden wir extrem beeindruckend."
Dann also nichts wie rauf aufs Dach. Das geht mit dem Fahrstuhl, vor dem sich ebenfalls lange Warteschlangen bilden, oder über die Treppe. Fast 300 Stufen sind's bis ganz nach oben. Da kommt man schon ein wenig ins Schwitzen, aber dafür geht’s deutlich schneller. Und die Mühe lohnt sich:
[O-Töne Touristen:]
"Auf jeden Fall, ist schon beeindruckend."
"Weil's schön aussieht, weil man auf dem Dach 'rumlaufen kann."
"Schönes Wetter, man hat 'ne gute Übersicht über Mailand. Dann noch so die Architektur und so – macht schon einiges her."
Bei klarer Luft zeichnen sich am Horizont die Alpen ab. Heute aber reicht der Blick nur bis zur neuen Skyline an der Porta Nuova, dem Hochhausviertel mit grünen Strahlen, für die Andreas Kipar gesorgt hat. Und der deutsche Landschaftsarchitekt will sich mit dem Erreichten nicht zufrieden geben, sondern die Erfahrungen, die er hier in der Stadt gemacht hat, ins Umland exportieren. Mehr als 200 Städte und Gemeinden, sagt er, warten nur darauf, in sein grünes Netzwerk mit eingebunden zu werden. Oasen der Ruhe sind eben überall Mangelware.
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