Wild Wild West 4


GIGANTEN AUS STEIN
- Mount Rushmore und Crazy Horse Memorial

Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Rot und Weiß gehören, Gott sei Dank, der Vergangenheit an. Dennoch ist das Verhältnis nach wie vor gespannt. Die Rivalität zwischen den Ureinwohnern und den Nachkommen der Eindringlinge von außen wird mittlerweile mit anderen Mitteln ausgetragen – zum Beispiel mit künstlerischen. Mitten in den Black Hills haben weiße und rote Amerikaner überdimensionale Kunstwerke errichtet, die heute zu den (im wahrsten Sinne des Wortes) größten Sehenswürdigkeiten des Wilden Westens gehören.

Titelfoto: Präsidentenköpfe am Mount Rushmore

Reportage (Radio hr3, 03.09.2000):

[Musik: US-Nationalhymne]

Eine große Nation braucht ein großes Monument, meinte Bildhauer und Patriot Gutzon Borglum. Und so schuf er ein gigantisches: vier in den Felsen des Mount Rushmore gehauene Präsidentenköpfe. George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Jeder Kopf 18 Meter hoch, jeder Kopf ein Sinnbild der amerikanischen Demokratie. In den Dreißiger Jahren entstanden, faszinieren sie noch heute Massen von Besuchern.

[O-Ton Dan Wake:]
"Most people, I think, generally when ...
Die meisten Leute, wenn sie das Monument zum ersten Mal sehen, wundern sich einfach, wie es gemacht wurde, weil es so riesig ist, hat Dan Wake vom Besucherzentrum festgestellt. Und sobald sie das verstanden haben, betrachten sie es mehr aus einer patriotischen Sichtweise. Es ist schon eine sehr emotionale Angelegenheit.
... very emotional context and form."

Emotionen wecken die vier Kolosse aber nicht nur bei den Besuchern aus Minnesota, Virginia oder New York City. Auch der Gast aus Übersee kann den Blick nur mit Mühe wieder abwenden.

[O-Ton Tourist:]
"Es is' schon Bewegendes dabei. Vor allem vor diesem Hintergrund – toller blauer Himmel, die Wälder drum rum."
 - Und könntest du dir vorstellen, dass man so was auch in Deutschland errichten könnte, meinetwegen mit den Bundeskanzlern Adenauer, Willy Brandt, Helmut Kohl?
"Nur wenn man Lacheffekte hervorrufen will, eigentlich. Obwohl – unser Herr Dr. Kohl hat ja ein schönes Profil. Der würd' sich in Stein sehr gut machen. Den würd' mer auf'n ersten Blick auch erkennen."

Abraham Lincoln
Entwurf des kompletten Memorials
Kopf von Crazy Horse

Na ja, man muss den Amis ja nicht alles nachmachen...
Tatsächlich aber hat Mount Rushmore längst seine Nachahmer gefunden. Die vier Symbole weißer Machtausübung ließen die Indianer nicht ruhen. Drum beauftragten sie den aus Polen stammenden Bildhauer Korczak Ziolkowski, ein noch größeres Monument zu schaffen. Und so entsteht seit den späten Vierziger Jahren das Crazy Horse Memorial, ein steinernes Reiterstandbild des legendären Sioux-Häuptlings.

[Musik: "On a hill in South Dakota ..."]

[O-Ton Jadwiga Ziolkowski:]
"The intention for the project ...
Es sollte der Erhaltung des indianischen Kulturerbes dienen, erklärt Jadwiga Ziolkowski, eine Tochter des verstorbenen Künstlers. Die Weißen sollten wissen, dass auch die Indianer große Helden hatten.
... had great heroes also."

Das Projekt allerdings geht nur schleppend voran, weil die Indianer keine Zuschüsse aus Washington akzeptieren. Das Crazy-Horse-Denkmal wird nur mit Eintrittsgeldern und Spenden finanziert. Und so hat es genau 50 Jahre gedauert, bis wenigstens das 27 Meter hohe Gesicht des Häuptlings enthüllt werden konnte. Dennoch hat die Familie des Künstlers, die das Projekt weiterführt, keine Zweifel - eines fernen Tages wird es vollendet sein.

[O-Ton Jadwiga Ziolkowski:]
"Oh, sure it will. Yeah, I don't have a doubt in my mind. It'll be done."

 

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