Weinviertel 1
DA IST PFEFFER DRIN
- über das spezielle Wesen des Grünen Veltliners
Wer in Österreich eine Weinkarte studiert, findet meist ganz oben auf der Liste den Grünen Veltliner. Diese Weißweinsorte stammt zwar ursprünglich aus Norditalien, ist aber längst typisch geworden für die Alpenrepublik. Angebaut wird sie vor allem auf den Lössböden des Weinviertels. Grüner Veltliner macht in der Region etwa 80 Prozent der gesamten Rebfläche aus. Der Wein gilt als leicht, fruchtig und erfrischend. Sein pfeffriger Geschmack ist unverwechselbar. Deshalb hat er viele Freunde gefunden. Nicht nur in Österreich. Aber gerade dort genießt er Kultstatus.
Reportage (Radio hr4, 11.10.2014:)
[Musik: Jimmy Schlager singt "Mein GV"]
"Was der Sake für'n Japaner, was der Raki für'n Albaner,
Is für mi, was sag'n denn Sie?
Was kann des sein?
Doch nur an Wein."
Und für Liedermacher Jimmy Schlager, im Weinviertel geboren, kommt überhaupt nur ein Rebensaft in Frage. Der Grüne Veltliner natürlich, abgekürzt "GV". Auch für den jungen Biowinzer Stefan Mehofer vom Neudeggerhof bei Großriedenthal ist der GV die klare Nummer 1:
[O-Ton Stefan Mehofer:]
"Im Weinviertel spielt er natürlich die größte Rolle, hat den größten Sortenanteil, gerade speziell, was jetzt der Exportbereich ist, ist natürlich Grüner Veltliner aus Österreich sehr gefragt, weil es etwas ganz Österreich-typisches ist."
[Musik: Jimmy Schlager singt "Mein GV"]
"Es is der Grüne schon a ganz a eigne Sort'n,
So was beschreibt mer ganz unmöglich nur mit Wort'n."
Stimmt. Wein muss man verkosten. Stefan Mehofer versucht es trotzdem, das spezielle Wesen des GV in Worte zu fassen:
"Das Charakteristische am Grünen Veltliner ist, dass er sehr gut in unser Klima passt. Grüner Veltliner bringt von sich aus eine Frische, eine Würze, hat eine schöne Säurestruktur, passt einfach sehr gut ins Gebiet."
Drum ist er so beliebt. Dabei genoss Wein aus Österreich lange Zeit keinen guten Ruf. Der Glykolskandal von 1985 ist bis heute unvergessen. Aber auf den Verkauf hat er längst keinen Einfluss mehr, sagt der Jungwinzer. Der Skandal habe in seiner Branche sogar ganz neue Kräfte freigesetzt:
[O-Ton Stefan Mehofer:]
"Für Österreich war das in den 80er Jahren ein irrsinniger Qualitätsschub, und wenn man jetzt international sieht, speziell Grüner Veltliner, wird man immer Spitzenweine im vorderen Bereich international mit finden, und da hat sich einfach Österreich sehr gut daraus entwickelt. War vielleicht auch sehr gut, dass es stattgefunden hat, und so sind wir jetzt an der Spitze vorne wieder mit dabei."
Und das gilt nicht nur für den GV und andere Weißweine. Auch wer lieber einen Roten trinkt, muss nicht verdursten.
[O-Ton Stefan Mehofer:]
"Hauptsorte im Weinviertel ist der Zweigelt, weil es eben auch eine Sorte ist, die gut in unser Klima passt. Zweigelt ist eine Sorte, die in Klosterneuburg, also auch in unserer Region, vor hundert Jahren gezüchtet worden ist und somit auch speziell für dieses Klima gedacht ist. Es sollten nicht zu mächtige Weine sein, sondern eher fruchtbetonte strukturierte Rotweine auch."
Schön und gut, mag der Liedermacher Jimmy Schlager dazu sagen. Denn für ihn – und nicht nur für ihn – ist das einzig Wahre nun mal sein GV. Ganz egal wie:
[Musik: Jimmy Schlager singt "Mein GV"]
"Du kanns ean Nippen und beim Prosten,
Ean nur schluckenweise kosten
Oder di aa so wie i einfach besaufen wie noch nie!"
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PRICKELNDES VERGNÜGEN
- Sekt aus dem Weinviertel
Grüner Veltliner wird nicht nur als Wein getrunken, er dient auch als Grundlage für Sekt. Zusammen mit anderen Weißweinsorten aus der Umgebung wie Welschriesling, Riesling, Chardonnay oder Weißburgunder liefert ihn das Weingut Riegelhofer in Poysdorf an Österreichs älteste Sektkellerei Schlumberger in Wien. Das Weinviertel liegt auf dem selben Breitengrad wie die Champagne, das Klima eignet sich deshalb auch besonders gut für edle Sekte, und das Städtchen Poysdorf gilt als Österreichs Sekt-Hochburg.
Familie Riegelhofer hat in Zusammenarbeit mit Schlumberger eine "Sektwelt" im Kellergewölbe des ehemaligen Kapuzinerklosters von Poysdorf aufgebaut. Die Ausstellung gibt Einblicke in die Herstellung des prickelnden Vergnügens und in die Geschichte der Sektkellerei Schlumberger, deren Gründer und Namensgeber Robert Schlumberger einst sein Handwerk in der Champagne erlernte und später zum k.u.k.-Hoflieferanten ernannt wurde.
Doch wie es überhaupt dazu kam, dass Wein ein zweites Mal vergoren wurde und so auf wundersame Weise Sekt entstand, ist eine kuriose Geschichte, an dieser Stelle erzählt von Gertrude Riegelhofer:
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