Thüringens Südwesten 2


ZEITLUPE
- eine gemütliche Paddeltour auf der Werra

Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen ist geprägt von zwei Mittelgebirgen: der Rhön im Westen und dem Thüringer Wald im Osten. Mittendurch schlängelt sich die Werra. Sie entspringt bei Fehrenbach ganz im Süden Thüringens; nach ziemlich genau 300 Kilometern vereinigt sie sich bei Hann. Münden im Süden Niedersachsens mit der Fulda zur Weser. Ab dem Ort Henfstädt ist die Werra zum Kanufahren geeignet. Einer der beliebtesten Abschnitte für Paddler befindet sich wenige Kilometer flussabwärts zwischen Meiningen und Schwallungen. Dort betreibt Andreas Pfannstiel einen Bootsverleih. Und er nimmt mich mit zu einem wunderbar entschleunigten Naturerlebnis durch die "Prachtregion":

Reportage (Radio SWR4 RP, 22.09.2019):

Mit vereinten Kräften lassen wir das Boot zu Wasser. Ziemlich seicht ist es in den trockenen Sommermonaten. Deshalb nehmen wir einen Canadier mit flachem Kiel. Mit an Bord ist auch Eric, der sechsjährige Sohn von Andreas Pfannstiel. Bevor wir lospaddeln, gibt der Kanu-Experte eine kurze Einweisung:

[zum Anhören klicken: O-Ton Andreas Pfannstiel]

"Zuallererst die Aufteilung, wer im Boot vorne sitzt, wer im Boot hinten sitzt."
- Und wovon hängt das ab?
"Möglichst der Schwerere sollte hinten sitzen im Boot oder auch der mit der meisten Erfahrung. Dann lässt sich das Boot leichter lenken. Der muss das so machen, dass das Boot dahin fährt, wo es hinfahren soll und nicht dahin, wo das Boot fahren möchte."

Start der Kanutour
Eric Pfannstiel
Andreas Pfannstiel

[Atmo: Paddeln]

Klein-Eric und ich sitzen vorne und paddeln links, der erfahrene Andreas sitzt hinten und paddelt rechts. 19 Flusskilometer liegen vor uns, 19 Kilometer ohne ein einziges Wehr. Das bedeutet: unterwegs kein lästiges Aussteigen, Umtragen und Wiedereinsteigen. Für Andreas Pfannstiel nicht nur deshalb einer der schönsten Abschnitte überhaupt auf der Werra:

[O-Ton Andreas Pfannstiel:]
"Der Fluss ist nicht begradigt hier oben in unserem Bereich. Man hat alles noch naturbelassen, hat immer leichte Strömung, sehr abwechslungsreich, und auch von der Landschaft eben sehr schön. Da vorne sieht man gerade 'n Eisvogel wegfliegen..."

Später sehen wir noch einen zweiten. Auch eine Schwanenfamilie begleitet uns für eine Weile. Sie hat etwa das gleiche gemächliche Tempo drauf wie wir. Selbst der Fluss scheint in Zeitlupe zu fließen. Das Paddel wird nur eingesetzt, um die Fahrtrichtung zu halten, nicht um schneller voranzukommen. Am liebsten möchte man sich ewig so weiter treiben lassen. Dabei gäbe es entlang der Strecke lohnenswerte Ziele für einen Zwischenstopp:

Schwanenfamilie begleitet uns
Fachwerkstadt Wasungen
Schloss in Meiningen

[O-Ton Andreas Pfannstiel:]
"Meiningen ist eben auch sehr sehenswert: das Meininger Theater, das Schloss Elisabethenburg, Goetz-Höhle kann man sich anschauen. Oder jetzt hier gerade in Wasungen – Karnevalshochburg, Karnevalsmuseum, kann man Stadtführungen machen, auf die Burg hochlaufen. Es gibt schon viele Möglichkeiten, was man machen kann."

Zur Not auch vor oder nach der Kanutour. Und so bleiben wir im Boot bis zum ersten Wehr in Schwallungen. Dort ziehen wir es mit vereinten Kräften wieder aus dem Wasser. Jetzt noch ein kurzer Fußmarsch zum Bahnhof. Von da geht es mit dem Zug zurück nach Meiningen. Wesentlich zügiger sozusagen, aber die Werra weiterhin ständig im Blick.

 

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