Tansania 3

DIE KRIEGER DER SAVANNE
- Besuch in einem Massai-Dorf

Die meisten reisen nach Tansania wegen der interessanten Tiere. Aber es gibt natürlich auch interessante Menschen in dem ostafrikanischen Land. Zu den interessantesten gehören zweifelsohne die Massai, ein stolzes Volk von Hirten und Kriegern, das erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts von Norden in die Savannen des heutigen Tansania eingewandert ist. Einst waren sie Nomaden. Heute sind die meisten von ihnen sesshaft geworden. Doch an ihrer streng hierarchischen Kultur halten sie eisern fest. Die so genannten Segnungen der Zivilisation betrachten sie mit großer Skepsis. Autos und Fernsehapparate bedeuten ihnen nichts. Wichtig sind den Massai vor allem ihre Rinder und die enge dörfliche Gemeinschaft.

Reportage (Radio hr3, 03.07.2005):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[Atmo: Massai-Gesänge]

Mit einem Willkommenslied werden wir in dem kleinen Dorf Irikeepusi empfangen. Und willkommen heißt uns auch der junge Krieger Obedi, der sich selbst als Assistent des Häuptlings bezeichnet.

[O-Ton Obedi: Begrüßuung in Massai-Sprache]

Er trägt wie alle Massai einen roten Umhang. Daran sind sie schon weitem zu erkennen. Und diese Farbe haben sie nicht ganz zufällig gewählt, wie uns Obedi in recht passablem Englisch erklärt.

[O-Ton Obedi:]
"The red colour means protection ...
Die rote Farbe bedeutet Schutz vor wilden Tieren. Deshalb tragen wir Rot. Wenn wilde Tiere uns von Ferne sehen, kriegen sie Angst, weil wir sie früher gejagt haben. Sie halten die rote Farbe für Blut.
... he sees it like blood."

Ständchen zur Begrüßung
Kinder in Schuluniformen
Hirte mit Rinderherde

Auch während unseres Gesprächs legt Obedi seine Waffen nicht ab. Er trägt den traditionellen Knüppel, mit dem die Massai ihre Rinder durch die Savanne treiben, und den ebenso traditionellen Speer, mit dem sie sich und ihr Vieh gegen Angreifer verteidigen. Früher durfte ein junger Krieger erst heiraten, wenn er einen Löwen getötet hatte. Aber jetzt ist das zumindest hier innerhalb des Ngorongoro-Schutzgebiets nicht mehr möglich.

[O-Ton Obedi:]
"Nowadays we are under Ngorongoro Conservation Area Authoritiy ...
Heutzutage verbietet uns die Parkverwaltung, Tiere ohne Erlaubnis zu töten. Wenn zum Beispiel ein Tier unsere Herden angreift, müssen unsere Krieger das dem Ngorongoro Headquarter melden. Dann wird der Löwe getötet oder von diesem Park in einen anderen Park gebracht.
... send the lion from this park to another park.

Gegen einen Obolus von umgerechnet etwa fünf Euro dürfen wir fotografieren und uns frei im Dorf bewegen. Irikeepusi, das sind nur ein paar einfachste Hütten aus Holz und Kuhmist. Innen ist es eng und düster. Der Rauch der Feuerstelle verpestet die Luft. In einer solchen Hütte leben oft zehn, zwölf Personen, streng nach Geschlechtern getrennt. "Schöner wohnen" sieht anders aus. Aber diese Lebensweise erregt bei uns Touristen nicht nur Abscheu, sie nötigt auch Respekt ab.

Obedi
Mutter mit Kind
Massai-Krieger in seiner Hütte

[O-Töne Touristen:]
"Obwohl sie für unsere Verhältnisse extrem primitiv leben, scheinen sie relativ selbstbewusst von ihrer Lebensart zu sein, die für uns ja sehr primitiv ist mit Hütten aus Kuhmist und ihrem Gebräu, was sie trinken aus Milch und Blut."
"Ich bin fasziniert, weil sie praktisch ihre Tradition aufrechterhalten, obwohl schon vor dreißig Jahren gesagt wurde, die Massai haben wenig Zukunft. Aber wie ich sehe, hat sich da wenig geändert, sie leben ihre traditionelle Lebensweise weiterhin wie vor vielen Jahren."

Und doch hat sich vieles bereits geändert. Junge Massai-Frauen dürfen nicht mehr beschnitten werden, junge Krieger verlassen ihre Dörfer und arbeiten als "Askaris" – als Wachmänner – in den Städten. Der Druck von außen wächst. Aber Obedi hofft, dass sein Volk noch lange widerstehen kann.

[O-Ton Obedi:]
"You know nowadays Maasai ...
Heutzutage gehen Massai in die Schule, sie wollen das tun, was andere Leute auch tun. Aber das ist nicht gut, denn wir sind doch so berühmt. Deswegen seid ihr hier. Ihr sollt ruhig kommen und die Traditionen der Massai kennen lernen, denn auf der ganzen Welt gibt es keinen Volksstamm, der  seiner Kultur so treu ist wie die Massai.
... follow their culture like Maasai."

 

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Video:
"Lasset uns singen, tanzen und springen" – beim Begrüßungstanz hüpfen Massai-Männer aus dem Stand bis zu 80 cm hoch

 

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Hier geht's auf koloniale Spurensuche und zur Reportage Tansania 4.