Saar-Hunsrück-Steig 1
PANORAMA UND PORZELLAN
- von Orscholz nach Britten
Jeder fängt mal klein an, heißt es gemeinhin. Für den Saar-Hunsrück-Steig gilt das nicht. Er fängt gleich ganz groß an – mit dem wohl spektakulärsten Panorama des Saarlands und einem der schönsten Panoramen in Deutschland überhaupt. Tief im Tal unterhalb des Mettlacher Ortsteils Orscholz ändert die Saar ihre Richtung, sie wendet sich um 180 Grad und bildet dabei ein gigantisches U. In schwindelnder Höhe, knapp 200 Meter oberhalb des Wendepunkts der Saarschleife, beginnt er, Deutschlands schönster Fernwanderweg. Hier ist der Start für die erste, gut 18 Kilometer lange, Tagesetappe nach Britten. Ein Einstieg, der Eindruck macht.
Reportage (Radio hr4, 22.05.2010):
[O-Töne Wanderer:]
"Wunderbar."
"Vorzüglich, also beeindruckend, einmalig."
"Traumhaft schön."
Das Panorama am Aussichtspunkt Cloef löst Begeisterung aus. Nirgendwo sonst kann man die Saarschleife so gut überblicken. Zu unseren Füßen ein blaues Band, das sich tief in den Schiefer des Hunsrücks eingegraben hat. Formvollendet, als wäre es das Werk eines Bildhauers, und mitten in der Natur.
[O-Ton Peter Klein:]
"Wir sehen das jetzt auch heute Morgen, dass es hier sehr ruhig ist, dass diese natürliche Stille die Landschaft prägt, diese Aussicht auch mit beeinflusst, und wir haben hier tatsächlich die glückliche Situation, dass sowohl die Eisenbahn wie auch die Autostraße eben nicht entlang des Flusses durch die Schleife geführt wurden und von daher die Schleife tatsächlich dem Wanderer, dem Radfahrer und dem stillen Betrachter überlassen."
Nur schwer können wir uns von dem Aussichtspunkt trennen, aber Peter Klein, unser ortskundiger Führer, kündigt noch weitere herrliche Panoramen an. Auf dem Weg nach Mettlach öffnen sich immer wieder Lücken im Wald, die Ausblicke auf die Saarschleife gewähren. Nicht nur deshalb gehört die erste Etappe des Saar-Hunsrück-Steigs zu Peter Kleins Lieblingsetappen:
"Als Wanderer mag ich besonders diese pfadigen Passagen, die wie hier jetzt entlang der Saar wirklich den Weg zu einem kontemplativen Erlebnis machen. Wenn man jetzt auch nicht in einer größeren Gruppe, sondern alleine oder mit wenigen Personen wandert, hier tatsächlich ein ruhiges, ein stilles, ein besinnliches Erlebnis auf diesen Pfaden hat, was man so auf vielen anderen Wanderwegen gar nicht mehr erlebt."
Nach rund anderthalb Stunden erreichen wir Mettlach. Die ganze Gemeinde ist geprägt von der traditionsreichen Porzellan-Manufaktur Villeroy & Boch. Das Museum des Unternehmens zeigt weltbekannte Produkte aus mehr als zwei Jahrhunderten – vom edlen Tafelgeschirr bis zur schlichten Badezimmer-Keramik. Aber auch weniger Bekanntes, zum Beispiel kunstvoll bemalte Fliesen.
[O-Ton Museumsführer Bertold Lackas:]
"Man hat dann ein Fliesenwerk hier gebaut in Mettlach, 1869, das größte Fliesenwerk der Welt damals. Da haben nur in dieser Fliesenfabrik 3700 Menschen gearbeitet. Diese Fliesen waren in ganz Europa in Kathedralen, ob in Köln oder bis St. Petersburg. Sogar in Russland hießen diese Fliesen Mettlachi. Und dieses Intarsienmosaik, da können Millionen Menschen drüber laufen, das geht nie kaputt."
Das Museumscafé ist komplett mit solchen Fliesen ausgekleidet. Hier nehmen wir eine kleine Erfrischung zu uns. Mittagessen aber gibt es erst auf Schloss Ziegelberg, früher Wohnsitz der Industriellenfamilie Boch, heute ein Restaurant mit echt saarländischen Spezialitäten. "Bettsäächer-Salat" etwa aus frühlingsfrischem Löwenzahn.
Und eine solche Stärkung können wir gut gebrauchen, denn bis zum Etappenziel in Britten sind noch zwölf Kilometer zu laufen.
__________________________________________________