Peloponnes 2
WANDERER, KOMMST DU NACH SPARTA
- auf zum höchsten Gipfel im Taygetos-Gebirge
"Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl." – So übersetzte einst Schiller die Inschrift eines Grabsteins für die spartanischen Krieger, die in der Schlacht an den Thermopylen gefallen waren. Das antike Sparta exisitiert längst nicht mehr. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Stadt wiedergegründet. Wegen ihrer Nähe zum Taygetos-Gebirge ist sie heute Zentrum für Wanderfreunde aus aller Welt. Der rührige Bergsteiger-Verband in Sparta unterhält Schutzhütten und sorgt für ausreichende Beschilderung. Deshalb stehen dem Wanderer von heute viele Wege zur Auswahl. Eine der beliebtesten Touren führt auf den Profitis Ilias, mit 2407 Metern der höchste Gipfel des Peloponnes. Der "Prophet Elias" – wie die deutsche Übersetzung lautet – thront über der südlichen Provinz Lakonien. Seine Spitze sieht aus wie eine Pyramide; schon von weitem ist sie zu sehen. Und wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, dann muss der Prophet eben zum Berg kommen.
Reportage (Radio hr4, 28.07.2007; hr-iNFO, 11.08.2007; rbb-INFOradio, 14.06.2008):
Schnell noch mal die Ausrüstung checken: Vor allem auf Sonnenschutz, eine Kopfbedeckung und genügend Wasser kommt es an. Sogar hier oben am Beginn des Aufstiegs zum Profitis Ilias, auf gut 1.600 Metern, ist es sommerlich heiß. Schon früh am Morgen. Und von nun geht's nur noch bergauf.
[O-Ton Manto Sinodinou:]
"There are two ways to go to the top ...
Es gibt zwei Wege hinauf auf den Gipfel, verkündet Manto Sinodinou, unsere Bergführerin. Der normale und ein anderer direkt an der Wand der Pyramide entlang. Da muss man klettern und die Hände zu Hilfe nehmen. Der ist schwieriger. Der normale ist leichter.
... the usual path, it's more easier."
Na, dann nehmen wir doch lieber den normalen Pfad, der in einem weiten Zickzack hinaufführt. Das wird anstrengend genug bei den Temperaturen. Zum Glück führt die erste Etappe vom Parkplatz an der Schutzhütte aufwärts noch durch bewaldetes Gebiet. Die dunklen Tannen erinnern sogar ein bisschen an den Schwarzwald und lassen fast vergessen, dass wir uns auf dem Peloponnes befinden.
[Atmo: Schritte]
Behutsam schreiten wir voran. Auf dem steinigen Untergrund kommt man leicht ins Rutschen. Nach ungefähr einer halben Stunde haben wir die Baumgrenze erreicht. Der Bewuchs wird spartanischer. Es gibt nur noch Sträucher und Blumen. Viele davon, erklärt uns Manto, kommen nur in dieser Gebirgsregion vor. Schon jetzt sind wir nass geschwitzt, aber glücklicherweise hat sich eine Wolke vor die Sonne geschoben. Das macht den mühsamen Aufstieg erträglicher. Wieso zieht der Profitis Ilias wohl so viele Wanderer in seinen Bann?
[O-Ton Manto Sinodinou:]
"The path is easy enough ...
Der Weg ist nicht allzu schwer, meint unsere Bergführerin, man braucht nur etwa drei Stunden hinauf. Die Aussicht ist hervorragend – und es ist eben der höchste Berg des Peloponnes. Das ist wohl der Grund.
... that's the reason why, I think."
Tatsächlich wird die Aussicht immer besser, je höher wir kommen. Tief unter uns können wir in der Ferne die Dächer von Sparta ausmachen. Und der wunderbare Blick gibt immer wieder einen guten Vorwand ab, um eine kurze Rast einzulegen. Doch die drei Stunden sind noch nicht ganz vorüber, als wir schließlich den Gipfel der Pyramide erreichen.
[Atmo: Zischen beim Öffnen der Getränkedose]
Jetzt erst einmal eine kühle Limo zur Belohnung. Ein älteres Ehepaar aus Norwegen, das wir hier oben treffen, kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die beiden kennen das Gefühl. Der Aufstieg war anstrengender, als sie dachten, sagen sie. Aber es hat sich gelohnt.
[O-Töne Touristen:]
"We have been in Greece ...
Wir waren schon oft in Griechenland, in Kardamili, und da haben wir diesen Gipfel jedesmal vom Strand aus gesehen. Und schon vom ersten Mal an wollten wir hier rauf.
... to go to the top."
"We saw three fingers ...
Wir haben die drei Finger des Peloponnes gesehen, Kardamili, Kalamata und das Meer. Es war wunderschön.
... it was beautiful."
Kaum drei Stunden später stehen wir wieder unten auf dem Parkplatz vor der Schutzhütte des Bergsteiger-Clubs. Mit leichten Schmerzen in Knien und Waden. 800 Höhenmeter rauf und wieder runter stecken uns in den Knochen. Der Profitis Ilias hat es eben in sich. Das weiß auch Manto. Und deshalb bedankt sie sich bei uns zum Abschied – gar nicht lakonisch – in ihrer Muttersprache:
[Atmo-Ton Manto Sinodinou, griechisch:]
Es war ein schöner Tag, sagt sie, und ich hoffe, auch für euch. Und natürlich hoffe ich, dass wir uns irgendwann wiedersehen, hier im Taygetos-Gebirge.
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