Osterinsel 2
DER ZAHN DER ZEIT
- die Moai in Gefahr
Die Moai auf der Osterinsel sind bis zu 800 Jahre alt und wurden möglicherweise für die Ewigkeit geschaffen. Aber der Zahn der Zeit hat vielen mächtig zugesetzt. Wind und Regen nagen an dem weichen Tuffgestein und drohen die Skulpturen langsam aber sicher zu zerstören. Deshalb ist die Berliner Firma Maar, erfahren in Sachen Denkmalpflege, von den Vereinten Nationen beauftragt worden, die Moai zu konservieren. Anfang des Jahres (2004) reisten der Chemiker Peter Friese und der Bauingenieur Thomas Bolze auf die Südseeinsel, um die Schäden zu dokumentieren und die beste Konservierungsmethode zu finden.
Reportage (Radio hr4, 09.04.2004; hr-iNFO, 27.11.2004):
Mit Fotoapparat und Notizblock streift Thomas Bolze über die Insel und nimmt jeden Moai sorgfältig unter die Lupe. Die Dokumentation ist der erste Schritt zur Restauration. Und der Anblick, der sich dem Baustoff-Experten aus dem fernen Deutschland bietet, bereitet ihm Sorgen.
[O-Ton Thomas Bolze:]
Wir sehen da noch einzelne, die kaum als solche erkennbar sind, also im Grunde genommen wie ein großer Felsstein oder Findling wirken, ohne nachvollziehbare Details und Konturen. Und dann gibt's einzelne, die wirken noch sehr gut in ihrem Zustand. Man erkennt noch selbst so kleine Details wie Kordeln oder Schleifen. Insgesamt ist aber die Situation sehr bedenklich bei der Mehrzahl der Skulpturen."
Risse sind entstanden, Feuchtigkeit ist eingedrungen und hat den Stein quasi von innen heraus gesprengt. In vier Schritten wollen die deutschen Denkmalpfleger die Moai wieder auf Vordermann bringen: Zunächst austrocknen, dann Konservierungsmittel auftragen und entstandene Risse verfüllen. Abschließend mit Wasser abweisenden Substanzen behandeln, um sie gegen weitere Erosion zu schützen. Aber bis dahin sei es noch ein weiter Weg, meint Bolzes Kollege Peter Friese.
[O-Ton Thomas Bolze:]
"Unsere Aufgabe ist ganz einfach, die optimale Technik zum Einbringen der notwendigen Festigungs- und Konservierungsmittel im Labor zu finden. Und wenn wir dann etwas gefunden haben, dann wollen wir das erst an kleineren Gesteinsstücken hier auf der Insel probieren, bevor wir an einen Moai arbeiten gehen."
Vorher muss auch noch die Frage der Finanzierung geklärt werden. Zwischen 8 und 20 Millionen Euro, schätzen die beiden, wird das Großprojekt wohl verschlingen. Aber sie sind optimistisch, dass ihr Chef in Berlin das Geld auftreiben kann. Vielleicht auch mit Hilfe von Sponsoren.
[O-Ton Peter Friese:]
"Das ist vielleicht so, dass Leute auch Gerät zur Verfügung stellen, beispielsweise Rüstungen und Chemikalien, und dann damit werben können, dass sie für die Osterinsel diese Dinge zur Verfügung gestellt haben und mitgeholfen haben, hier etwas zu konservieren, was ja doch Kulturerbe von Weltrang ist."
Wenn die Restauratoren dann endlich zur Tat schreiten, müssen sie zumindest die größeren Skulpturen einrüsten und verhüllen. So wie es ein Konkurrenzunternehmen aus Japan derzeit schon getan hat. Und das sehr zum Leidwesen der Touristen. Denn der schönste Postkartenblick überhaupt mit 15 Moai in einer Reihe ist ihnen seither verwehrt. Diesen Effekt wollen die beiden Deutschen nach Möglichkeit vermeiden.
[O-Ton Thomas Bolze:]
"Wir haben natürlich auch daran gedacht, die Gerüste so auszubilden, dass diese Wetterschutzverkleidung mit Acrylglas-Tafeln erfolgt, sodass der Besucher zumindest die Konturen, die Größe des Objektes noch sieht, und man kann verfolgen, was dahinter passiert."
Auch Thomas Bolze und Peter Friese werden mit Sicherheit noch öfter auf die Osterinsel reisen. Ihr Wissen aber wollen sie an die Insulaner weitergeben, damit die eines Tages selbst dafür sorgen können, dass ihre einzigartigen Skulpturen auch die nächsten Jahrhunderte überstehen.
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