Osterinsel 3


LEBEN IM PARADIES
- eine Hessin verwirklicht ihren Südsee-Traum

Eigentlich ist Conny Martin zu beneiden. Für die meisten geht der Südsee-Traum "Osterinsel" nach wenigen Tagen zuende. Doch die 52-Jährige, in Wiesbaden geboren und aufgewachsen, lebt seit 14 Jahren auf der Insel. Umgeben von Sonne, Meer und Palmen – von den faszinierenden Moai ganz zu schweigen. Was als kurzer Zwischenstopp bei einer Weltreise geplant war, wurde ein Aufenthalt für immer. Schuld daran war die Liebe, denn hier lernte Conny ihren späteren Mann Papiano Tepano kennen. Aber das Leben im Paradies scheint nicht immer ganz so paradiesisch zu sein, wie man vielleicht glaubt.

Titelfoto: Wahl-Osterinsulanerin Conny Martin und ihr Mann Papiano

Reportage (Radio hr4, 09.04.2004; hr-iNFO, 27.11.2004):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[Atmo: Rapa-Nui-Musik, "Kete honu"]

Die Kultur der Rapa Nui – so fremdartig sie sein mag – ist ihr längst vertraut. Auch die Sprache der Insulaner bereitet Conny Martin keine Probleme mehr:

[O-Ton Conny Martin:]
"Iorana korue, behe koe" – das heißt dann: 'Guten Tag, wie geht's?'"

Kein Wunder, dass die gebürtige Hessin hier auf der Osterinsel so gut zurecht kommt, denn da ist ja Papiano, ihr Mann. Ein echter Rapa Nui. Er und seine Liebe haben ihr natürlich geholfen, sich an die fremde Kultur zu gewöhnen. Aber es war nicht immer einfach.

[O-Ton Conny Martin:]
"Generell bist du der Ausländer. Wir kennen das ja von der anderen Seite in Deutschland, gell? Wir kennen die Ausländer als Türken, Jugoslawen, was auch immer. Aber hier bin ich der Türke."

Und Conny hat sich darauf eingestellt.

[O-Ton Conny Martin:]
"Anpassen, nicht jetzt denken, die Deutschen haben das Rad erfunden, die machen alles besser. Du musst dich versuchen in jeder Beziehung anzupassen. Wenn du in so 'ne ganz andere Kultur ziehst, dann musst du flexibel sein."

Geholfen hat ihr sicherlich auch der feste Entschluss aus Deutschland wegzugehen. Die Kinder, die sie mal haben würde, sollten nicht in der Stadt aufwachsen, sondern in einer natürlicheren und unkomplizierteren Umgebung.

[O-Ton Conny Martin:]
"Hier ist das alles so easy mit den Kindern. Oma, Opa, die wohnen direkt oben drüber, Schwägerin, Cousin, Cousine. Es ist gesund. Wir haben Katzen, Hunde, Pferde, Hühner. Die Kinder kannste allein schicken, allein laufen lassen. Und das war eigentlich der Hauptgrund."

Gebürtige Hessin Conny Martin
Connys Firma Rapa Nui Travel
Connys paradiesischer Garten

Wie fast alle Bewohner der Osterinsel verdient Conny Martin ihre Brötchen im Tourismus. Die gelernte Industriekauffrau und ihr Mann bieten geführte Insel-Rundfahrten an. Zu den Moai, zu den Ahu und anderen Kultstätten der Rapa Nui. Offenbar ein florierendes Geschäft.

[O-Ton Conny Martin:]
"Wir haben angefangen mit dem alten Volkswagen vom Schwiegervater und ham mit ganz wenig Kunden angefangen. Da hatten wir vielleicht fünf Kunden pro Monat. Jetzt hammer 150, 200 pro Monat. Wir machen Services für Kreuzfahrtschiffe von sechs- bis siebenhundert Personen. Und das ham wir uns alles innerhalb von sieben Jahren aufgebaut."

Die Konkurrenz ist zwar groß auf der Insel, aber ihre Firma "Rapa Nui Travel" hat als einzige auch Touren auf Deutsch im Programm. Und Connys Muttersprache ist nicht das einzige Pfund, mit dem sie wuchert.

[O-Ton Conny Martin:]
"Mit der deutschen Pünktlichkeit, nich' wahr, mit dem deutschen Gefühl, du musst immer das erfüllen, was der Kunde will, du weißt, was Service ist, da hast du 'n Vorteil. Aber da nutz' ich den Vorteil natürlich auch aus."

Ihr fehlt es an nichts. Wie gesagt, eigentlich lebt Conny Martin wie im Paradies. Mit Sonne, Meer und Palmen – von den faszinierenden Moai ganz zu schweigen. Aber auf die Frage, ob sie noch einmal auf die Osterinsel auswandern würde, antwortet sie mit einem "klaren" Jein:

[O-Ton Conny Martin:]
"Ich bin mit meinem Leben hier zufrieden. Ich geh' auch nicht mehr weg. Weißt du, das is' ja auch an 'n Partner gebunden – obwohl, 'n Eskimo hätt' bei mir keine Chancen gehabt, in die Kälte wär' ich nicht gezogen, das steht fest. Aber ich denk' mir, wenn wieder die gleiche persönliche Entscheidung dahinter stehen würde,  ja. Wenn das 'ne andere persönliche Entscheidung wär', das heißt, 'n anderer Partner dahinter stehen würde, könnt' ich mir auch durchaus vorstellen, woanders zu wohnen."

[Atmo: Rapa-Nui-Musik, "Kete honu"]

 

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