New York City 3

LADY LIBERTY FOR FREE
- mit der Gratis-Fähre nach Staten Island

New York ist ein teures Pflaster. In Restaurants, Museen und anderen Sehenswürdigkeiten werden Touristen käftig geschröpft. Aber nicht nur die "Big Apple Greeters" bilden eine Ausnahme. "For free", also gratis, ist auch die Fährpassage zwischen Manhattan und dem vorgelagerten Stadtteil Staten Island an der Atlantikküste. Sie dauert ungefähr zwanzig Minuten und bietet traumhafte Ausblicke auf die Skyline von New York. Doch die meisten Besucher nutzen die Fähre, um die Kosten für eine Bootstour zur Freiheitsstatue zu sparen. Denn an "Lady Liberty", wie die Amerikaner sagen, schippert die Staten Island Ferry unmittelbar vorbei.

Reportage (hr4, 22.07.2006; hr1, 20.05.2007):

"Lady Liberty" ist DAS Wahrzeichen von New York. Seit 120 Jahren streckt sie die Fackel der Freiheit gen Himmel. Sie war ein Geschenk Frankreichs an die USA zur 100-Jahr-Feier der Unabhängigkeit von Großbritannien. Auf einer kleinen Insel in der Hafeneinfahrt wurde sie aufgestellt. Dort begrüßt sie seither die Seefahrer aus aller Welt. Auch die Passagiere der Staten Island Ferry. Und die sind begeistert.

[O-Töne Touristen:]
"Das war ganz toll, einmal richtig nah zu sehen. Das kennt man sonst nur von den Bildern. Ich bin das erstemal in New York und es ist schon sehr schön."
 "Also, ich glaub' dass das nicht so wirkt, wenn man unmittelbar an der Figur steht, an der Freiheitsstatue, dass das nicht die Wirkung entfaltet, als wenn man von 'nem gewissen Abstand die Sache sieht."

Auch an Ellis Island kommt die Fähre vorbei, wo einst Millionen von Immigranten zwischen Hoffen und Bangen verbrachten, ehe sie die Einreiseerlaubnis für das Gelobte Land Amerika erhielten. Dazu das Panorama von Manhattan, von Brooklyn und von New Jersey. Nicht zuletzt die Schiffe in einem der größten Seehäfen an der amerikanischen Ostküste. All das kann man von der Fähre aus sehen – und es kostet nicht einen einzigen Cent.

[O-Ton Touristin:]
"Das ist wunderbar. In Deutschland finden Sie sowas nicht, dass sie umsonst irgendwo 'rumfahren können."

Jim DeSimone von der New Yorker Transportbehörde allerdings hört den Begriff "for free" nicht so gerne. Als wir ihn im Ferry Terminal auf Staten Island treffen, klagt er über die hohen Steuern, mit denen auch der Fährbetrieb finanziert wird.

Freiheitsstatue
Ellis Island
Jim DeSimone

[zum Anhören klicken: O-Ton Jim DeSimone]

"It's considered part of the city's ...
Die Fähren sind Teil des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt. Staten Island ist ja sonst nur über die Verrazano-Brücke mit Brooklyn verbunden. Nach Manhattan gibt es keine andere Verbindung. Dass die Überfahrt gratis ist, liegt wahrscheinlich daran, dass einige Leute der Meinung sind, die einzige direkte Verbindung dürfe nichts kosten. Aber das ist eine politische Entscheidung, nicht die meine.
... a policy decision. It's not mine."

Ein Fährbetrieb zwischen Manhattan und Staten Island existiert schon seit dem 17. Jahrhundert. Damals wurden die Passagiere noch in Ruderbooten transportiert. Lange Zeit war der Transport in privater Hand, bevor er Ende des 19. Jahrhunderts von der Stadt New York übernommen wurde.

[O-Ton Jim DeSimone:]
"And in 1905 they christened ...
Und 1905 tauften sie fünf neue Schiffe, jedes nach einem Stadtteil benannt. Deshalb gilt das Jahr 1905 als Gründungsjahr für unseren Fährdienst. Letzten Oktober haben wir unser 100-jähriges Jubiläum gefeiert.
... celebrated its 100th anniversary."

Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 nehmen die Fähren aus Sicherheitsgründen keine Autos mehr mit, nur noch Passagiere. Die größten können bis zu 6.000 Menschen transportieren. Und das sind längst nicht mehr nur New Yorker Pendler, sondern immer mehr Besucher. Die Staten Island Ferry gilt inzwischen als eine der beliebtesten Attraktionen für Touristen. Denn auch sie sind an Bord willkommen – selbst wenn der Steuerzahler dafür bluten muss.

[Atmo: "Thank you for riding the Staten Island Ferry."]

 

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