Mexiko 1

DER FREUNDLICHE MOLOCH
- Bummel durch die Hauptstadt Mexico City

Mit rund 20 Millionen Einwohnern (inklusive Vororte) ist Mexico City eines der größten Ballungsgebiete der Welt. Ein Moloch zwar, aber von freundlicher Lebensart. Keine rivalisierenden Drogenbanden, die auf offener Straße Krieg führen. Meist geht es friedlich zu. Dafür sorgt schon eine auffallend hohe Polizeipräsenz. Auch die starke Luftverschmutzung, unter der die mexikanische Hauptstadt lange Zeit gelitten hat, ist längst Geschichte. Fahrverbote an bestimmten Wochentagen haben Wunder gewirkt. Die breiten Boulevards laden zum Bummeln ein, die schattigen Parks zum Verweilen. Zwar ist das historische Zentrum nicht ganz so gut erhalten wie in vielen anderen mexikanischen Städten, dennoch haben bekannte Architekten und Künstler auch hier unübersehbare Spuren hinterlassen. Allen üblen Klischees zum Trotz ist der Moloch Mexico City eine für Touristen attraktive Stadt – und dazu tragen seine Straßenmusiker nicht ganz unwesentlich bei.

Reportage (Radio hr4, 22.11.2014; Kurzfassung für SWR4 RP, 05.08.2018):

[zum Anhören klicken: Atmo Mariachi-Musik]

Allabendlich wird die Plaza Garibaldi zur Schaubühne der Mariachi-Gruppen. Hier geben sie Kostproben ihrer Kunst, und wer eine typische "Fiesta mexicana" feiern will, der kann sie vom Fleck weg mit nach Hause nehmen. Musik spielt eine wichtige Rolle im Leben der Hauptstädter. Indiz dafür sind auch die vielen Leierkastenmänner.

[zum Anhören klicken: Drehorgel-Musik]

Hier am Zentralplatz, dem Zócalo, steht die größte Kathedrale Amerikas. Wo früher ein aztekischer Tempelbezirk war, haben die spanischen Kolonialherren ein deutliches Zeichen des Katholizismus gesetzt.

Glanzpunkt im Innern ist ein ganz mit Blattgold überzogener Altar. Hierbei kopierten die Bauherren eine Verfahrenstechnik der indianischen Ureinwohner. So benutzten sie zum Beispiel den roten Farbstoff einer Laus.

Kathedrale am Zócalo
Holzaltar mit Blattgold
Wandgemälde im Palacio Nacional

[zum Anhören klicken: O-Ton Reiseleiterin Heike Arzapalo]

"Die Art, in der diese Holzaltare gemacht werden, sind: Man schnitzt das Holz, da macht man eine ganz dünne Stuckschicht drauf, dann kommt Cochinilla. Wenn man das sieht, unter dem Goldblatt sieht es ein bisschen rötlich aus – das ist diese Cochinilla. Dann aus dem Kakteenblatt kriegt man den Kakteensaft. Das ist ein wunderbares Fixierungsmittel, und daraus hat man das Goldblatt fixiert."

Unsere Reiseleiterin Heike Arzapalo, eine in Deutschland geborene Mexikanerin, nimmt uns anschließend mit zum Palacio Nacional. Der Innenhof des Präsidentensitzes ist über und über mit Wandmalereien des Künstlers Diego Rivera geschmückt. Sie erzählen die Geschichte Mexikos, angefangen beim Aztekenkönig Moctezuma:

[O-Ton Heike Arzapalo:]
"Wir sehen in der Mitte einen Mann, etwas hellhäutiger als alle andere – sehr interessant auch, was er künstlerisch damit sagen will – und dann hat er diesen grünen Kopfschmuck, und das ist nur aus Quetzalfedern gemacht. Die Leute, die neben ihm sitzen, die tragen diese Trachten, und dann sieht man, wie sich die Gesellschaft damals aufgeteilt hat: Einige kochen, einige schreiben. Und unten die Krieger. Die sind als Tiere angezogen wie z.B. Adler, Jaguare, Ozelote und dann noch ein paar Vögel."

Aztekenkönig Moctezuma
Postamt von Adamo Boari
Palacio de Bellas Artes

Heike zeigt uns weitere historische Gebäude: das Postamt, wo Baumeister Adamo Boari einen kunterbunten Mix von Stilarten kombiniert hat. Oder: das neoklassizistische Theater der schönen Künste. Zumindest stellenweise erscheint Mexico City wie aus dem Ei gepellt, und das sei vor allem dem Milliardär Carlos Slim zu verdanken:

[O-Ton Heike Arzapalo:]
"Anfang von 2000 hat er ein Projekt angefangen, um den ganzen Stadtkern zu revitalisieren, wieder Leben in die Stadt zu bringen. Das heißt ganz viel Investment von der Privatinitiative, um die Gebäude zu sanieren, um neue Gebäude zu konstruieren. Das bringt dann wieder neues Leben, der Stadtkern soll wieder einladend sein."

Leider hat unsere Reisegruppe viel zu wenig Zeit für die Hauptstadt. Zum Abschied besuchen wir ein Lokal an der Plaza Garibaldi und genießen noch einmal die schönen Klänge der Mariachi-Musik.

[zum Anhören klicken: Atmo Mariachi-Musik]

 

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