Liechtenstein 1

SEINE DURCHLAUCHT GIBT SICH DIE EHRE
- fürstliche Begegnung mit dem Erbprinzen

Seit 1719 ist Liechtenstein ein Fürstentum. Damals von Kaisers Gnaden. 1806, mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, wurde es ein souveräner Staat. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. "Mit Glück und Gottes Hilfe", wie es heißt, wehrte das kleine Liechtenstein manche Begehrlichkeiten der größeren Nachbarn ab. Wie ein Symbol für die tapfere Unbeugsamkeit der Liechtensteiner thront das fürstliche Schloss hoch über Vaduz. Die trutzigen Mauern erinnern allerdings eher an eine Ritterburg als an einen Palast. Fürst Hans Adam II. und seine Familie stellen ihren Reichtum nur ungern zur Schau. Anders als manch andere Mitglieder des europäischen Hochadels leben sie zurückgezogen, bescheiden und unauffällig. Es gibt keine Affären und keine Skandale – natürlich sehr zum Leidwesen der internationalen Regenbogenpresse. Auch als Hans Adam 2004 seinen Sohn Alois zum Stellvertreter ernannte und die Regierungsgeschäfte abtrat, nahm die Weltöffentlichkeit kaum Notiz davon. Nur selten gibt der Erbprinz Interviews. Doch für den Hessischen Rundfunk gab sich "Seine Durchlaucht" die Ehre und nutzte die Chance, ein wenig Werbung für sein Land zu machen.

Reportage (Radio hr4, 14.10.2006):

Die Audienz findet in einem schlichten Arbeitszimmer statt. Prinz Alois ist relativ leger gekleidet: helle Hose, braunes Jackett. Er wirkt ein wenig reserviert, aber keineswegs förmlich. Das "Durchlaucht" geht mir irgendwie schwer von den Lippen, deshalb vermeide ich die direkte Anrede. Trotzdem beantwortet er bereitwillig meine Fragen nach den touristischen Highlights. Dabei merkt man ihm schon ein wenig an, dass er nicht allzu häufig Interviews gibt.

[zum Anhören klicken: O-Ton Erbprinz Alois]

"Wenn Sie nach Liechtenstein kommen, fällt natürlich mal auf Vaduz und das Schloss, das also speziell über Vaduz gelegen ist in den Alpen drinnen. Das ist sicher eine große Attraktion. Dann überhaupt die ganze Landschaft in Liechtenstein, wo man auf sehr kleinem Fleck von dieser Rheinauenlandschaft im Norden bis hin zu den hohen Alpen im Süden verschiedenste Landschaftszonen findet. Die Bergwelt ist sehr attraktiv zum Wandern. Dann haben wir ein interessantes Kunstmuseum, wo Teile der fürstlichen Sammlungen ausgestellt sind, auch die staatlichen Sammlungen, die mehr die moderne und die gegenwärtige Kunst abbilden. Und dann haben wir auch noch, glaub' ich, ein auf diese Weise einzigartiges Skimuseum, was darstellt, dass Skifahren für Liechtenstein einen besonderen Stellenwert hat."

Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein
Rheinauenlandschaft
Skulptur vor dem Kunstmuseum

Einen besonderen Stellenwert hat der Sport auch für ihn und die ganze fürstliche Familie. Und da brauchen sie nicht weit zu reisen. Auch im kleinen Liechtenstein finden sie ein reichhaltiges Angebot quasi vor dem Schlosstor.

[O-Ton Erbprinz Alois:]
"Wir sind alle große Fans des Skifahrens und sind dann auch immer wieder im Skiort von Liechtenstein, in Malbun, unterwegs und fahren Ski. Sonst wandern oder spazieren wir gerne hier in den Bergen oder auch hier gleich um das Schloss herum in den Wäldern. Dann haben wir jeder unterschiedliche Hobbys. Einer spielt gerne Tennis, der andere schwimmt gerne. Also, da sind wir nicht sehr viel anders wie andere auch."

Weil nicht hinter jeder Ecke die Paparazzi lauern und weil sie nicht jeder von unzähligen Fotos in der Klatschpresse kennt, können sie sich relativ unbeschwert in ihrem Fürstentum bewegen. Übrigens ganz ohne Bodyguards und Polizei-Absperrungen. Darüber ist Prinz Alois sehr froh.

[O-Ton Erbprinz Alois:]
"Zum Teil wird man nicht erkannt, und zum Teil ist es natürlich auch so, dass wir hier eine Gesellschaft sind – das ist, glaub' ich, ein bisschen das Alemannische – wo man sowieso vielleicht eher zurückhaltender ist und auch nicht gleich auch bekannteren Persönlichkeiten nachspringt, was sehr angenehm ist, um seine Ruhe und seine Privatsphäre zu behalten."

Skiort Malbun
Innenhof des Schlosses
Prinz Alois im privaten Wohnzimmer

Deshalb kann das fürstliche Schloss auch nicht besichtigt werden. Als Reporter wird mir die besondere Ehre zuteil, Einblick in einen Teil der Privaträume des Erbprinzen zu bekommen. Gewöhnlichen Sterblichen bleibt die Hoffnung, dass ihnen das Fürstenpaar oder andere Familienmitglieder zufällig über den Weg laufen. Sei es beim Shopping in der Fußgängerzone von Vaduz, sei es beim Spaziergang im Wald oder beim Skilaufen auf der Piste. Wer aber ganz sicher gehen will, muss auf den 15. August warten. Denn am Nationalfeiertag zeigen sich die von und zu Liechtensteins ihrem Volk ganz offiziell.

[O-Ton Erbpinz Alois:]
"Da haben wir einen offiziellen Staatsakt am Vormittag auf der Wiese vor dem Schloss, wo der Landtagspräsident und ich jeweils eine Ansprache halten, und dann ist noch Musik, wir spielen die Landeshymne ab. Und dann anschließend zum Staatsakt ist ein riesengroßer Empfang, wo es was zu trinken gibt und eine Kleinigkeit zu essen und wo alle, die ganze Bevölkerung, aber auch wer sonst noch da ist, teilnehmen kann und wo man dann einige Stunden zusammen ist und sich unterhält, über was immer grad' aktuell ist."

Nicht nach einigen Stunden, sondern schon nach etwa zwanzig Minuten, ist meine Audienz beendet. Seine Durchlaucht hat einen vollen Terminkalender. Auch ein kleines Land wie Liechtenstein muss erst einmal regiert werden.

 

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Hier geht's zur Kurz-Rundfahrt und der Reportage Liechtenstein 2.
 
Hier gibt's mehr Infos über das Fürstenhaus Liechtenstein in der Reportage Weinviertel (Öst.) 3.