Israel 1

DAS BIKINI-ATOLL
- Badefreuden in Tel Aviv

Wo heute Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden schießen, waren vor hundert Jahren nur Sanddünen. Dann kamen die Zionisten und gründeten 1909 eine Stadt, der sie den hebräischen Namen Tel Aviv gaben. Er bedeutet "Frühlingshügel" und geht auf einen Buchtitel von Theodor Herzl zurück, dem Begründer der Zionistenbewegung. Die neue Siedlung wurde zum Magnet für jüdische Auswanderer aus Europa, und schon nach wenigen Jahrzehnten überflügelte sie die alte Hafenstadt Jaffa an ihrem südlichen Rand. Heute ist Tel Aviv eine moderne Großstadt mit rund einer Million Einwohner, das wirtschaftliche Zentrum des Staates Israel, weltoffen und westlich geprägt. Ein beliebtes Seebad am Mittelmeer, wo man Bikini und Badehose trägt statt knielanger Röcke und schwarzer Mäntel, wie man sie bei den orthodoxen Juden in Jerusalem sieht. Tel Aviv wirkt wie eine weltliche Insel inmitten des zunehmend religiös-fundamentalistischen Nahen Ostens.

Reportage (Radio hr4, 06.09.2008):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[Atmo: Strandbar]

Laute Techno-Musik dröhnt aus den Bars am kilometerlangen Sandstrand von Tel Aviv. Hier trifft sich Israels Jugend, um unbeschwert den Tag zu genießen. Der Nahost-Konflikt scheint ganz weit weg zu sein. Tel Aviv gilt als die israelische Großstadt mit der höchsten Lebensqualität, sagt unser Reiseleiter Ralph Lewinson.

[O-Ton Ralph Lewinson:]
"Es gibt hier ein Sprichwort in Israel. Man sagt: Wer bummeln will, muss nach Tel Aviv. Wer arbeiten will, muss nach Haifa. Und wer beten will, muss nach Jerusalem."

Der Tourismus ist deshalb einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Tel Aviv. Und dabei hat die Stadt, abgesehen von ihrem Strand, keine wirklich großen Attraktionen zu bieten. Eine der wenigen war der Feuer-und-Wasser-Brunnen – ein Geschenk der Partnerstadt Frankfurt am Main.

[O-Ton Ralph Lewinson:]
"Das Wasser tanzte, und das Feuer kam raus, mit der Musik hat das Feuer und das Wasser getanzt. Also echt, war ganz toll, aber viel zu teuer."

Wegen der hohen Gaspreise wurde das Spektakel abgeschaltet. Was Tel Aviv geblieben ist, sind rund 1.500 Häuser im Bauhaus-Stil und einige interessante Museen. Zumindest, wer sich für die israelische Geschichte interessiert, der kommt am Independence Hall Museum nicht vorbei.

[Atmo: Dokumentarfilm]

Hier rief David Ben Gurion am 14. Mai 1948 den neuen Staat Israels aus. Und weil man mit einem sofortigen Militärschlag der arabischen Nachbarstaaten rechnete, fand die Erklärung nicht vor repräsentativer Kulisse statt, sondern im eher unscheinbaren Haus von Bürgermeister Dizengoff.

Strand von Tel Aviv
Ehem. Bürgermeister Dizengoff
Gasse in der Altstadt von Jaffa

[O-Ton Itzhak Dvor:]
"They needed a safe place ...
Sie brauchten einen sicheren Platz, erzählt Museumsleiter Itzhak Dvor, und es sollte ein Ort sein, den jeder kennt. Die Halle des Museums war der beste Ort, den sie finden konnten, weil hier die Fenster besonders hoch über dem Boden sind und die Mauern sehr dick. Man kann also sagen, Israel wurde in einem Bunker geboren.
… was born inside a bomb shelter."

[Musik: Israelische Nationalhymne]

Und tatsächlich musste sich der neugeborene Judenstaat schon wenige Stunden später heftiger Attacken von außen erwehren. Aber auch in Israel selbst gibt es eine starke arabische Minderheit, die bis heute ihre Rechte einfordert. Was Tel Aviv betrifft, so leben die meisten arabischen Bewohner im Stadtteil Jaffa.

[Atmo: Muezzin]

Hier ruft der Muezzin zum Gebet. Die Altstadt von Jaffa ist islamisch geprägt. In ihren malerischen Gassen spürt man orientalisches Flair. Doch neben Minaretten prägen auch christliche Kirchtürme das Stadtbild:

(O-Ton Ralph Lewinson:)
"Hier gibt es viele Kirchen, weil das die Eingangsstelle für die Pilger in das Heilige Land war. Die Kirchen haben hier Hospize gebaut für die Pilger, die über das Meer gekommen sind, haben hier dann ihre erste Unterkunft bekommen – Essen, Trinken, Geld getauscht – und sind dann weiter gereist nach Jerusalem."

Jaffa hat eine lange Geschichte. Sie ist mindestens 4.000 Jahre alt, die von Tel Aviv dagegen noch keine 100. Und doch wurde Jaffa längst von Tel Aviv eingemeindet. Heute ist das arabische Viertel zweifellos die bedeutendste Sehenswürdigkeit der jüdischen Metropole – und nicht nur, weil man von hier den schönsten Blick hat auf den kilometerlangen Sandstrand.

 

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