Hunsrück 3
DER SCHINDERHANNES-RADWEG
- von Simmern nach Emmelshausen
Das Filetstück für Radler im Hunsrück ist der Schinderhannes-Radweg von Simmern über Kastellaun und Pfalzfeld nach Emmelshausen. Früher fuhr hier die Hunsrückbahn, die heute nur noch zwischen Emmelshausen und Boppard am Rhein verkehrt. Auf dem stillgelegten Abschnitt hat man die Schienen herausgerissen und 1999 den Radweg eröffnet. Er ist 38 Kilometer lang, verläuft ohne nennenswerte Steigungen, ist komplett asphaltiert und deshalb ideal für alle Altersklassen geeignet – von 8 bis 80. Unterwegs gibt es Rastplätze und Informationstafeln. Das alles macht den Schinderhannes-Radweg zu einem "Premium"-Radweg, einem Radweg der Luxusklasse. Dann also: Auf die Räder, fertig, los – und immer dem Räuber-Symbol folgen!
Reportage (Radio hr4, 09.08.2008; rbb-INFOradio, 30.08.2008):
Der Schinderhannes-Kopf weist uns auch weiterhin den Weg. Aus Simmern heraus und dann Richtung Norden. Schon kurz hinter der Stadt radeln wir durch einen Tunnel – die alte Hunsrückbahn lässt grüßen. Wo früher Schienenbusse entlang tuckerten, herrscht jetzt reger Fahrradbetrieb; auch einige Inline-Skater sind unterwegs. Auf den ersten Kilometern geht es zwar ständig bergan, aber ganz sanft. Dieser "Premium"-Radweg ist alles andere als eine Schinderei.
[O-Töne Fahrrad-Touristen:]
"Nicht zu steil, mer muss immer 'n bisschen treten Richtung Emmelshausen, aber angenehm, schön, auch für Anfänger zu empfehlen."
"Gut, jetzt hammer heut’ e bissje Gegenwind, aber trotzdem fährt sich’s noch angenehm."
"Das Angenehme is’ auch, dass die alle in 'nem gewisse Abstand e Schutzhütte is’, mer kann dann was trinke’, Rast mache’, sich 'n bissje erhole’ für die kommende Strecke. Auch bei schlechtem Wetter is’ mer dann gut behütet."
Der Schinderhannes-Radweg führt uns durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit kleinen Dörfern, Wäldern, Wiesen und Weizenfeldern. Nach 15 Kilometern erreichen wir unser erstes Etappenziel Kastellaun. Die kleine Stadt wird überragt von ihrer mittelalterlichen Burgruine. Sie hatte mal einen 30 Meter hohen Bergfried, aber 1689, im Pfälzischen Erbfolgekrieg, wurde er von französischen Truppen mit der gesamten Burg in die Luft gesprengt.
[O-Ton Jupp Trauth:]
"Mer sieht ja zum Glück noch einiges vom Wohnturm und einiges vom Palas und zwar deswege’, weil den Franzose’ eine Sprengladung in der Tat auch gar net losgegange’ is’. Da sieht mer auch noch das Loch, wo die Sprengladung wahrscheinlich drin war. Möglicherweise war die Zündschnur kaputt. Wenn das net gewese’ wär’, dann gäb’s wahrscheinlich diese 5, 6, 10 Meter hohe Mauer nicht mehr. Also, Kastellaun, es sieht so e bissl aus wie ein hohler Zahn."
Trotzdem war die Sprengwirkung so gewaltig, erzählt unser Stadtführer Jupp Trauth, dass die Steine der Burg mehrere hundert Meter weit flogen. Die Bürger von Kastellaun bauten die Steinbrocken in ihre Häuser ein. Deshalb findet man Teile der Burg heute in der ganzen Stadt verstreut.
Nachdem wir im Haus der regionalen Geschichte ein Modell der Burg im Originalzustand angeschaut haben, geht es weiter auf dem Schinderhannes-Radweg Richtung Emmelshausen. Jetzt meistens leicht bergab. Bis zum ehemaligen Bahnhof in Pfalzfeld können wir es rollen lassen. Hier wollen wir in einem alten Eisenbahnwaggon übernachten – keine "Premium"-Unterkunft, sondern ein bisschen "Räuber-like", auf jeden Fall zünftig, wie es sich für Radler gehört.
[O-Töne Touristen:]
"Weil das 'n bisschen nostalgisch is’, der schöne Bahnhof, die schönen Wagen hier, dat nimmt man schon in Kauf, den Komfort, der fehlt."
"Ich find’, wenn man so mit mehreren Leuten unterwegs is’, und es is’ abends immer sehr schade, wenn jeder so in sein Zimmer geht, jeder dann so für sich is’. Und hier ist das halt wirklich so wie gestern Abend: Gute Nacht, John-Boy! (lacht) So in der Art."
Bevor wir in unsere Koje steigen, genehmigen wir uns noch ein schönes Premium-Pils nach diesem Premium-Radweg. Und die restlichen 8 Kilometer bis Emmelshausen, die können ruhig bis morgen früh warten.
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