Hegau-Bodensee 2

ENGEN, TENGEN, BLUMENFELD ...

... sind die schönsten Städt' der Welt. Diesen Schulbuchreim kennt im Hegau jedes Kind. Der Verfasser ist unbekannt, deshalb ist auch nicht überliefert, wie viel er von der Welt gesehen hatte, als er den Vers ersann. Doch zumindest, was die kleine Welt des Hegaus betrifft, spielen Engen, Tengen und Blumenfeld in der ersten Reihe mit. Alle drei sind klein*), aber oho, und liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Alle drei nennen ein Schloss bzw. eine Burg ihr Eigen und haben ein gut erhaltenes mittelalterliches Stadtbild aufzuweisen. Besonders Engen, das ab 1975 aufwändig saniert und dafür auch mit einem Preis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde, zieht viele Besucher in seinen Bann – und nicht nur die …

Reportage (Radio SWR4 RP, 07.10.2018):

[zum Anhören klicken: O-Ton Bürgermeister Johannes Moser]

"Ich freu' mich jeden Tag, wenn ich in das historische alte Rathaus gehen darf und dort den Fußweg von meiner Wohnung hier in die Stadt rein. Das ist immer schön, durch die schönste – eine der schönsten – Städte der Welt zu gehen."

... sagt der Bürgermeister von Engen, Johannes Moser. Und was macht das 6.000-Einwohner-Städtchen im Hegau so schön? Vor allem natürlich die schmucken Fassaden aus dem 15. und 17. Jahrhundert. Aber nicht nur. Bei der Sanierung hat man auch die mittelalterliche Brunnenkultur wiederaufleben lassen und teilweise modern interpretiert – so wie beim preisgekrönten Brunnen des Künstlers Lutz Brockhaus.

[O-Ton Johannes Moser:]
"Das sind drei Wassertröge. Dort werden die alten Teile der Wasserversorgung dargestellt. Als erstes Trinkwasser, dann wurde das Wasser für das Waschen von Wäsche verwendet, und zum Schluss hat es das Vieh zum Trinken bekommen."

Die Brunnenfiguren – ein Feuerwehrmann, eine Wäscherin und eine Passantin – sollen zeigen, dass die Brunnen auch eine soziale Funktion hatten.

Lupfenstraße in Engen
Brockhaus-Brunnen
Lebenswelt der Ur-Engener

[O-Ton Johannes Moser:]
Dort hat man sich getroffen, hat nicht nur Wäsche gewaschen oder Wasser geholt, sondern man hat miteinander gesprochen, Nachrichten ausgetauscht. Das war so 'ne Art Kommunikationszentrale, 'Facebook' im Mittelalter einer Stadt.

Wenn es um Schönheit geht, darf auch die sogenannte "Venus von Engen" nicht unerwähnt bleiben. Das prähistorische Figürchen kann man im Städtischen Museum bewundern. Es wurde vor den Toren der Stadt ausgegraben und vor rund 14.000 Jahren geschaffen.

[O-Ton Johannes Moser:]
"Das waren Steinzeitmenschen, es waren Nomaden, und die haben dort sehr gute Jagdgründe vorgefunden. So haben sie Zeit gehabt sich in ihrer Freizeit auch künstlerisch zu betätigen, und die haben aus Gagat, einem fossilen Stein, eine stilisierte Frauenfigur geschaffen. Und alle Frauenfiguren, die man so in der Steinzeit findet, die bekommen einen Namen, und dieser Name ist immer Venus, und in dem Fall ist es die 'Venus von Engen'."

Wie die Welt der Ur-Engener ausgesehen hat, kann man im "Eiszeitpark" am Fundort der Venus erleben. Dort wurde eine Landschaft gestaltet, wie sie vor 14.000 Jahren ausgesehen hat. Für die Bewohner war es vielleicht damals schon der schönste Ort auf der Welt ...

 

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Hinweis:

*) Tengen und Blumenfeld nahmen sogar mal für sich in Anspruch, die jeweils kleinste Stadt Deutschlands zu sein. Im Fall Tengen geht es dabei allerdings nur um den heutigen Stadtteil Tengen-Hinterburg, der von 1275 bis 1876 eine selbstständige Stadt war und am Ende ganze 45 Einwohner zählte.
Seit 1973 ist auch Blumenfeld nicht mehr selbstständig, sondern ein Stadtteil von Tengen. Zuvor hatte es seit dem Mittelalter eigenes Stadtrecht besessen. Zum Zeitpunkt der Eingemeindung lebten dort gerade mal 150 Menschen.
Heute (2018) hat die Stadt Tengen mit Blumenfeld und allen eingemeindeten Dörfern drum herum insgesamt etwa 4.500 Einwohner.

 

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