Hegau-Bodensee 1

HOHENHEWEN, HOHENKRÄHEN, HOHENTWIEL

... sind "des Herrgotts Kegelspiel". So nennt jedenfalls der Volksmund die Hegau-Vulkane. Denn wie Kegel ragen sie aus der ansonsten sanften Hügellandschaft heraus und machen sie einzigartig. Typischerweise tragen die Vulkane Namen, die mit Hohen- beginnen: Hohenhewen, Hohenkrähen, Hohenstoffeln und so weiter. Einer der markantesten und über die Region hinaus be-kanntesten dieser Hohendingsbumse ist der Hohentwiel bei Singen. Nicht zuletzt, weil  sein 686 m hoher Gipfel von der größten Burgruine Deutschlands gekrönt ist.
Im Gebiet der Hegau-Vulkane gibt es viele Wanderrouten, darunter auch Premium-Wanderwege wie den "Hohentwieler". Dreimal dürfen Sie raten, wo der wohl hinführt ...

Reportage (Radio SWR4 RP, 07.10.2018):

Auf halber Höhe, an der Domäne Hohentwiel, marschieren wir los. Eine kleine Wandergruppe, die ganz nach oben will. Begleitet werden wir unter anderem von Dr. Hubertus Both, der die Domäne 20 Jahre lang geleitet hat. An der Nordseite des Hohentwiels öffnet sich der Blick auf die anderen Hegau-Gipfel. Im geologischen Sinn allerdings sind es gar keine echten Vulkane, erklärt uns Dr. Both, sondern erstarrte Magmasäulen, die als einzige den Eiszeitgletschern getrotzt haben:

[O-Ton Hubertus Both:]
"Das, was wir heute haben, sind im Endeffekt nicht die Vulkane, sondern bloß noch die Füllungen, die sozusagen in der Landschaft stehen, und das macht den Reiz dieser Landschaft, denn Sie können eigentlich kreuz und quer durch diese Hegau-Vulkane wandern, und je weiter Sie nach hinten kommen, desto weniger haben Sie von diesem Massentourismus."

Der Wanderweg zum Hohentwiel hinauf ist gesäumt von grünen Matten, die von den Schafen der Domäne abgeweidet wurden. Stehen lassen haben sie nur Disteln und Kräuter, die ihnen nicht schmecken wie Thymian oder den violett blühenden Ysop. Außer den Schafen setzt die Domäne auch Ziegen als tierische Landschaftspfleger ein:

Silberdistel
Ysop
Tierische Landschaftspflegerin

[zum Anhören klicken: O-Ton Hubertus Both]

"Sie kennen das Märchen 'Tischlein, deck' dich', da sagt die Ziege: 'Ich bin so satt, ich mag kein Blatt.' Das sagt was übers Fressspektrum der Ziegen aus. Die fressen Blätter, die fressen Knospen, die fressen Rinde, und wenn Sie die gezielt einsetzen, dann können Sie die Verbuschung stoppen oder zurückdrängen."

Erst in Gipfelnähe geht die Graslandschaft in einen Wald aus Eschen und Robinien über. Und ganz oben thront die mittelalterliche Festung. Sie wurde in ihrer langen Geschichte niemals eingenommen, erst als Napoleon mit seinen Truppen kam, gab die Besatzung der Burg freiwillig auf, erzählt unser Wanderführer Hans-Jörg Baumann:

[O-Ton Hans-Jörg Baumann:]
"Napoleon hat zugesagt, dass der Hohentwiel nicht zerstört wird, und die haben dann daraufhin den Bestand übergeben, und dann hat er sich irgendwann kurzfristig anders besonnen und hat gesagt, die Burg wird geschleift, damit der Nimbus der Uneinnehmlichkeit dann weg wäre."

Premium-Wanderweg "Hohentwieler"
Festungsruine Hohentwiel
Blick über Singen zum Bodensee

Nicht zerstört wurde der Turm der Festung. Der 360-Grad-Blick von dort oben ist unübertroffen, findet diese junge Dame aus Singen, die nicht zum ersten Mal heraufgekommen ist:

[O-Ton Besucherin:]
"Man sieht die Alpenkette. Hier 'rüber kann man den Säntis sehen, die Sieben Churfirsten. Hier 'rüber kann man den Montblanc sehen, bei richtig gutem Wetter, und auch in die andere Richtung im Winter sehr schön den schneebedeckten Feldberg im Schwarzwald. Also, von der Rundumsicht ist das perfekt."

Heute ist die Sicht leider nicht ganz so perfekt. Ein guter Grund aber, um irgendwann noch mal wiederzukommen.

 

__________________________________________________

Hier geht's weiter zu den "schönsten Städten der Welt" und Hegau-Bodensee 2.