Tour de Franken 2

SPENGLER, SPESSART UND EIN SPASSBAD
- erste Etappe: von Würzburg nach Marktheidenfeld

Nach so viel Kultur geht es nun also hinaus in die Natur. Die 1. Etappe unserer "Tour de Franken" entlang des Mains führt von Würzburg nach Marktheidenfeld. Sie ist fast neunzig Kilometer lang, aber auch für ungeübte Radfahrer durchaus zu bewältigen, denn es gibt unterwegs praktisch keine Steigungen. Trotzdem sollte man immer mal wieder eine Pause einlegen.
An Gelegenheiten dazu mangelt es nicht. Auf der Strecke gibt es viele interessante Orte, wo man Zwischenstation einlegen kann – ob im romantischen Karlstadt mit seinem einzigartigen Museum des Spengler-Handwerks, ob im nicht weniger romantischen Lohr, dem "Tor zum Spessart", wo auch das Schneewittchen zu Hause ist, oder schließlich am Zielort Marktheidenfeld mit seinem idyllisch gelegenen Spaßbad "Maradies".

Reportage (Radio hr4, 25.07.2009):

Der Blick aus dem Fenster macht richtig Laune. Die Festung Marienberg leuchtet in der Morgensonne. Unser Hotel liegt ihr zu Füßen, direkt am Mainufer. Noch schnell das Gepäck an der Rezeption abstellen, wo es im Laufe des Tages abgeholt wird, dann aber nichts wie los.
Nach gut zwei Stunden erreichen wir Karlstadt.

[Musik: "Ich bin Klempner von Beruf" von Reinhard Mey]

Hier erwartet uns das "Europäische Klempner- und Kupferschmiedemuseum". Es birgt eine ungewöhnliche Sammlung der Klempner-, auch Spenglerkunst genannt, die in Karlstadt Tradition hat.

[zum Anhören klicken: O-Ton Spengler Mario Bott]

"Des sin' die Geräusche von 'nem Spengler, wenn er 'ne Turmkugel treibt. Das heißt, er treibt hier Blech, von 'nem Grabenblech macht er 'ne Kugel. Die muss er innen drin treiben. Das isses Geräusch, wo mer hört, auf'm Eisenstock, und außen stauchen mit 'nem Holzhammer."

Mario Bott, selbst ein Klempner von Beruf, zeigt uns, was mit dem Werkstoff Metall noch alles möglich ist. So zum Beispiel ein Teekännchen in Setzkastengröße, das aus einem einzigen Kupferpfennig gedengelt wurde:

[O-Ton Mario Bott:]
"Auch der Henkel, beweglich, und da gehört schon viel Handarbeit dazu und wahrscheinlich kein großer Hammer, um so was herzustellen, auch keine normalen Lötgeräte."

Klempnermuseum in Karlstadt
Museumsführer Mario Bott
Teekännchen aus einem Pfennig

Nichts für Grobmotoriker wie uns. Drum radeln wir weiter nach Lohr. Vor dem Schloss, das eine tolle Kulisse für einen Märchenfilm abgeben würde, treffen wir Julia Winter. Die junge Frau im Schneewittchen-Kostüm nennt uns gute Gründe, warum das echte Schneewittchen ein gewisses Freifräulein von Erthal aus Lohr am Main gewesen sein soll.

[zum Anhören klicken: O-Ton "Schneewittchen" Julia Winter]

"Das ist zum Beispiel die Familiengeschichte mit Vater, Mutter und Stiefmutter. Und die sieben Berge mit den Bergwerken dahinter, nach Bieber, in denen früher kleine Leute gearbeitet haben. Dann gibt es zum Beispiel in Lohr eine Glasmanufaktur, die den entsprechenden Spiegel und auch den Glassarg hergestellt haben könnte."

...und die Gebrüder Grimm kamen ja ebenfalls aus dem Spessart.
Dessen Hänge im Blick, nähern wir uns jetzt dem Etappenziel. Viele Radfahrer begegnen uns, und alle können den Main-Radweg nur empfehlen:

"Schneewittchen" in Lohr
Main bei Neustadt
Kneipp-Kur im "Maradies"

[O-Töne Radfahrer:]
"Man begegnet wenig Autos. Er führt immer direkt am Main entlang, man kann links- und rechtsmainisch fahren, also ich finde das hervorragend."
"Ich bin normale Radfahrerin und kein Extrem gewohnt, aber das ist also auf jeden Fall zu leisten."
"Für jede Altersklasse ist der Weg geeignet – ebenerdig, schön, gemütlich."

Doch in Marktheidenfeld angekommen, spüren wir schon die vielen Kilometer, die wir in den Knochen haben. Zum Glück gibt es im Spaßbad "Maradies" eine Kneipp-Anlage.

[Geräusch: Kneippkur]

Da werden müde Beine wieder munter – wenn man’s so macht, wie der Schwimmmeister empfiehlt.

[zum Anhören klicken: O-Ton Schwimmmeister Michael Jannek]

"Man muss halt auch die Füße wieder hochnehmen, richtig aus’m Wasser, dass die Gefäße sich aufmachen und wieder schließen. Einfach durchlaufen bringt nicht viel, sondern man muss wie ’n Storch durchs Wasser staksen, dass dieser Wärme-/Kältereiz, dass der dann vorhanden is'."

Also kneippen wir fleißig, schwimmen noch ein paar Bahnen und ruhen uns hinterher auf der Liegewiese ein bisschen aus. Damit wir morgen genug Kraft haben für die zweite Etappe.

[Atmo: Schwimmbad]

 

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Hier geht's weiter zur 2. Etappe und der Reportage Tour de Franken 3.