Die junge Donau 2

KELTEN, KLOSTER, KIRCHTURMSPITZE
- mit dem Fahrrad von Sigmaringen nach Ulm

Schon lange vor den Fürstenbergern und Hohenzollern herrschten keltische Fürsten im Gebiet der jungen Donau. Eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten liegt in der Nähe von Hundersingen. Dort wurden mehrere Fürstengräber aus der Zeit zwischen 600 und 400 vor Christus entdeckt. Die reichen Beigaben sind jetzt in einem Museum in der Ortsmitte zu bewundern. Und im Freilichtmuseum "Keltischer Fürstensitz" auf der Heuneburg zwischen Hundersingen und Binzwangen kann man nachempfinden, wie die Kollegen von Asterix und Obelix seinerzeit gelebt haben. Hier beginnt auch der zweite Teil unserer Tour auf dem Donau-Radweg.

Reportage (Radio hr4, 06.10.2007; hr-iNFO, 20.10.2007; DW, 06.04.2008):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

Um zum Freilichtmuseum Heuneburg zu gelangen, müssen wir erstmal einen strammen Anstieg bewältigen. Denn die Kelten bauten ihre Siedlung auf einer Anhöhe hoch über der Donau. Von dort konnten sie Feinde schon von weitem erkennen. Angst hatten sie bekanntlich nur, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Sie selbst aber waren nicht auf den Kopf gefallen. Die Archäologin Sabine Hagmann ist vor allem von ihren technischen Fertigkeiten fasziniert:

[O-Ton Sabine Hagmann:]
"Sie sind großartige Bronzeschmiede. Sie können gießen, sie können Draht herstellen. Dann kommt dazu, das was sie in der Eisentechnologie schon gekonnt haben: Sicheln und Sensen sind da, sie können eiserne Radreifen auf Holzräder aufziehen. Also, manchmal ist man wirklich erstaunt, was alles schon möglich ist in dieser Zeit."

Das Rad haben die Kelten gekannt, aber Rad fahren konnten sie noch nicht. Dafür schwingen wir uns wieder in den Sattel und folgen dem Lauf der Donau bis nach Ehingen. Dort machen wir einen Abstecher nach Blaubeuren mit seinem frühgotischen Benediktinerkloster und dem sehenswerten Flügelaltar. Gleich neben dem Kloster zeigt uns Bernhard Rieger, im Blaubeurer Rathaus für den Tourismus zuständig, eine weitere berühmte Sehenswürdigkeit: den Blautopf, die Quelle der Blau, eines Nebenflüsschens der Donau.

 

Sabine Hagmann im Freilichtmuseum
Keltische Bauweise
Altar im Kloster Blaubeuren

[O-Ton Bernhard Rieger:]
"Der Blautopf ist berühmt vor allem für seine überaus faszinierend blaue Farbe. Die Farbe hat 'n ganz einfachen Ursprung: Das liegt hier an der Lichtbrechung. Je tiefer es 'runtergeht, umso mehr Licht wird im Wasser gebrochen. Es bleibt rein die blaue Farbe übrig."

Und im Blautopf soll auch einst eine Wassernixe, die "Schöne Lau" gelebt haben – zumindest wenn man dem Dichter Eduard Mörike Glauben schenkt. Eine kleine Statue erinnert an die Legende. Romantisch wie die letzte Etappe unserer Fahrradtour. Immer am Ufer der Blau entlang nähern wir uns ungebremst dem Ziel in Ulm, wo die Blau in die Donau mündet. Schon von weitem erkennen wir den Turm des Ulmer Münsters, den höchsten Kirchturm der Welt, höher sogar als der Kölner Dom. Kein Zufall, wie Stadtführer Uwe Heinoth berichtet:

Blautopf
Ulmer Münsterturm von weitem zu sehen
Ausblick vom Münsterturm

[O-Ton Uwe Heinoth:]
"Man hat in Ulm so lange gewartet, bis Köln fertig war und baute dann ab 1885 den Ulmer Münsterturm aus, wo dann August von Beyer 1890 als Münsterbaumeister den letzten Stein auf diese sensationelle Höhe von 161 Metern setzen konnte. Und seitdem kann man also von der Ulmer Turmspitze auf den Kölner Dom herunterschauen."

Also steigen wir die fast 800 Stufen zur Turmspitze hinauf, und das ist anstrengender als unsere gesamte Fahrradtour.

[Atmo:]
"764, 765, 766, 767, 768, hoooh!"

Geschafft! Und die Aussicht entschädigt für die Mühsal. Der Kölner Dom ist natürlich viel zu weit weg, und nur bei klarem Wetter kann man die Alpen sehen. Heute ist es dafür zu dunstig. Aber ganz Ulm können wir überblicken und die junge Donau, die hier schon fast erwachsen wirkt. Am Ufer sind viele Radfahrer unterwegs. Schade nur, dass unsere Tour zu Ende ist.

 

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SCHWÄBISCHES TROJA
- der Keltenschatz auf der Heuneburg

Am 28. Dezember 2010 machte die ehemalige Keltensiedlung Heuneburg bundesweit Schlagzeilen durch eine archäologische Sensation. Das Grab einer keltischen Fürstin wurde ausgehoben – voll mit Schmuck aus Gold und Bernstein.
Von dem sensationellen Fund erhofft sich die Wissenschaft ganz neue Erkenntnisse über das Leben der Kelten vor rund 2.500 Jahren im Donautal. Die Beschaffenheit der Schmuckstücke soll vor allem Aufschluss über griechische und phönizische Einflüsse geben. Grabungsleiter Dr. Dirk Krauße sprach von einem "Meilenstein für die Rekonstruktion der Sozialgeschichte der Kelten".
Und die Ausgrabungen gehen weiter. Möglicherweise wurde in unmittelbarer Nähe der Fürstin auch ihr Gemahl bestattet. Erst ein Bruchteil der ehemaligen Siedlungsfläche auf der Heuneburg ist bisher von Archäologen untersucht worden.

 

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Hier geht's zu den Leiden eines Radfahrers und der Reportage Die junge Donau 3.

Hier geht's zur ausführlichen Reportage für rbb-INFO-radio über Ulm.