Die junge Donau 3

LIEBESGRÜSSE AUS DER POGEGEND
- Freud' und Leid auf dem Donau-Radweg

Rund 200 Kilometer mit dem Fahrrad, die müssen erstmal bewältigt werden. Ganz ohne "Liebesgrüße aus der Pogegend" geht es nicht, wenn man tagelang mehrere Stunden auf dem Rad sitzt. Aber der Donau-Radweg von Donaueschingen nach Ulm macht es auch dem Anfänger relativ leicht, besonders wenn er ihm in Fließrichtung der Donau folgt. Nur selten sind steile Anstiege zu überwinden, und wer sich die Etappen gut einteilt, hat auch am jeweils folgenden Tag noch genügend Kraft, um wieder fleißig in die Pedale zu treten. Zudem ist die Route bestens ausgeschildert und führt fast ausschließlich über separate Fahrradwege. Nur ganz selten kommen sich Autofahrer und Radfahrer ins Gehege. Auch Hotels und Gaststätten entlang der Strecke sind auf den Fahrrad-Tourismus bestens eingestellt. All das macht den Donau-Radweg immer beliebter.

Reportage (Radio hr4, 06.10.2007; DW, 06.04.2008):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

Der Gasthof "Hirschen" in Donaueschingen ist auf radelnde Gäste vorbereitet. Für die Fahrräder gibt es eine Garage, für die Pedalisten ein herzhaftes Mahl. Ulrich Früh, der Wirt, ist selber schon häufig an der Donau entlang geradelt. Bevor wir zu unserer fünftägigen Tour starten, gibt er uns auf gut Schwäbisch noch einen guten Rat mit auf den Radweg:

[O-Ton Ulrich Früh:]
"Gemütlich fahre', nicht hudele' oder nicht rase', weil des nix bringt. Jeder hat de' ganze Tag Zeit, und 50 Kilometer, des isch keine Strecke. Mer kann sich sehr viel anschaue', mer kann Pause mache, des isch überhaupt kein Problem, Sie habe' so viel Zeit de' ganze' Tag über."

[Atmo: Fahrradklingel]

Also, aufsitzen und immer dem Schild mit der Aufschrift "Donau-Radweg" folgen. Doch schon nach einer Stunde meldet sich mein verlängertes Rückgrat zu Wort – trotz gepolsterter Radlerhose. Der Sattel des Leihfahrrads ist wohl doch härter, als ich es gewöhnt bin. Und die Schmerzen im Gesäß werden von Minute zu Minute schlimmer. Ich bin froh, als wir am frühen Nachmittag das Etappenziel Mühlheim erreichen. Aber in den folgenden Tagen wird es nicht besser. Und auch die Beine werden allmählich müde, vor allem an Steigungen. Zum Glück treffen wir immer wieder auf Gleichgesinnte. Erfahrungsaustausch:

[O-Töne Touristen:]
"Geschtern war's ganz ebe', topfebe', sagt mein Mann immer, und heut' ham mer ja schon Frühsport betriebe', es ging 'rauf und 'runter, 'rauf und 'runter, aber mer wird immer wieder belohnt durch die Ausblicke, die 'mer hat."
"Dies gegen den Wind fahr'n und dann dieses Hügelige, steil hoch. Aber schön war's, man hat viel gesehen."

Richtig so, immer positiv denken! Das baut wieder auf – zumal die meisten Donau-Radler wesentlich älter sind als wir. Wäre doch gelacht, wenn wir uns vor denen verstecken müssten.

[Atmo: Fahrradklingel]

Gasthof "Hirschen" in Donaueschingen
Immer wieder Gleichgesinnte
Nette Orte, wo man untergebracht ist

Drum wieder 'rauf aufs Rad, die Zähne zusammenbeißen, und weiter geht's. Es muss ja nicht im Rekordtempo sein. Wie hat uns der "Hirschen"-Wirt vorab geraten? Öfter mal 'ne Pause machen. Eile mit Weile, sollte die Devise sein, und das Schöne genießen:

[O-Töne Touristen:]
"Man kann an und für sich auch Strecken gemütlich fahren, sieht viel, und in den Orten, wo man untergebracht ist, ist es auch sehr nett."
"Mir hen jetzt des Glück g'het, dass mer... – in Donaueschinge' war e' Fescht, geschtern war in dem Fridinge' Stadtfescht – ...dass mer jetz' jedes Mal zu solche Feschte komme' sin'. Des war immer am Schluss der Fahrt noch e' Belohnung."

Und obwohl der Po keine Ruhe gibt, sind wir am Ende in Ulm traurig, dass alles schon vorbei ist. Die fünf Tage gingen vorüber wie im Flug. Und schnell ist der Entschluss gefasst, im nächsten Jahr wieder eine große Radtour zu machen, vielleicht wieder an Europas zweitlängstem Strom. Was hat Ulrich Früh in Donaueschingen erzählt?

[O-Ton Ulrich Früh:]
"Wir hatten letschte Woche Kanadier hier, die habe' ihre Räder von Kanada hierherfliege lasse', hier zusamme'gebaut und sin' jetz' unterwegs nach Wien. Das is' so 'n Traum von viele', einfach mal die Donau 'runterzufahre'. Wir hatte schon Leute, die sin' bis ans Schwarze Meer."

[Atmo: Fahrradklingel]

 

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