Chile 2

TORRES DEL PAINE
- Naturwunder im schönsten Nationalpark Südamerikas

Er gilt als der schönste Nationalpark Südamerikas – der "Parque Nacional Torres del Paine" ganz im Süden Patagoniens. Viele machen sich nur seinetwegen auf den weiten Weg nach Chile. Zwar ist das Wetter dort unberechenbar. Aber wer Glück hat, wird keinen einzigen Kilometer Anreise bereuen. Denn Torres del Paine ist gleichbedeutend mit Natur vom Feinsten: mit einer artenreichen Tierwelt zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Mit Wasserfällen, Seen und Gletschern. Und nicht zuletzt mit den Namensgebern des Parks, den Granitfelsen, die senkrecht wie Türme in den Himmel ragen. Ein spektakulärer Anblick!

Reportage (Radio hr3, 23.05.2004):

[O-Ton Jürgen Schulmeister:]
"Meiner Ansicht nach sind die Paine-Türme – oder Torres del Paine – dadurch so spektakulär, dass, wenn man sie das erste Mal sieht, kommt man über die patagonische Steppe und steht dann vor einem Bergmassiv, in dem drei Granitsäulen auf bis zu 2.800 Meter über dem Meeresspiegel hochragen und man also wirklich die ganzen 2.800 Meter Berg vor sich sieht und nicht schon auf 1.000 oder 2.000 Meter Höhe ist, bevor man was vom Berg sehen kann."

Jürgen Schulmeister hat die Torres schon unzählige Male gesehen und ist doch immer wieder tief beeindruckt. Der gebürtige Schwarzwälder lebt seit fast zwei Jahrzehnten in Patagonien und führt Besucher durch den Nationalpark. Mit seiner Begeisterung steht er nicht allein. Immer mehr Touristen wollen das unvergleichliche Bergpanorama genießen.

[O-Ton Touristin:]
"Das Massiv ragt einfach raus, und die Pflanzenwelt ist 'ne andere, relativ karg, die Bäume sind anders. Ich hab' heute 'n Kondor gesehen. Den gibt's in den Alpen nicht."

Stimmt. Oben am Himmel ziehen Kondore und Adler ihre Kreise, unten im Sumpf tummeln sich Wildgänse und Ibisse.

Durch die weite Steppe stolzieren Nandus, eine südamerikanische Straußenart, und dort grasen auch ganze Herden von Guanakos. Diese wilden Lamas kennen scheinbar keine Scheu vor den Besuchern des Nationalparks.

[O-Ton Jürgen Schulmeister:]
"Das Grundsystem der Guanakos ist, sie haben einen Feind, und das ist der Puma, und damit sind sie sehr aufmerksam. Sie stoppen beim Fressen und gucken rundrum, ob da irgendwas ist. Und die gleiche Reaktion haben sie auch bei den Touristen, also im ersten Moment wenden sie sich ab, aber das halten sie nicht lange aus, denn sie müssen wissen, was läuft, und nach ein paar Sekunden eigentlich schon drehen sie sich das erste Mal um und schauen einen an."

Tourguide Jürgen Schulmeister
Guanakos kennen scheinbar keine Scheu
Vom Puma gerissenes Guanako

Die Fauna des Parks kennt Jürgen Schulmeister wie kaum ein anderer. Und mit seinem geschulten Blick spürt er häufg Dinge auf, die andere schon mal übersehen.

[O-Ton Jürgen Schulmeister:]
"Das könnten sein – so wie heute Morgen – ein Guanako, das gerade von einem Puma erlegt wurde. Oder wir haben bei einer anderen Tour mal kurz angehalten, da ist ein kleiner Fuchs um die Ecke gesprungen, und da haben wir ein Fuchsnest gefunden, also einen Fuchsbau mit den Kleinen. Dinge, die ein bisschen abseits sind vom Normalen."

Wenn möglich, meidet Schulmeister die ausgetretenen Pfade. Trotzdem will er seinen Gästen die touristischen Highlights des Nationalparks natürlich nicht vorenthalten. Eines davon ist der Grey-Gletscher, Teil des riesigen südpatagonischen Eisfelds, das außerhalb der Polargebiete Seinesgleichen sucht. Am Ende einer Bootstour über den Lago Grey ist der vier Kilometer breite Eisriese buchstäblich zum Greifen nah.

Eisriese Grey-Gletscher
Gletscher zum Greifen nahe
Wanderung am Fuße der Torres

[O-Ton Jürgen Schulmeister:]
"Der Grey-Gletscher ist eigentlich nicht der typische Gletscher, der kalbt, sondern das Eis geht in den See rein, und irgendwann mal ist also die Eismasse, die unter Wasser ist, so viel größer wie die, die über Wasser ist, dass er wie aufschwimmt, dass er also abbricht, aufschwimmt und in riesigen Eisbergen am Seeufer angespült wird."

Ein weiteres Highlight ist die Wanderung zum Fuße der Torres. Anstrengend zwar und acht Stunden lang. Doch hinterher denkt jeder gerne daran zurück, denn sie hinterlässt bleibende Erinnerungen - nicht nur Muskelkater und Blasen an den Füßen:

[O-Ton Touristin:]
"Die Landschaft, also die Ruhe auch. Allein da hoch zu laufen, das hat wirklich Spaß gemacht. Wenn du dann da oben stehst – es ist einfach gigantisch!"

 

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Hier geht's zum "Wilden Fjordistan" und der Reportage Chile 3.