Breslau 2
DER RING IST SEHR GELUNGEN
- einer der schönsten Marktplätze Europas
Er ist einer der größten und schönsten Marktplätze Europas. Der Breslauer Ring (eigentlich ein Rechteck) misst 212 mal 175 Meter und wird gesäumt von ehemaligen Patrizierhäusern der verschiedensten Stilepochen. Fast drei Viertel der Gebäude waren im Zweiten Weltkrieg zerstört, aber inzwischen sind die meisten liebevoll restauriert oder möglichst originalgetreu wiederaufgebaut worden. Der Ring umgibt ein Karree, das aus dem Alten und dem Neuen Rathaus und dem ehemaligen Handwerkerviertel besteht. Auf dem "Rynek", wie die polnischen Bewohner ihn heute nennen, schlägt das Herz der niederschlesischen Metropole. Er allein ist schon eine Reise wert.
Reportage (Radio hr4, 07.03.2009):
[Atmo: Rauschen des Springbrunnens]
Der moderne Springbrunnen auf der Westseite des Rings mag so gar nicht in die historische Umgebung passen. Erst seit 2001 steht er hier und spaltet die Breslauer Bevölkerung. Die einen wollen ihn weghaben, die andern lieben ihn, weil er im Sommer für angenehme Kühle sorgt. Breslau entwickelt sich weiter und der Ring mit ihm. Schon im 13. Jahrhundert wurde er angelegt. Aus dieser Zeit stammt auch das Haus zu den sieben Kurfürsten. Seine auffällige Fassadenmalerei kam allerdings erst später hinzu.
[O-Ton Norbert Kulpiński:]
"Wir sehen hier den habsburgischen Kaiser, Leopold I., und auch sieben Kurfürsten, und das Portal hier ist auch wunderschön mit dem schwarzen Adler."
Stadtführer Norbert Kulpiński zeigt uns weitere prächtige Fassaden wie das "Haus unter den Greifen" oder das "Haus zur goldenen Sonne". Alles steinerne Zeugnisse früheren Wohlstands.
[O-Ton Norbert Kulpiński:]
"Breslau, das war immer eine sehr reiche Stadt. Das war Handelsstadt und zum Beispiel auch Mitglied der Hanse. Deswegen haben hier sehr viele reiche Leute gewohnt, und sie haben hier am Marktplatz ihre Bürgerhäuser, und hier, die westliche Seite, da haben sehr oft die Kaiser und die Könige geweilt."
Die anderen Seiten des Rings stehen der Westseite kaum nach. Eine Fassade schöner als die andere und alle in den unterschiedlichsten Farben verputzt. Ein buntes und doch harmonisches Gesamtbild. Auch andere deutsche Besucher sind beeindruckt:
[O-Töne Touristen:]
"Ich bin das erste Mal hier in Breslau, obwohl ich hier in der Nähe geboren bin. Aber ich bin überrascht über den guten Bauzustand hier. Man kann nur positiv sprechen."
"Ich bin auch sehr angenehm überrascht. Trotzdem ich gewusst hab’, dass sie das wiederaufgebaut haben, aber dass es so ordentlich ist und dass man trotzdem noch alte Gebäude sieht, das hatt’ ich nicht erwartet, weil das ja fast zerstört war, Breslau, damals im Zweiten Weltkrieg."
Zum Glück kaum zerstört war das Alte Rathaus in der Ringmitte. Ein imposantes Bauwerk, eines der schönsten und bedeutendsten seiner Art in Europa.
[O-Ton Norbert Kulpiński:]
"Das Rathaus ist wirklich die Perle der gotischen weltlichen Architektur. Hier gibt es auch so eine wunderschöne astronomische Sonnenuhr. Diese Uhr, die stammt schon aus dem Jahre 1580. Das ist auch sozusagen das Wahrzeichen der Stadt. Im ersten Stock, da befand sich früher der Fürstensaal, da haben die schlesischen Stände Friedrich dem Großen gehuldigt. Und im Erdgeschoss befand sich früher der Gerichtssaal, und die Leute wurden dann am Pranger vor dem Rathaus bestraft."
Unter dem Rathaus ist der wahrscheinlich älteste Bierkeller der Welt. Er blickt auf eine mehr als 700-jährige Tradition zurück. Berühmte Leute wie Kaiser Sigismund, Goethe und Lessing waren schon zu Gast. Und die kamen nicht nur wegen des Biers. Der Schweidnitzer Keller wird auch für seine gute Küche gerühmt; sie vereint deutsche, polnische und böhmische Kochkunst.
[O-Ton Radosław (auf polnisch):]
"Unsere Spezialität, das ist das Eisbein", sagt Geschäftsführer Radosław. "Die Zubereitung dauert drei Wochen lang. Es wird dreimal gebacken. Wir wissen, die Deutschen sind Meister, wenn es um die Zubereitung von Eisbein geht, aber 70 Prozent der Gäste in unsrem Restaurant sind Deutsche, und sie sind wirklich sehr begeistert."
Also, dann: Smacznego – guten Appetit – und: Na zdrowie – prost!
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Meine Empfehlung: Das Brauhaus "Spiź"
Das Brauhaus "Spiź" nimmt die Pole-Position mitten auf dem Breslauer Ring ein. Es liegt direkt neben dem Alten Rathaus und dem traditionsreichen "Schweidnitzer Keller". Im Gegensatz zu Letzterem wird es allerdings weniger von älteren Touristen als von jungen Einheimischen frequentiert. Zum selbst gebrauten Bier gibt's kostenlos leckere Schmalzbrote. Unten im Keller läuft Sport auf den Monitoren, aus den Lautsprechern dröhnt fetzige Musik. Draußen im Biergarten hat man den schönsten Blick auf die herrliche Westseite des Rings mit dem "Haus zu den sieben Kurfürsten". Unbedingt ausprobieren!
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