Yukon 2


DAS GOLDENE ZEITALTER
- auf den Spuren der Glücksritter in Dawson City

Die ersten weißen Siedler im heutigen Yukon-Territorium kamen nicht wegen der unberührten Natur. Bären interessierten sie allenfalls, um ihnen das Fell abzuziehen. Der Hauptgrund war die Entdeckung von Gold 1896 an der Mündung des Klondike in den Yukon River. Binnen eines Jahres hatte es sich bis an die Westküste der USA herumgesprochen. Zigtausende Glücksritter strömten daraufhin aus San Francisco und Seattle gen Norden. Es wurde der größte Goldrausch der Geschichte. Die Stadt Dawson entstand und wuchs schnell auf rund 20.000 Einwohner – mehr als zehn mal so viele wie heute. Noch immer wird dort nach Gold geschürft, aber in wesentlich kleinerem Umfang als vor gut hundert Jahren. Dennoch hat Dawson City den Charme seines Goldenen Zeitalters bewahrt und lebt heute vor allem vom Tourismus.

Reportage (Radio SWR4 RP, 20.08.2023):

Auf den ersten Blick fühlt man sich in eine Western-Kulisse versetzt, wenn man durch Dawson City schlendert. Jedes der alten Häuser aus der Zeit des Goldrauschs hat seine eigene Geschichte. Bei unserem Rundgang mit dem Audio-Guide wird sie wieder lebendig:

[Audio-Guide:]

"Dieses Gebäude stand den Goldgräbern zur Verfügung. Es war ein Lagerhaus für Henry Hoonans Postkutschenunternehmen. Er machte gutes Geld, indem er Waren und Menschen zwischen den Goldfeldern und Dawson City hin und her transportierte."

Damals gab es eben noch Pferdekutschen. Heute dominieren hubraumstarke Pick-ups und Geländewagen die unbefestigten Straßen der alten Goldgräberstadt. Ihre Motoren sind oft lauter als die Stimme des Audio-Guides. Deshalb sind wir froh, dass wir im ruhigen Visitor Center Bernd Höschele treffen. Der gebürtige Schwabe arbeitet für ein deutsches Reiseunternehmen. Von ihm erfahren wir alles Wichtige über Dawson und den Goldrausch:

[O-Ton Bernd Höschele:]

"Viele denken immer, das ist so der Wilde Westen gewesen, aber das ging alles relativ zivilisiert ab. Es war eine der wenigen Städte, die schon elektrisches Licht hatten, und entsprechend waren es dann wohlhabende Leute, die hierhergezogen sind, die wollten natürlich ein bisschen Kultur haben, deswegen gab's dann plötzlich Theaterhäuser und so weiter. Es gab natürlich auch die rauere Seite von Dawson, aber insgesamt war das hier sehr zivilisiert."

Hubraumstarke Pick-ups auf Dawsons Straßen
Bernd Höschele im Visitor Center
Ein bisschen wie im Wilden Westen

Die rauere Seite fand man eher auf den Goldfeldern außerhalb der Stadt. Einige wenige Goldsucher wurden reich, die meisten nicht, und nach wenigen Jahren schon wurde das Edelmetall industriell abgebaut.

[O-Ton Bernd Höschele:]
"Das heißt, du brauchtest praktisch gar keine Arbeit mehr, die von Leuten gemacht wurde. Das hat 'ne riesige Maschine übernommen, und das hat natürlich dazu geführt, dass ganz viele wieder abgewandert sind, oder es gab dann noch 'nen Goldrausch drüben in Alaska, und dann sind viele eben nach Alaska gezogen."

Bei geführten Touren kann man auch heute noch Gold waschen im Klondike. Aber nicht im Frühjahr, wenn der Wasserstand des Flusses zu hoch ist. Also werden wir ohne fette Nuggets im Gepäck wieder abreisen müssen. Bernd Höschele empfiehlt uns trotzdem, noch länger in der Gegend zu bleiben:

[O-Ton Bernd Höschele:]
"Hier oben ist sehr viel Natur. Es gibt auch ganz viele, die mit dem Kanu hier hoch paddeln, dann setzt man praktisch in Whitehorse ein und setzt das Kanu hier raus, 14 Tage später sozusagen. Und dann gibt’s weiter oben die Tombstone Mountains, wunderschönes Fleckchen Erde, hohe Anzahl an Grizzlys und so weiter. Und dann gibt’s natürlich die Goldgräberstätten zu besichtigen. Also, es gibt hier wirklich 'ne Menge zu tun."

 

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Hier geht's weiter zum Gletscherfeld des Kluane-Nationalparks und der Reportage Yukon 3.