Weinviertel 5


DA KOMMT MAN DER NATUR AUF DIE SPUR
- über das Vogelparadies in den March-Thaya-Auen

Ganz im Osten des Weinviertels, wo die Landschaft immer flacher wird, erstreckt sich das größte zusammenhängende Flussauengebiet Mitteleuropas. Die Grenzflüsse Thaya und March, die Österreich von Tschechien bzw. der Slowakei trennen, sorgen immer wieder für große Überschwemmungen. Dadurch wurde eine Besiedelung der Auen bisher verhindert und die natürliche Landschaft blieb weitgehend erhalten. Statt vieler Menschen leben in dem Feuchtgebiet viele selten gewordene Tierarten, vor allem Vögel. Auch Zugvögel aus Osteuropa machen hier regelmäßig Station. Wer der Natur auf die Spur kommen will, für den bietet der Verein "Auring" aus Hohenau an der March geführte Exkursionen an. Er betreibt auch die einzige öffentlich zugängliche Vogelberingungsstation Österreichs.

Reportage (Radio hr4, 11.10.2014; 25.04.2021):

Die Beringungsstation ist eine kleine Holzhütte inmitten eines Sumpfgebiets am Ortsrand von Hohenau. Rundherum sind Netze aufgestellt, in denen die Vögel gefangen werden. Freiwillige Helfer, meist junge Leute, bringen sie dann zu Heinrich Frötscher, der ihnen einen Markierungsring verpasst:

[zum Anhören klicken: O-Ton Heinrich Frötscher]

"Der Ring ist weltweit einzigartig, also da ist eine Nummernkombination drauf, die jeder einzelne Ring nur einmal hat, sodass er eigentlich weltweit zurückverfolgt werden kann, je nach dem, wohin der Vogel fliegt oder wo er wieder gefunden wird."
- Und sind denn auch schon mal Vögel tatsächlich wieder gefangen worden, die diesen Ring tragen?
"Ja. Von unserer Station der weiteste Fund bis jetzt war in Kenia auf einer Beringungsstation. Das war ein Schilfrohrsänger, das war noch nicht mal die Endstation, sondern der fliegt noch weiter ins südliche Afrika."

Ein Feldsperling, eine Rohrammer und sogar ein Stieglitz gehen den Ornitholgen kurz hintereinander ins Netz. Im Feuchtbiotop draußen vor der Hütte tummeln sich Wildgänse, auch ein Silberreiher stakst darin herum. Früher hat hier eine Zuckerfabrik ihren Rübenschlamm gelagert, jetzt dienen die Becken dem Naturschutz. Zum Beispiel als Brutplatz für Flussseeschwalben.

Vogelberingungsstation
Heinrich Frötscher
Ute Nüsken

[O-Ton Ute Nüsken:]
"Das ist schon etwas ganz Besonderes. Die Flussseeschwalben – wunderhübsche Vögel, die sich durch einen atemberaubenden Flug auszeichnen, die vollführen wahre Flugmanöver, um sich dann ins Wasser zu stürzen, um zum Beispiel Fische zu fangen."

Ute Nüsken, in Schleswig-Holstein geboren, lebt schon lange in der Gegend und engagiert sich für den Verein "Auring". Sie hat nicht nur ein Herz für Vögel, sondern auch für Amphibien. Besonders die seltene Rotbauchunke hat es ihr angetan:

[zum Anhören klicken: O-Ton Ute Nüsken]

"Wenn man die Unke von unten betrachtet, sieht man den sehr schönen rötlich-schwarz gefleckten Bauch. Man hört sie hier zwischendurch auch mal rufen. Diese Unke sondert ein Sekret ab, was wirklich unangenehm ist, zwar nicht so auf der Haut, aber wenn ich mir jetzt mit der Hand ins Auge fahren würde, würde das doch deutlich brennen, und das erfährt der Feind im Zweifelsfalle auch."

Rotbauchunke
Grenze zur Slowakei
Bedrohtes Paradies

Von Hohenau sind es nur wenige hundert Meter bis zur Marchbrücke, die in die Slowakei hinüberführt. Auch dort ist die Auenlandschaft noch weitgehend intakt und steht unter Naturschutz.

[O-Ton Ute Nüsken:]
"Es ist sehr reizvoll auch auf slowakischer Seite die Landschaft zu erkunden, zum Beispiel mit dem Fahrrad. Man könnte also hier in Hohenau über die Brücke radeln, auf der slowakischen Seite weiter und in Schloss Hof – das ist unten etwas südlich von Marchegg – die dort vorhandene Radbrücke überqueren und könnte dann auf der anderen, also auf der österreichischen Seite, wieder zurückfahren."

Die March-Thaya-Auen bieten also ein grenzenloses Naturerlebnis. Aber das Paradies ist bedroht. Eine geplante Autobahn könnte schon in wenigen Jahren vieles zerstören.

 

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DIE SCHLACHT AUF DEM MARCHFELD
- wo der Aufstieg der Habsburger begann

Wo sich heute die March-Thaya-Auen erstrecken, ging es nicht immer so friedlich zu. Im Jahr 1278 tobte zwischen den Orten Dürnkrut und Jedenspeigen eine wilde Ritterschlacht, die als "Schlacht auf dem Marchfeld" in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Sie hatte großen Einfluss auf die Machtentfaltung des Hauses Habsburg und damit für die österreichisch-deutsche Geschichte insgesamt. Ein Gedenkstein an der stark befahrenen Bundesstraße 49 erinnert an die Schlacht.
Der gerade zum römisch-deutschen König gewählte Rudolf von Habsburg und der böhmische König Ottokar II. standen sich mit ihren Heeren an der damaligen Grenze zu Ungarn gegenüber. Der Böhme hatte weite Teile des heutigen Österreichs, Sloweniens und Norditaliens unter seine Herrschaft gebracht und selber Ambitionen auf die deutsche Königskrone angemeldet. Die sieben Kurfürsten aber hatten sich für den Habsburger entschieden. Was sich damals auf dem Schlachtfeld an der March abspielte und wer schließlich die Oberhand behielt, erzählt mir hier die geschichtskundige Jedenspeigerin Leopoldine Rauscher:

[zum Anhören klicken: O-Ton Leopoldine Rauscher]

 

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