Usedom 2


ACHTERLAND
- das malerische Herz der Insel

Die meisten Urlauber kommen nach Usedom wegen des ausgedehnten Ostseestrands von Heringsdorf, Ahlbeck & Co. Aber immer mehr beginnen auch das Hinterland zu entdecken: Sie wandern oder radeln durch die sanfte Hügel- und Seenlandschaft der "Usedomer Schweiz", fahren Kanu oder angeln in der weiten Bucht des "Achterwassers". In der ruhigen und beschaulichen Landschaft findet man noch viele reetgedeckte Bauern- und Fischerkaten, schattige Alleen, mittelalterliche Kirchen, historische Schlösser und Windmühlen, dazu viel, viel Natur. Das so genannte Achterland hat auch Künstler inspiriert – wie den deutsch-amerikanischen Maler Lyonel Feininger. Mit seinen Gemälden und Zeichnungen machte er so manches Motiv auf Usedom weltberühmt.

Reportage (Radio hr4, 09.05.2009; hr-iNFO, 06.06.2009):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

Sie steht auf einem Hügel hoch über dem Dorf Benz und scheint eher nach Holland als nach Pommern zu gehören. Die Benzer Windmühle ist eine Art Wahrzeichen der Usedomer Schweiz und Höhepunkt der "Feininger Rad-Tour" auf den Spuren des Bauhaus-Expressionisten.

[O-Ton Martin Meenke:]
"Feininger ist zufällig hier gewesen, 1910, und hat den letzten Windmüller bei der Arbeit erwischt sozusagen und hat die Mühle aus nördlicher Richtung gezeichnet für eine Naturnotiz. Aus der hat er später noch 'ne Lithographie hergestellt, hat dann diese Notiz nicht weiter verwendet, aber für uns ist die wichtig, weil er unbewusst sicherlich damals technische Details festgehalten hat, die sonst keiner mehr rekonstruieren konnte, weil’s Fotografien aus der Zeit nicht gibt. Insofern ist diese Naturnotiz für uns ein Schatz."

Feininger-Kenner Martin Meenke berichtet noch von einem anderen Maler, Otto Niemeyer-Holstein, der die Mühle zu DDR-Zeiten gekauft und restauriert hat – mit Hilfe der Zeichnung von Lyonel Feininger. Heute ist die Holländer-Windmühle von 1830 wieder in bestem Zustand. Auch im Innern gibt es viel Interessantes zu sehen.

Feininger-Zeichnung der Mühle
Wasserschloss Mellenthin
Essen in der "Molle" serviert

[O-Ton Martin Meenke:]
"Der Weg vom Korn zum Mehl. Und zwar auf zweierlei Art: einmal auf elektrische Weise und dann ganz konventionell mit Windkraft. Ich sag' immer, wir haben eine Hybrid-Mühle, eine, die beide Antriebe hat, den auch schon denkmalgeschützten Elektroantrieb mit Transmissionsriemen und oben den großen Windmotor mit den wuchtigen 22 Meter langen Flügelruten."

Nicht von Lyonel Feininger auf Leinwand gebannt, aber dennoch malerisch, liegt das Wasserschloss Mellenthin inmitten des Usedomer Achterlands. 1575 im Stil der Renaissance erbaut, hat es häufig den Besitzer gewechselt, diente in der DDR sogar vorübergehend als Kindergarten. Heute gehört das Schloss der Familie Fidora aus Nordrhein-Westfalen. Sie hat das alte Gemäuer mit ihrer Erlebnis-Gastronomie wiederbelebt. Das Essen wird in einer großen Schüssel aus Holz, der so genannten Molle, serviert – ganz rustikal.

[O-Ton Jan Fidora:]
"Jeden Freitag gibt’s die Fischmolle bei uns noch zusätzlich. Oder montags das Räubermollen-Essen. Dienstags und mittwochs ist bei uns immer das Ritterbüfett mit Live-Musik und Gauklern. Und jeden Donnerstag gibt’s bei uns Piratenschmaus, dazu eine kleine Piraten-Show und auch mit Live-Musik und Show."

[Geräusch: Klapperstorch]

Benzer Mühle
Storchennest
Benzer Kirche und Schmollensee

Auf einem Hausdach unmittelbar vor dem Schlosstor hat sich ein Storchenpaar eingenistet. Kein Einzelfall. Gerade selten gewordene Vogelarten fühlen sich in der Stille des Achterlands offenbar wohl. Dietmar Jaßmann, der Usedom kennt wie seine Westentasche, weiß auch warum:

[O-Ton Dietmar Jaßmann:]
"Die Natur ist unberührt und die Tiere können dort geschützt brüten. Und so haben sich natürlich die Gelege erweitert. In der Nähe Achterwasser ja die Insel Böhmke, die so einiges zulässt, wo die Lachmöwe, die Silbermöwe, auch die Seeschwalbe die besten Voraussetzungen hat, und sogar auch der Weißkopfadler ist tatsächlich auf Usedom mit einigen Brutpaaren, und das lockt natürlich Ornithologen, aber auch viele Leute an, die Interesse haben an Landschaft, Flora, Fauna, Natur."

Natur und Kultur – von beidem ließ sich Lyonel Feininger inspirieren. Und wer auf seinen Spuren wandelt, greift vielleicht selbst zum Zeichenstift – zumindest aber zum Fotoapparat.

[Geräusch: Klicken einer Kamera]

 

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