Texas 4


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- deutsche Verwandte im Westerwald

Die Stadt Fredericksburg ist noch heute Anziehungspunkt für deutsche Auswanderer und ein beliebter Alterswohnsitz für Deutschstämmige aus allen Teilen der USA. Die meisten der 9.000 Einwohner aber sind direkte Nachfahren der ersten Siedler, die durch den Mainzer Adelsverein nach Texas kamen. Viele von ihnen leben wie ihre Vorväter von der Landwirtschaft, vom Wein- und vor allem: vom Pfirsichanbau. So auch die Familie Vogel, deren Vorfahren einst aus dem Westerwald ins Gelobte Land gezogen waren.

Titelfoto: Deutsch-Texaner George Vogel

Reportage (Radio SWR4 RP, 13.01.2003):

George und Nelda Vogel leben in einem gemütlichen Farmhaus etwa 15 Meilen außerhalb von Fredericksburg. Hier genießen sie ihren Ruhestand; um die Pfirsiche kümmert sich inzwischen hauptsächlich der jüngste Sohn. Beide sprechen noch fließend Deutsch (mit starkem Westerwälder Einschlag) und beide wollten immer schon mehr über ihre Ururgroßeltern und deren alte Heimat erfahren. Um aktiv zu werden, bedurfte es aber eines eher traurigen Anlasses.

[O-Ton George Vogel:]
"Ich hatt' zwei Onkels, die waren nicht verheirat'. Die sind 1987 gestorben und da sin mir durchs Haus und da ham mir Papiere gefunne, wo gestanne hat, die Vogel-Familie kam von Niederelbert bei Montabaur."

Eine heiße Spur, der die Vogels folgten. 1991 machten sie sich auf die weite Reise in den Westerwald, nach Niederelbert, und forschten direkt an der Quelle nach. Dort begegneten sie vielen hilfsbereiten Menschen wie beispielsweise Gerhard und Inge Wick, aber keinen Nachfahren des seligen Johann Vogel. Für Ururenkel George also ein enttäuschendes Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen.

[O-Ton George Vogel:]
"Der eine hat in die Zeitung geschrieben, da wär 'ne Vogel-Familie hier, die däten vor die Wurzeln suche' von frieher, aber da hat sich keiner gemeld'."

Seine Frau Nelda hatte da wesentlich mehr Glück. Ihre Vorväter waren aus Breitscheid bei Herborn nach Texas ausgewandert. Nachkommen der Daheimgebliebenen leben noch heute dort. Und so kam es tatsächlich zur großen Familienzusammenführung. Den herzlichen Empfang, sagt Nelda, wird sie niemals vergessen. Es sei fast so gewesen, als hätten sie sich immer gekannt.

George und Nelda Vogel

[O-Ton Nelda Vogel:]
Oh, die sin' so liebe, liebe Leut'. No, das war für uns grad' – mir hätten nie gedacht, dass mir so Leut' finden däten, un' überhaupt Verwandtschaft, wenn's auch weiter wech is, Verwandtschaft."

Für das Ehepaar Vogel ist der Westerwald, die alte Heimat, inzwischen fast zur zweiten Heimat geworden. Schon etliche Male waren sie wieder zu Besuch. Am Anfang wunderten sie sich noch, warum ihre Vorfahren dem Ruf des Mainzer Adelsvereins gefolgt waren und diese schöne Gegend verlassen hatten, doch inzwischen verstehen sie sehr gut, wie es zu der Massenauswanderung kam:

[O-Ton Nelda Vogel:]
"Die was hierher kamen, die kamen, weil die wollten was Besseres finden, besser leben un' so was. Es war hart für sie und doch ham se gut getan, ham etwas Land gekricht und so und ham hart gearbeit'. Aber es war doch etwas besser für se, wie wenn se da drieben geblieben wärn."

Auch für George hat sich die Ahnenforschung letztlich gelohnt. Denn wenn er schon keine Verwandten in Niederelbert gefunden hat, so doch viele Freunde. Gerhard Wick zum Beispiel gründete nach seiner Begegnung mit den Vogels eine deutsch-texanische Gesellschaft. 1994 entstand daraus eine offizielle Städtepartnerschaft zwischen der Verbandsgemeinde Montabaur und Fredericksburg. Und diese Partnerschaft wird gepflegt wie kaum eine andere. Die gemeinsame Geschichte und die engen persönlichen Kontakte schaffen eine Verbundenheit, der auch die enorme Entfernung nichts anhaben kann.

 

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