Saar-Hunsrück-Steig 3


RIESLING UND RÖMER
- von Riveris nach Trier

Nach der fünften Etappe*), zwischen Kell am See und Hermeskeil in Rheinland-Pfalz, teilt sich der Saar-Hunsrück-Steig in zwei unterschiedlich lange Äste. Hier muss man sich entscheiden: Der längere Ast führt in nordöstlicher Richtung über den höchsten Berg des Hunsrücks, den Erbeskopf, nach Idar-Oberstein an der Nahe. Der kürzere Ast in nordwestlicher Richtung nach Trier an der Mosel. Wer sich für die zweite Variante entscheidet, lernt Deutschlands schönsten Fernwanderweg auf den letzten 15 Kilometern von Riveris nach Trier noch einmal von einer ganz neuen Seite kennen.

Reportage (Radio hr4, 22.05.2010):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

Eingebettet zwischen bewaldeten Hügeln liegt er da wie ein norwegischer Fjord: Der Riveris-Stausee ist der Anfang vom Ende unserer Wanderung auf dem Saar-Hunsrück-Steig.

Am Riveris-Bach entlang marschieren wir Richtung Norden, am Dorf Riveris vorbei nach Waldrach an der Ruwer. Bald sehen wir die ersten Weinberge auf der gegenüberliegenden Seite des Tals. In Waldrach angekommen, treffen wir Winzer Wolfgang Mertes. Der hat schon eine kleine Kostprobe vorbereitet:

[Atmo-Ton Wolfgang Mertes:]
"Zum Wohl. Ein leichter Riesling, Kabinett halbtrocken aus dem Jahrgang 2008, hier aus dem Waldracher Sonnenberg."

Riesling ist die bevorzugte Rebsorte, die an der Ruwer angebaut wird. Heutzutage wird er zwar als "Mosel" vermarktet, aber trotzdem, meint Wolfgang Mertes, hat der Ruwerwein einen ganz eigenen Charakter – schon wegen des schieferhaltigen Erdreichs.

Riveris-Stausee
Ruwer-Steillagen bei Waldrach
Morscheid im Ruwertal

[O-Ton Wolfgang Mertes:]
"Bei den jungen Weinen sind es eher Aromen wie weiße Früchte, aber auch dieses Schiefrige, klassisch für diesen Boden, diese Mineralität, und dann die typische Leichtigkeit. Selbst in Jahren mit hohen Öchslegraden wird ein Ruwer-Riesling nie breit und dick. Das ist immer ein schöner, leichter Wein, der sehr beschwingt, gerade wie heute, wenn man schönes Wetter hat, auf der Terrasse – eigentlich ein idealer Sommerwein."

Vielleicht ein bisschen zu beschwingt verabschieden wir uns vom Weingut Mertes. Denn vor uns liegt noch eine lange Wegstrecke. Fast wie im Rausch wandern wir Kilometer um Kilometer. Vielleicht liegt es nur am Alkohol, vielleicht aber auch an der berauschenden Landschaft, die immer neue Überraschungen bereithält.

[O-Ton Wanderer:]
"Am Anfang sind es vor allem Waldgebiete, und da ist es dunkel, da muss man an Felsenformationen vorbei, und jetzt hier läuft man durch die Weinberge und hat einen unheimlich weiten Panoramablick auf Trier runter und diese Weinberge. Es ist also auch sehr reizvoll, aber ganz anders."

Das Ziel ist zum Greifen nahe, aber der Weg durch die Trierer Vororte ins Zentrum zieht sich gewaltig. Wir sind ziemlich groggy, als wir das Amphitheater erreichen; eine Führung durch das Weltkulturerbe lassen wir uns trotzdem nicht entgehen. In der Arena aus dem 1. Jahrhundert nach Christus war zur Römerzeit im wahrsten Sinne des Wortes der Bär los – und nicht nur der:

Weltkulturerbe Amphitheater
Gladiatorenkämpfe zur Römerzeit
Gute Akustik bis in oberste Ränge

[O-Ton Hans-Josef Rolinger:]
"Es gab Festumzüge, öffentliche Veranstaltungen, aber auch eben diese Gladiatorenkämpfe oder Tierhatzen. Hier kämpfte man Mann gegen Mann, man kämpfte Menschen gegen Tiere, man ließ Tiere unter sich kämpfen – so 'n Bär mit 'm Esel, war 'n bisschen unfair, man hat ja gewusst, wer gewinnt – es wurden auch Kriegsgefangene hingerichtet, und es wurden Christen hier verfolgt."

Gästeführer Hans-Josef Rolinger demonstriert uns auch die exzellente Akustik. Er stellt sich mitten in die Arena und seine Worte sind bis in die obersten Ränge zu verstehen:

"Ave Caesar, morituri te salutant!"

Für die alljährlichen Antikenfestspiele wird das Trierer Amphitheater noch heute genutzt. Doch für uns ist hier Ende der Vorstellung. Natürlich hat Deutschlands älteste Stadt noch viel mehr zu bieten: die Porta Nigra, die Kaiserthermen, den Dom und und und. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.

 

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Hinweis:

*) Um abzukürzen (aus Zeit- und Lustmangel) haben wir die Etappen 3 bis 5 ausgelassen und sind von Scheiden mit dem Taxi nach Riveris gefahren. Öffentliche Verkehrsmittel standen leider nicht zur Verfügung.

 

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