Ruanda 4
TATENDURSTIG
- die Tourismus-Förderung aus Rheinland-Pfalz
Der Fremdenverkehr ist im rohstoffarmen Ruanda der Wirtschaftsfaktor Nr. 1 – und dennoch bisher nur ein zartes Pflänzchen. So verzeichnete das ostafrikanische Land im Jahr 2007 knapp 40.000 Gäste*). Im Partnerland Rheinland-Pfalz waren es im gleichen Zeitraum mehr als siebeneinhalb Millionen! Bisher haben die Rheinland-Pfälzer vor allem Schulen, Krankenhäuser und Sportstätten gefördert, jetzt wollen sie ihrem Partner auch zunehmend beim Aufbau und Ausbau des Tourismus helfen. Aber "sanft" soll er sein und nachhaltig – darauf legen beide Seiten großen Wert. Die Natur darf nicht weiter zerstört werden, denn sie ist Ruandas wertvollster Schatz. Deshalb setzt der rheinland-pfälzische Tatendurst genau hier an. Dabei kann er auch auf die langjährige Zusammenarbeit der Universitäten Mainz und Koblenz-Landau mit der ruandischen Partner-Uni in Huye (vormals Butare) bauen.
Reportage (Radio SWR4 RP, 20.11.2009):
Lässig lehnt Dieter König an einem schnell wachsenden Regenschirmbaum. Hier, auf dem Agroforst-Versuchsgelände der Uni Huye, betreibt der Geographie-Professor aus Koblenz Langzeitforschung in Sachen nachhaltiger Bodennutzung. Der Ertrag soll gesteigert und die Erosion gestoppt werden.
"Wir tragen mit diesen Agroforst-Systemen, die versuchen landwirtschaftliche und forstliche Produktion zu integrieren, natürlich auch zum Schutz des Bergnebelwaldes bei. Das Holz, das wir hier in unseren Agroforst-Systemen auf den landwirtschaftlichen Parzellen direkt produzieren können, das muss nun nicht mehr durch Raubbau aus den Wäldern geholt werden."
Gerade der Bergnebelwald im Nyungwe-Nationalpark ist eine der größten Sehenswürdigkeiten Ruandas. Deshalb leisten Professor König und sein Team indirekt auch einen Beitrag für den Tourismus. Und das kommt an:
"This project from Germany ...
Dieses Projekt aus Deutschland ist sehr ermutigend, lobt Umweltstaatssekretär Vincent Karega. Wir schätzen alle Bemühungen, den Nyungwe-Wald zu schützen, der für unsere natürlichen Ressourcen enorm wichtig ist – nicht nur für Ruanda, sondern für ganz Ostafrika. Darum freuen wir uns ganz besonders über diese Partnerschaft und über diese Hilfe.
... partnership and this support.
Manchmal wird der Tatendurst allerdings gebremst. So hat der Zweckverband Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal bislang erfolglos angeboten sein touristisches Know-how zur Verfügung zu stellen. Der Verbandsvorsitzende Bertram Fleck nennt als Beispiel die Werbung.
[O-Ton Bertram Fleck:]
"Wir könnten in unseren Faltblättern und Broschüren auf dieses Gorillagebiet hinweisen, auf die Nationalparks hinweisen. Wir können Verbindungen schaffen zur Gastronomie. Man könnte, wenn die Sprache einigermaßen stimmt, Leute zur Ausbildung einladen. Das sind so drei, vier kleine Punkte, bei denen wir schon lange auf eine Reaktion warten."
Die Afrikaner gehen eben nicht immer mit dem gleichen Elan vor wie die Europäer. Aber in der Sache ist man sich offenbar einig. Christophe Bazivamo jedenfalls, der Minister für kommunale Entwicklung, begrüßt das Hilfsangebot.
[O-Ton Christophe Bazivamo:]
"I am sure, tourism authorities …
Ich bin sicher, dass unsere zuständigen Behörden wie die Ruandische Organisation für Tourismus und Nationalparks in die gleiche Richtung denken und prüfen, wie sie von dem Angebot der Rheinland-Pfälzer profitieren können. Wir sind jedenfalls zu Gesprächen bereit, dann wird man sehen, ob Vereinbarungen getroffen werden können.
… fasten these opportunities."
Vor allem wünscht sich der Minister, dass möglichst viele Rheinland-Pfälzer sein schönes Land besuchen. Und da wiederum hat er die volle Unterstützung des hiesigen Partnerschaftsvereins und dessen Vorsitzenden Richard Auernheimer:
Es ist ein Land mit landschaftlichen Höhepunkten, mit vielen Möglichkeiten auch einen gezielten und richtigen Urlaub zu verbringen. Natürlich müssen manche Strukturen noch geschaffen werden, aber die Strukturen, die schon heute da sind, die reichen zunächst aus für die Anfangssituation. Und der Partnerschaftsverein wird sich auch dafür einsetzen, dass wir diese Idee 'Tourismus in Ruanda' weitergeben."
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WER NOCH NICHT DA WAR, HAT WAS VERPASST
- Interview zum Tourismus in Ruanda, das Radio SWR4 RP mit mir geführt hat (20.11.2009)
Ein Land, gebeutelt von einem langen Bürgerkrieg. Was ist denn da an touristischer Infrastruktur in Ruanda schon vorhanden, der einem Standard entspricht, den Touristen aus den reichen Ländern heute erwarten?
Da gibt es ein starkes Gefälle zwischen Stadt und Land. In der Hauptstadt Kigali gibt es gleich mehrere Hotels, die absolut europäischem Standard entsprechen. An einigen touristischen Orten wie zum Beispiel am Kiwusee oder auch in Ruhengeri, in der Nähe des Gorilla-Nationalparks, gibt es auch entsprechende Hotels, ansonsten auf dem flachen Land wird es da schon eher eng. Aber man muss dazu sagen, dass Ruanda auch ein sehr kleines Land ist, man kann auch viele Ausflüge von Kigali aus machen und am Abend wieder in die Hauptstadt zurückkehren.
Wie steht es um die Sicherheit für Touristen?
Die Sicherheit ist besser als in vielen anderen afrikanischen Ländern ...
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*) Die Entwicklung des Tourismus ist in den zehn Jahren seit meiner Reportage 2009 positiv verlaufen. Jahr für Jahr ging es mit den Zahlen bis 2018 ständig bergauf. 2019 zeigte die Statistik seither erstmals eine leicht rückläufige Tendenz. Laut www.laenderdaten.info kamen dann immer noch ca. 2 Millionen ausländische Gäste in das ostafrikanische Land. Als Tourist gilt hierbei jeder, der mindestens eine Nacht im Land verbringt, dort aber nicht für länger als 12 Monate lebt. Insofern die Erhebung auch den Zweck der Reise beinhaltete, wurden Geschäftsreisen und andere Reisezwecke, die nicht dem Tourismus galten, bereits herausgefiltert. Reist die selbe Person innerhalb eines Jahres mehrfach ein und aus, so zählt jeder Besuch erneut.
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