Paderborn 2


TOURISTISCH
- Sehenswertes abseits des Fußballstadions

Wenn es um Städtetourismus geht, spielt Paderborn bislang noch nicht in der Ersten Liga. Aber der sportliche Aufstieg soll auch den touristischen Aufschwung bringen. Schon jetzt hat man festgestellt, dass durch die jüngsten Erfolge des Fußballclubs SCP 07 der Bekanntheitsgrad von Paderborn deutlich erhöht wurde. Allein anderthalbtausend Schlachtenbummler werden von nun an jedes zweite Wochenende nach Ostwestfalen reisen. Dazu erhofft sich die Stadt natürlich noch weitere – auch fußballferne – Besucher, die auf Paderborn neugierig werden. Der neue (doppeldeutige) Werbeslogan "Paderborn ist erstklassig" zeugt jedenfalls von großem Selbstbewusstsein. Und tatsächlich hat die Heimatstadt des Bundesliga-Neulings auch abseits des Fußballstadions eine Menge Sehenswertes vorzuzeigen. 

Reportage (Radio hr4, 23.08.2013; SWR4 RP, 02.06.2019):

[zum Anhören klicken: Glockengeläut des Doms]

Irgendwo läuten fast immer die Glocken, denn Kirchen gibt es zuhauf in Paderborn. Allen voran natürlich der Dom mit seinem mächtigen, fast hundert Meter hohen, romanischen Turm. Paderborn ist Bischofssitz – und das schon seit mehr als 1200 Jahren, weiß Stadtführerin Claudia Münch zu berichten:

[O-Ton Claudia Münch:]
"Karl der Große war letztlich der Herrscher, der hier nach Paderborn gekommen ist und das Christentum verbreitet hat. Karl der Große kam als fränkischer König hier in den von Sachsen besiedelten Raum und hat hier missioniert, und der erste Paderborner Dom war quasi die Missionskirche Karls des Großen."

Der heutige Dom wurde im 13. Jahrhundert in gotischem Stil errichtet und ist schon der fünfte Nachfolgebau der Urkirche aus fränkischer Zeit. Zu seinen Füßen sprudelt überall Wasser aus dem Boden. Es ist das Quellgebiet der Pader – des Flüsschens also, dem Paderborn seinen Namen verdankt. Insgesamt sind es mehr als 200 Einzelquellen, die man hier gezählt hat.

Paderborner Dom
Urkirche in fränkischer Zeit
Quellkeller unter der Kaiserpfalz

[zum Anhören klicken: O-Ton Claudia Münch]

"Die Quellen sind äußerst ergiebig. Nach heftigen Regenfällen können da Wasseraustritte bis zu 9.000 Liter in jeder Sekunde entstehen. Im Schnitt sind es 5.000 Liter pro Sekunde, aber das bedeutet auch, ich kann in einer Sekunde mit einem Blubb 50 Badewannen à 100 Liter füllen. Das ist also schon ganz enorm."

Durch idyllische Parkanlagen bahnt sich die Pader ihren Weg in nordwestlicher Richtung. Nach nur vier Kilometern mündet sie in die Lippe. Sie gilt damit als Deutschlands kürzester Fluss. Und genau da, wo sich Pader und Lippe vereinigen, haben früher die Paderborner Fürstbischöfe residiert.

Ihr (Wasser-)Schloss Neuhaus ist neben dem Dom das wohl beeindruckendste Bauwerk der Stadt. Und beeindruckend ist vor allem auch der Schlosspark.

Deutschlands kürzester Fluss
Schloss Neuhaus
Schlosspark

[O-Ton Claudia Münch:]
"Wir haben hier eine barocke Gartenanlage, die angelegt ist letztlich nach dem Vorbild der Gartenanlage von Versailles, und die Anlage wollte durchaus auch beeindrucken, denn der Fürstbischof Clemens August aus dem Hause der Wittelsbacher, der hatte die Absicht, hier aus dieser Schlossanlage von Schloss Neuhaus ein Zentrum für seine Gastlichkeit zu machen. Er hat gerne Freunde eingeladen, um mit ihnen auf die Parforce-Jagd zu gehen. Für diese hochgestellten Persönlichkeiten hatte er natürlich auch die Absicht ein angenehmes Ambiente zu schaffen."

Immerhin ein Teil dieses Ambientes wurde für die nordrhein-westfälische Gartenschau 1994 rekonstruiert. Und zum Glück muss man heute weder Fürstbischof noch sonst eine hochgestellte Persönlichkeit sein, um im Blumenmeer von Schoss Neuhaus nach Herzeslust lustwandeln zu können.

 

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EIN KOMISCHER HEILIGER
- wie die Gebeine von St. Liborius nach Paderborn kamen

Alljährlich Ende Juli/Anfang August feiert Paderborn das Libori-Fest. Es zählt zu den größten Volksfesten in Deutschland und lockt regelmäßig fast zwei Millionen Besucher an. Neun Tage lang herrscht ein schon fast karnevalmäßiger Ausnahmezustand. Deshalb wird das Libori-Fest auch gerne als Paderborns "Fünfte Jahreszeit" bezeichnet. Die große Sause hat allerdings einen religiösen Ursprung und geht auf den Kult um den Heiligen Liborius zurück. Der Schrein mit seinen Reliquien wird deshalb auch heute noch zu Beginn des Festes in einer Prozession durch die Innenstadt getragen. Das Grabmal von St. Liborius ist in der Krypta des Doms zu sehen. Wie die sterblichen Überreste des fränkischen Heiligen anno 836 nach Paderborn kamen (die sog. Liborius-Translation), ist eine kuriose Geschichte. Stadtführerin Claudia Münch erzählt sie hier in ungekürzter Version:

[zum Anhören klicken: O-Ton Claudia Münch]

 

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NICHT NUR FÜR NERDS
- das größte Computer-Museum der Welt

Neben den oben genannten Sehenswürdigkeiten hat Paderborn noch eine weitere große Attraktion zu bieten, die an dieser Stelle nicht vergessen werden soll: Das Heinz Nixdorf MuseumsForum ist laut Guinness-Buch der Rekorde das größte Computer-Museum der Welt. Es geht zurück auf den Computer-Pionier Heinz Nixdorf, der in Paderborn geboren wurde und hier 1968 sein Unternehmen gründete. Die Nixdorf Computer AG gehörte zu den bedeutendsten Computer-Herstellern in Europa. Auf einer Ausstellungsfläche von 6.000 Quadratmetern zeigt das Museum die gesamte Geschichte der Informationstechnik, beginnend bei der Keilschrift der Sumerer bis hin zur digitalen Welt der Moderne. Wer mag, kann sich von einem Roboter durch die Ausstellung führen lassen. Im interaktiven Heinz Nixdorf MuseumsForum kommen nicht nur ausgewiesene Nerds auf ihre Kosten, sondern jeder halbwegs an Technik Interessierte – gerade auch Kinder haben ihren Spaß!

 

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