Opalküste 2


AUGE IN AUGE MIT MANTA UND HAI
- das faszinierende Aquarium in Boulogne-sur-Mer

35 km südlich von Calais liegt die Stadt Boulogne-sur-Mer. Sie hat u.a. den größten Fischereihafen Frankreichs, einen Fischmarkt und erstklassige Fischrestaurants. Damit trägt Boulogne zwar einerseits zur Ausbeutung der Meere bei. Andererseits beherbergt es das größte Aquarium Europas und leistet damit einen Beitrag zur Erhaltung der Meeresfauna. Das "Nausicaá" – benannt nach einer Figur aus der griechischen Mythologie – arbeitet mit der Unesco zusammen. Es will sensibilisieren für die Schönheit der Ozeane und für einen nachhaltigen Umgang mit ihnen. Rund 58.000 Tiere sind dort zu sehen, etwa 1.600 verschiedene Arten. Vom Clownfisch bis hin zu Manta und Hai. Na, dann tauchen wir doch mal ein in die faszinierende Unterwasserwelt ...

Reportage (Radio SWR4 RP, 19.06.2022):

[Atmo: Delfine]

So klingt es, wenn Delfine sich unterhalten. Alle Sinne sind gefragt beim Rundgang durch das "Nausicaá". Vor allem aber natürlich die Augen: Tropische Fische in allen Farben und Formen tummeln sich hinter den Glasscheiben. Orangefarbene Quallen, die aussehen wie aufgeschnittene Apfelsinen, wären da nicht die langen Tentakel. Die künstliche Unterwasserwelt hier ist der von Malpelo nachempfunden, einem felsigen Eiland im Pazifik, rund 500 km vor der Küste von Kolumbien, erklärt unser Guide Romain Carton:

[O-Ton Romain Carton:]
"Malpelo était choisi …
Malpelo wurde ausgewählt, weil es eines der wenigen Hochsee-Schutzgebiete auf der Welt ist. Dort gibt es eine Vielzahl von Arten, die unter Schutz gestellt wurden. Und die französisch-kolumbianische Meeresbiologin Sandra Bessudo hat sich sehr dafür eingesetzt.
… pour les espèces de la haute mer."

Das Herzstück des Aquariums ist ein 18 m langer Tunnel aus Glas. Hier fühlt man sich förmlich mitten drin in den Tiefen des Ozeans und scheint ganz nah dran an den Haien. Sie sehen so gefährlich aus, dabei gehören sie selbst zu den bedrohten Arten. Im Schnitt etwa 20 Menschen pro Jahr werden Opfer von Haiattacken, erläutert Romain, aber alle drei Sekunden wird ein Hai von Menschen getötet. Vor allem Grauhaie seien hochgefährdet.

Bunte Quallen
Eingang zum gläsernen Tunnel
Mantarochen "Charles"

[O-Ton Romain Carton:]
"Alors, les requins gris …
Die Grauhaie werden vor allem wegen ihrer Rückenflossen gejagt. Für Haifischsuppe oder für die traditionelle Medizin in den asiatischen Ländern. Deshalb haben wir hier Grauhaie.
… justement des requins gris."

Eng verwandt mit Haien sind die Mantarochen. Majestätisch, wie in Zeitlupe, schweben die riesigen Knorpelfische über uns hinweg. Der größte unter ihnen hier im "Nausicaá" ist der Publikumsliebling und hat sogar einen Namen:

[O-Ton Romain Carton auf Französisch:]

"Charles est une raie manta...
Charles, unser Mantarochen, kommt aus Australien. Wir haben ihn sehr jung bekommen. Heute ist er fünf Jahre alt und hat eine Spannweite von 3,5 m. Er kann insgesamt und bis zu fünf Meter groß werden. Die Haie wie die Rochen kann man daran erkennen, dass sie einen Doppel-Penis haben.
… ont un double-pénis."

Oh! Da werden wir doch alle hellhörig. Aber Romain grinst nur und will das Thema nicht weiter vertiefen. Stattdessen führt er uns zum Höhepunkt der Unterwasserreise: Einer Glasfront, so groß wie eine Kinoleinwand. Wir Besucher können auf einer Tribüne Platz nehmen und den Panoramablick auf die Meeresfauna einfach in Ruhe genießen. Zumindest bis eine Schulklasse hereinkommt und der Begeisterung auf ihre Weise Ausdruck verleiht.

[Atmo: Kindergeschrei]

 

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Hier geht's weiter zur Reportage Opalküste 3 und den Villen von Le Touquet-Paris-Plage.