Koblenz 2

SCHWEBEZUSTAND
- die BUGA-Seilbahn

Die wahren Stars auf der Bundesgartenschau in Koblenz sind, wie gesagt, die Blumen. Aber da gibt es etwas, das ihnen ernsthaft Konkurrenz macht, und das ist die BUGA-Seilbahn! Weil die Ausstellungsflächen in der linksrheinischen Innenstadt und auf dem Plateau der rechtsrheinischen Festung Ehrenbreitstein zu weit voneinander entfernt sind, musste eine schnelle Verbindung geschaffen werden. Als die Idee aufkam eine Seilbahn zu bauen, wurde sie erst einmal belächelt – zu teuer, zu aufwändig, meinten die Kritiker. Bedenken meldete auch das Unesco-Welterbe-Komitee an, das eine Verschandelung des romantischen Mittelrheintals befürchtete. Dann aber machte der österreichische Weltmarktführer Doppelmayr ein Angebot, das alle überzeugte. Entstanden ist die größte Kabinenseilbahn Europas außerhalb der Alpen. Schon während des Probebetriebs im Sommer 2010 erwies sie sich als echte Attraktion. Und auch jetzt, im Regelbetrieb, will sich kaum ein BUGA-Besucher die Chance entgehen lassen, im Schwebezustand den Rhein zu überqueren.

Reportage (Radio hr4, 23.04.2011):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

Eine lange Schlange hat sich vor der Talstation der Seilbahn gebildet. Und doch geht es ruckzuck. Bis zu 3.500 Personen pro Stunde kann die Bahn vom Deutschen Eck hinauf zur Festung Ehrenbreitstein befördern – und wieder zurück. Dass sie so ein Renner geworden ist, macht Melanie Straubenmüller, die verantwortliche Bauleiterin, schon ein bisschen stolz:

[O-Ton Melanie Straubenmüller:]
"Ja, klar, weil das einfach ein Riesenprojekt war und es eben am Anfang viele Skeptiker gab und ob wir das genehmigt kriegen und auch in der Zeit schaffen und weil die baulichen Abläufe auch sehr kompliziert waren mit der Promenade unten, ob wir das alles hinbekommen. Aber wir haben's geschafft, und das war ein großes Erlebnis, als ich das erste Mal mit der Bahn dann fahren durfte."

Es handelt sich um eine so genannte Dreiseilumlaufbahn mit zwei Tragseilen und einem Zugseil. Ein sehr stabiles System sei das. Die Seile verlaufen nur über zwei Stützen – eine an der Berg- und eine an der Talstation. Sie überbrücken den gesamten Rhein auf einer Länge von knapp 900 Metern. Aus luftiger Höhe hat man einen herrlichen Panoramablick:

Melanie Straubenmüller
Nur zwei Stützen
Blick aufs Deutsche Eck

[O-Ton Melanie Straubenmüller:]
"Es ist halt schön einfach den Rhein auf- und abwärts zu schauen. Man kann auch ins Moseltal reingucken, und man hat einen direkten Blick auf das Deutsche Eck, das Wahrzeichen von Koblenz."

Wenn die BUGA-Seilbahn überhaupt einen Nachteil hat, so ist es die kurze Fahrzeit – sie beträgt gerade mal vier Minuten. Dennoch hat Melanie Straubenmüller von den Fahrgästen bisher nur Lob eingeheimst:

[O-Ton Melanie Straubenmüller:]
"Durchweg Begeisterung. Also alle sagen, wie toll das ist über den Rhein zu schweben, eine andere Perspektive zu haben. Viele sagen, oh, ich hab' Höhenangst, kann ich überhaupt reingehen? Aber jeder sagt, da hat man überhaupt keine Angstgefühle, jeder fühlt sich sicher, es ist ruhig, sie fährt absolut ruhig und alle sind begeistert."

Dennoch soll die Seilbahn nur noch dieses und nächstes Jahr fahren und danach wieder abgebaut werden. So ist es mit der Unesco vereinbart. Ansonsten würde der Welterbe-Status des Oberen Mittelrheintals gefährdet. Aber für die Besucher der BUGA steht schon jetzt fest: Da muss noch mal drüber verhandelt werden.

Menschen in der Seilbahn
Verbindung zwischen Stadt und Plateau
Bergstation Ehrenbreitstein

[O-Töne Besucher:]
"Ich hoffe, dass sie bleibt und dass sie nach drei Jahren nicht wieder abgebaut werden muss."
"Das war die beste Idee, die sie seit langem hatten, und ich hoff', dass die Seilbahn noch lange Zeit bei uns bleibt."
"Ich find's gigantisch, und ich würde wirklich plädieren dafür, weil das ist traumhaft, und ich würde mir für die Koblenzer und alle Übrigen wünschen, dass sie bleibt."

Die Bauleiterin denkt wohl ähnlich, auch wenn sie es zurückhaltender formuliert:

[O-Ton Melanie Straubenmüller:]
"Man muss sehen, wie sie ankommt. Es ist natürlich ein sehr großes Projekt, was auch finanziell sehr aufwändig ist, wenn man das betreibt, und man muss dann – BUGA ist ja eine Sonderveranstaltung – das Jahr 2012 abwarten, wie sehr sich das lohnt. Aber ich glaube, es ist schon wichtig die Verbindung zu schaffen zwischen Stadt und Plateau oben und auch insbesondere der Festung, die ja sich sehr herausgeputzt hat jetzt und für viel Geld auch saniert wurde und ein toller Bereich ist."

Ein Schwebezustand also auch im übertragenen Sinne. Vielleicht sollte sie alle Entscheidungsträger zu einer Probefahrt einladen. Wir jedenfalls haben die Tour hinauf zur Ehrenbreitstein sehr genossen, und wir freuen uns schon auf die Talfahrt.

 

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