Kentucky 6

FRANKFORT
- die gekaufte Hauptstadt

Hessen, noch mal aufgepasst! Im letzten Teil unserer Kentucky-Rundreise geht es nach Frankfort. Nein, nicht nach Frankfurt. Nach Frankfort: Hauptstadt des 15. Bundesstaats der USA. Im Gegensatz zu Frankfurt am Main alles andere als eine Metropole mit gerade mal 28.000 Einwohnern. Frankfort ist klein, aber fein. Es liegt malerisch im Tal des Kentucky River und sein historischer Stadtkern aus dem 18. bzw. 19. Jahrhundert ist fast komplett erhalten. Bei einem geführten Rundgang durch Old Frankfort gibt Russ Hatter einen Einblick in Geschichte und Geschichten der Stadt.

Reportage (Radio hr3, 12.10.2003):

[Atmo-Ton Stadtführer Russ Hatter:]
"Welcome to the capital of Kentucky, folks …"

Willkommen in der Hauptstadt von Kentucky. Egal ob ihr aus Chicago, Illinois, kommt oder aus Frankfurt, Germany, sagt der ehemalige Radio-Moderator. Die historische Tracht aus dem 18. Jahrhundert steht ihm gut. So als würde er nie etwas anderes tragen. Doch bevor Russ Hatter mit der Führung beginnt, will er erstmal ein paar wesentliche Dinge klären. Zum Beispiel, warum gerade Frankfort Regierungssitz des Staates Kentucky wurde:

[O-Ton Russ Hatter:]
"The question is: why not Lexington …
Die Frage ist doch, warum nicht Lexington, warum nicht Louisville. Die Leute sind oft erstaunt, warum ausgerechnet dieses kleine Nest die Hauptstadt von Kentucky ist. Nun, wir haben den Regierungssitz bekommen auf typisch amerikanische Art: Wir haben ihn gekauft.
... we bought it."

Mit 3.000 Dollar – Geld, das seine Bürger gespendet hatten – stach Frankfort die Mitbewerber aus und wurde Hauptstadt. 1792 war das genau. Erst wenige Jahre zuvor war Frankfort gegründet worden. Und sein Name geht nicht etwa auf Frankfurt am Main zurück, erklärt Russ Hatter mit leichtem Bedauern in der Stimme, sondern auf ein Ereignis aus der Zeit, als Kentucky noch Indianerland war.

Historischer Stadtkern
Stadtführer Russ Hatter

[O-Ton Russ Hatter:]
"If you went anywhere ...
Wer damals von Lexington nach Louisville reiste, musste irgendwo den Kentucky River durchqueren. Eine der seichtesten Stellen war hier hinter dieser Biegung. Und die Indianer wussten natürlich auch, dass die Siedler genau hier durch den Fluss kommen würden. Sie lauerten ihnen auf, brachten ein paar von ihnen um und klauten ihre Sachen. Im März 1780 töteten sie einen Mann namens Steven Frank. Und seit dieser Zeit hieß die Gegend 'Franks Furt'.
… referred to as Frank’s ford."

Nachdem diese wesentlichen Dinge geklärt sind, nimmt uns Russ Hatter mit auf seine Tour durch die Altstadt von Frankfort. Er zeigt uns das alte Staatskapitol, Kirchen, Villen und Denkmäler. Dabei hören wir die Geschichte eines ehemaligen Gouverneurs, der nach nur drei Tagen im Amt von seinen politischen Gegnern erschossen wurde. Oder die Geschichte von der Eisenbahn, die noch heute mitten über den Broadway rumpelt.

[Geräusch: Eisenbahn]

Kentucky River
Plenarsaal im Alten Staatskapitol

[O-Ton Russ Hatter:]
"The railway that ran between …
Die Eisenbahn zwischen Frankfort und Lexington war die zweite Bahnlinie überhaupt in den Vereinigten Staaten. Die erste Fahrt dauerte 2 Stunden und 29 Minuten. Dabei waren es nur ein paar Meilen. Sie brauchten deshalb so lange, weil sie keine Lokomotive hatten. Die Eisenbahnwagen wurden noch von Pferden gezogen.
... train-car from that distance."

Nach gut zwei Stunden wissen wir mehr über Frankfort als wir über Frankfurt je wussten. Nur ein paar Geschichten hätte Russ Hatter gerne noch vertiefen können. Zum Beispiel die mit dem angeblichen Geisterhaus in der Wilkinson Street. Sogar Funk und Fernsehen in den USA sollen darüber berichtet haben. Aber unser Stadtführer zuckt nur geheimnisvoll mit den Schultern und setzt dem Spuk ein rasches Ende:

[zum Anhören klicken: Atmo-Ton Russ Hatter]

"Well, it's been a great visit, folk. I hope you have a chance to see us again in the United States. Russ Hatter says: So long, farewell."

 

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