Elm und Umgebung 1

WO MAN BUCHEN NICHT SUCHEN MUSS
- Wanderung durch den Elmwald

"Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen", rät der Volksmund bei Gewittern. Im Elm kein Problem, denn hier gibt es den größten Buchenwald Norddeutschlands. Vor allem die westliche Hälfte ist fast komplett mit Buchen bewachsen. Unter dem schattigen Blätterdach schlängeln sich viele Wanderwege durch den gesamten Höhenzug. In gut drei Stunden kann man ihn von Süd nach Nord durchqueren und lernt dabei noch viele Orte kennen, um die sich Geschichten und Legenden ranken.

Reportage (Radio hr4, 03.10.2009; rbb-INFOradio, 10.10.2009):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

Wir starten unsere Wanderung in dem kleinen Ort Ampleben am Südrand des Elm. In der Dorfkirche soll der legendäre Till Eulenspiegel zum ersten Mal getauft worden sein. Aber nicht zum letzten Mal, wie unser ortskundiger Führer Christian Ulrich erzählt:

[O-Ton Christian Ulrich:]
"Danach ist dann der ganze Tauftross wieder an seinen Geburtsort Kneitlingen zurückgewandert, und Till wurde von seiner Tauftante getragen, die bei seiner Taufe etwas viel getrunken hat und den Till angeblich dann in ein Bächlein hat fallen lassen. Das war seine zweite Taufe an dem Tag. Und als sie dann in Kneitlingen angekommen sind, wurde Till wieder in einem großen Kessel rein gewaschen. Das war die dritte Taufe von Till an einem Tag."

Wir tun es dem Tauftross gleich und wandern in östlicher Richtung ins Nachbardorf Kneitlingen. Nach dem Bächlein halten wir vergeblich Ausschau. Es soll einer Flurbereinigung im 19. Jahrhundert zum Opfer gefallen sein. In Kneitlingen selbst finden wir zwar eine lebensgroße Statue von Eulenspiegel, doch sein Geburtshaus existiert nicht mehr.
Drum schwenken wir jetzt nordwärts und erreichen nach wenigen Minuten den Waldrand. Der steinige Boden knirscht unter den Füßen.

Dorfkirche von Ampleben
Eulenspiegel-Denkmal in Kneitlingen
Buchenwald im Elm

[O-Ton Christian Ulrich:]
"Der Elm ist eine Riesenansammlung von Muschelkalk, und man sagt, es ist der größte Seelilienfriedhof Nordeuropas, was man in diversen Steinbrüchen, Erdrutschen, Erdfällen auch nachvollziehen kann."

Es sind fast ausschließlich Buchen, die am Wegesrand stehen; ein heller, freundlicher Wald bedeckt den Elm. An Wochenenden sind hier viele Spaziergänger unterwegs, sagt Christian Ulrich, doch jetzt, unter der Woche, begegnet uns keine Menschenseele. Erst auf dem Parkplatz am Tetzelstein beweisen ein paar Autos, dass wir doch nicht die einzigen sind. Der Tetzelstein steht am höchsten Punkt unserer Wanderroute und erinnert an eine Begebenheit, die sich in der Zeit vor der Reformation zugetragen haben soll.

[O-Ton Christian Ulrich:]
"Der Sage nach soll der Priester und Ablassprediger Tetzel hier oben von einem Wandersmann gefragt worden sein, ob man für seine zu begehenden Sünden bezahlen darf. Das durfte man, und daraufhin hat er, der Wandersmann, den Priester erschossen und war sündenfrei, weil er seinen Ablass im Vorfeld schon bezahlt hat."

Erinnerung an Ablassprediger Tetzel
Ausflugslokal "Tetzelstein"
"Am Plan" in Königslutter mit Fachwerkhäusern und Dom im Hintergrund

Am Tetzelstein gibt es auch ein beliebtes Ausflugslokal. Hier löschen wir unseren Durst und nehmen einen kleinen Imbiss.

[Atmo Bedienung:]
"Bitteschön, guten Appetit wünsch’ ich Ihnen."

Nach der kurzen Rast führt der Weg nur noch bergab. Beschwingten Schrittes marschieren wir auf Königslutter am Nordrand des Elm zu. Schon von weitem hören wir die Glocken des Kaiserdoms. Dort, wo Lothar III. begraben liegt, endet unsere Tour. So tot wie der mittelalterliche Kaiser fühlen wir uns zwar nicht nach unserer dreistündigen Wanderung, aber doch rechtschaffen müde.

[Atmo: Glockengeläut des Kaiserdoms]

 

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