Costa Rica 5
BOHNENEXTRAKT
- Kaffeegenuss im Tal von Orosi
Schwarze Bohnen sind ein Grundnahrungsmittel in Costa Rica. Mit Reis vermischt werden sie schon zum Frühstück gereicht. Die ärmere Bevölkerung ernährt sich fast ausschließlich davon. Aber nicht nur schwarze Bohnen werden hier angepflanzt und konsumiert. Costa Rica ist auch berühmt für seine Kaffeebohnen. Die fruchtbare Vulkanerde und das feucht-warme Klima mit ganzjährigen Regenfällen sind ideale Voraussetzungen für den Kaffeeanbau. Die Edelsorte Coffea arabica gedeiht in höheren Lagen zwischen 700 und 1.600 Metern am besten. Die meisten Plantagen gibt es deshalb in der zentralen Hochebene um die Hauptstadt San José. Hier liegt auch das Valle de Orosi. Von November bis März kann man täglich erleben, wie Heerscharen von Kaffeepflückern die leuchtend roten Früchte ernten, deren Samen – die eigentlichen Kaffeebohnen – geröstet und in alle Welt exportiert werden. Aber im Tal von Orosi wird Kaffee nicht nur angebaut, natürlich kann man den aromatischen Bohnenextrakt dort auch genießen.
Reportage (Radio hr4, 04.02.2012; SWR4 RP, 16.01.2022):
[Musik: "Der Kaffee ist fertig, klingt des net unheimlich zärtlich?" von Peter Cornelius]
Ein fast schon zärtliches Gefühl zu ihrem Kaffee hat auch Franzisca Mosimann. Die aus der Schweiz stammende Einwanderin betreibt in der Kleinstadt Orosi die "Panadería Suiza", eine Bäckerei mit Kaffeeverkauf. Die Bohnen aus biologischem Anbau verpackt sie in selbst bemalte Beutel mit landestypischen Motiven.
[O-Ton Franzisca Mosimann:]
"Die Beutel haben auch ein Löchlein zum Riechen. Also, wenn man den Kaffee schon riecht, sagt man einfach, das ist Kaffee! Wir hier in der Bäckerei haben den Erstklasskaffee, weil ich einfach will, dass die Touristen, die hierher kommen, den Genuss vom Erstklasskaffee vom Orosi-Tal haben. Ich verkaufe auch wirklich nur den Kaffee von Orosi, weil ich hinter dem Kaffee stehe."
[Atmo: Kaffeepflücker]
In den Plantagen vor der Stadt läuft die Ernte auf Hochtouren. Die Pflückerkolonnen arbeiten im Akkord.
[O-Ton Fritz Fucik:]
"Coffea arabica wird per Hand geerntet. Hier haben wir keine Maschinen. Wir benötigen in der Saison 200.000 Pflücker für Costa Rica. Und wenn ihr euch die Leute genau anschaut, seht ihr, wenn ihr die Gesichtszüge seht, dass die nicht von hier sind, sind gut aufgelegte Nicaraguaner und auch aus Panama schon sehr, sehr viele."
Zwei Dollar pro Korb verdienen diese Saisonarbeiter hier. Wenn sie schnell sind, 20 Dollar am Tag. Nicht viel, aber mehr, als sie in in ihrem Heimatland verdienen können. Dafür ist der Job anstrengend – besonders in extremen Steillagen – und nicht ungefährlich, denn in den Kaffeesträuchern verstecken sich manchmal Schlangen.
[O-Ton Fritz Fucik:]
"Hier gibt's noch zum Beispiel die Greifschwanzlanzenotter, die liegt hier gut getarnt. Die Burschen und die Mädchen haben keine Chance. Sie können nicht den Busch vorher kontrollieren, da kommen Schlangenbisse vor. Wollt's ihnen helfen?"
Besser nicht. Statt selbst Kaffee ernten, lieber selbst Kaffee probieren! In der "Panadería Suiza" von Franzisca Mosimann gibt's ihn frisch aufgebrüht – Kaffee, in Orosi geerntet, in Orosi geröstet und in Orosi serviert. Unser einhelliges Testurteil: Jedes Böhnchen verdient ein Krönchen!
[O-Töne Touristen:]
"Der schmeckt mir gut, ja!"
"Ich finde, der ist ein bisschen stärker als unser Kaffee, aber er schmeckt mir sehr gut."
"Mir schmeckt er gut, mit Milch drin, und jetzt lass' ich mir gleich noch einen zweiten holen, weil er so gut war."
Am Ende verlässt kaum einer die Bäckerei, ohne mindestens einen Beutel Kaffee im Gepäck. Fünf Pfund darf man zollfrei mit nach Deutschland nehmen. Und für die Lieben daheim gibt es kein schöneres Mitbringsel als den "Erstklasskaffee" aus dem Kaffeeland Costa Rica.
[Musik: "Der Kaffee ist fertig. Des klingt für mich wie Musik…"]
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MÁS TRANQUILO
- eine Schweizerin in Costa Rica
2006 ist sie ausgewandert von Aarburg in der Schweiz nach Orosi in Costa Rica: Franzisca Mosimann, Jahrgang 1967, ehemals Fotografin und Friseuse von Beruf, heute Bäckerin aus Leidenschaft. Sie folgte ihrem Mann Fredy Imfeld, der schon ein Jahr zuvor den Sprung gewagt hatte. Gemeinsam wollten sie sich eine neue Existenz aufbauen. Und das scheint gelungen. Ihre "Panadería Suiza" ist ein Anlaufpunkt für (meist deutschsprachige) Touristen und Einheimische gleichermaßen. In ihrer Bäckerei verkauft Franzisca Brot, Sandwiches und Kuchen nach Großmutters Schweizer Rezept ebenso wie besten Kaffee und Konfitüren aus dem Orosi-Tal. Nebenbei betreibt sie mit ihrem Mann eine Tourist Information, um die Region bekannter zu machen und besser zu vermarkten; dazu gehört auch ein Fahrradverleih. Längst spricht sie perfekt Spanisch und scheint bestens integriert in ihrer Wahlheimat. Sie fühle sich dort sehr wohl, sagt sie, denn es sei más tranquilo – ruhiger – als in der Schweiz.
Franzisca Mosimann, eine mutige und lebensfrohe Frau, die bestens nach Costa Rica zu passen scheint. Wer mehr über sie wissen will, über ihre Auswanderung, über den Neustart in der neuen Heimat und über ihr Verhältnis zum Kaffee, der sollte sich mein vollständiges Interview (geführt am 16.11.2011) anhören:
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