Costa Rica 1

KATZENHILFE
- Nachhaltigkeit im "Regenwald der Österreicher"

Ökotourismus ist ein wichtiges Standbein in Costa Rica. Nicht zuletzt deshalb wurde gut ein Viertel der Fläche unter Naturschutz gestellt – so viel wie nirgendwo sonst auf der Welt. Mehr als 20 (!) Nationalparks bieten selten gewordenen Tieren und Pflanzen einen geschützten Lebensraum. Trotzdem sind manche Arten weiterhin vom Aussterben bedroht. Allen voran die Raubkatzen wie Jaguare, Pumas und Ozelote. Dies hat vor mittlerweile zwei Jahrzehnten den Österreicher Michael Schnitzler auf den Plan gerufen. Der einflussreiche Musikprofessor und Enkel des Schriftstellers Arthur Schnitzler gründete 1991 den "Verein Regenwald der Österreicher". Mit Hilfe von Spenden in Millionenhöhe kaufte er Grundstücke an der Pazifikküste Costa Ricas, um sie dem Nationalpark Piedras Blancas anzugliedern. Der Verein finanziert die systematische Erfassung des Katzenbestandes, bezahlt die Gehälter von Wildhütern und leistet Schadenersatz für gerissene Haustiere in der Umgebung. Aber nicht nur Katzenhilfe leisten die Österreicher. Sie betreiben auch die Esquinas Rainforest Lodge. In dem Dschungelhotel ist Nachhaltigkeit oberstes Gebot.

Reportage (Radio hr4, 04.02.2012; SWR4 RP, 16.01.2022):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[Atmo: Regen]

Die Esquinas Rainforest Lodge trägt ihren Namen nicht von ungefähr. Fast täglich öffnet der Himmel hier seine Schleusen, denn sie steht mitten im tropischen Regenwald, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Nationalpark und angepasst an die natürliche Umgebung:

[O-Ton Dalia Pfeifer Ledezma:]
"Die Lodge wurde auf einem bereits schon gerodeten Grundstück erbaut. Das bedeutet, wir hatten nicht die Absicht noch mal zu roden, um die Lodge zu erbauen, sondern es hat sich so ergeben. Die Materialien sind aus schnell wachsendem Holz, aber auf keinen Fall aus tropischem Holz. Es wurde hier aus der Region geholt, aber auf keinen Fall zum Nachteil der Umwelt."

Dalia Pfeifer Ledezma ist halb Wienerin, halb Costaricanerin. Seit wenigen Monaten erst arbeitet sie im Management der Lodge, doch am liebsten möchte sie für immer bleiben. Als Biologin liegen ihr Natur und Umwelt sehr am Herzen. Deshalb findet sie das Konzept der Esquinas Lodge nachahmenswert – zum Beispiel bei der Abwasserentsorgung:

[O-Ton Dalia Pfeifer Ledezma:]
"Die Pflanzenkläranlage hier ist sehr besonders. Das ganze Abwasser aus der Küche fließt durch ein Rohr hinein. Sie liegt abseits von der Lodge, und die Pflanzen klären sozusagen, wie der Name schon sagt, das Wasser noch mal, damit nichts ins Grundwasser sickert und dass auch noch mal geklärt wird durch die Natur."

In der Küche selbst werden nur Zutaten verwendet, die in das Nachhaltigkeitskonzept passen: Bananen aus eigenem Öko-Anbau oder Tomaten vom Bio-Bauern nebenan.

Esquinas Rainforest Lodge
Dalia Pfeifer Ledezma
Kochen mit Tomaten vom Bio-Bauer

[O-Ton Dahlia Pfeifer Ledezma:]
"Diese Produkte kommen alle aus der Region. Aber zu hundert Prozent! Wir beziehen das bewusst von Bauern in der Umgebung, die dieses selbst anbauen. Damit ist auch das Biologische garantiert und auch der Lebensunterhalt von diesen Leuten, die das liefern."

Vor allem die Bewohner des benachbarten Dorfes La Gamba profitieren von der Lodge. Dort lebt auch die junge Vanessa, die Schmuck aus natürlichen Werkstoffen herstellt, beispielsweise Pflanzensamen. Regelmäßig kommt sie mit Söhnchen Bayron nach Esquinas, um den Hotelgästen ihre schönsten Stücke vorzuführen.

[O-Ton Vanessa:]
"Hier gibt es einen größeren Absatzmarkt durch die Touristen, die herkommen, besonders wenn Reisegruppen in der Lodge sind. Zu Hause kommen zwar manchmal Einheimische zu mir, die etwas kaufen wollen, aber eher selten."

Öko-Bananen aus eigenem Anbau
Schmuckhändlerin Vanessa
Artenschutzurkunde

Von den Touristen erwarten die Betreiber der Lodge, dass sie ihren Müll fein säuberlich trennen, keine Giftstoffe in den Abfluss schütten, eben die Umwelt respektieren. Darüberhinaus können sich die Gäste auch aktiv am Schutz der Raubkatzen beteiligen – mit dem Kauf einer so genannten Artenschutzurkunde.

[O-Ton Dalia Pfeifer Ledezma:]
"Somit unterstützen wir die Organisation Yaguará, indem wir zum Beispiel hier in der Region die Kamerafallen gekauft haben, damit wir auch nachweisen können, dass die Raubkatzen sich hier in diesem Terroir befinden und somit zur Forschung und zur Erhaltung und auch zur Auswilderung, falls sie verletzte Tiere finden oder gefangene Tiere finden, beitragen."

Die Urkunde für einen Jaguar kostet 40 US-Dollar, einen Ozelot gibt's schon für 20. Das ist durchaus erschwinglich! Und geht es der Katze gut, freut sich bekanntlich auch der Mensch.

 

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EIN PLATZ FÜR TIERE
- die Auffangstation Las Pumas

Seltene Tiere in freier Wildbahn zu beobachten ist auch in Costa Rica Glückssache. Viele sind scheu und/oder nachtaktiv. Das gilt besonders für die Raubkatzen – und einem Jaguar möchte man vielleicht auch nicht unbedingt im tiefen Dschungel plötzlich und unvorbereitet gegenüberstehen. Das könnte unangenehm werden.
Wer es gefahrloser liebt, für den ist die Tierauffangstation Las Pumas eine Alternative. Sie wurde von dem Schweizer Ehepaar Hagnauer gegründet und liegt in der nordwestlichen Provinz Guanacaste, in der Nähe des Städtchens Cañas. Die Station nahm ursprünglich Tiere auf, die beim Roden der Trockenwälder in den 1950er Jahren heimatlos geworden waren. Heute beherbergt sie vor allem Tiere, die verbotenerweise von Privatleuten gehalten und vom staatlichen Wilddienst MINAE konfisziert wurden.
Lilly Hagnauer ist 2001 gestorben, aber ihr mittlerweile 86-jähriger Mann Werner kümmert sich immer noch liebevoll um seine Schützlinge. Mit Hilfe einer einheimischen Tierärztin versucht der Schweizer die Tiere aufzupäppeln und sie, wenn möglich, wieder auszuwildern. Es sind nicht nur Raubkatzen, sondern auch Affen, Fischotter, Papageien oder Tukane. Zurzeit (Stand November 2011) beherbergt die Station Las Pumas rund vierzig Tiere in möglichst artgerechten Gehegen. Wie in einem Zoo können sie dort besichtigt werden. Der Eintritt ist frei, eine Spende wird aber gerne angenommen.
Wegen des hohen Alters von Werner Hagnauer ist es fraglich, wie lange er die Tierauffangstation noch betreiben kann. Bisher hat er vergeblich einen Nachfolger gesucht. Seine vier Kinder leben über den ganzen Erdball verstreut und haben andere Interessen. Vielleicht, so hofft er, übernimmt die Veterinärin sein Lebenswerk. Wenn nicht, müssten die Tiere wohl eines Tages eingeschläfert werden.

 

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