Braunau am Inn 2

GESCHICHTE MIT RING UND SCHWERT
- die historische Landesausstellung

Versetzen wir uns in die Zeit um 1700. Sie ist barock – üppig und prachtvoll. Die Mode, der Lebensstil des Adels verschwenderisch, fast schon dekadent. Bei Hofe geht es um Machtpolitik und Intrigen. Die Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation regieren seit dem frühen Mittelalter über Deutschland und weite Teile Europas. Zwei Adelsgeschlechter wetteifern ganz besonders um Macht und Einfluss: die Habsburger in Wien, die sozusagen ein Abonnement auf den Kaiserthron haben, und die Wittelsbacher in München, die gerne am Thron ihrer Rivalen sägen. Dabei sind den beiden Fürstenhäusern alle Mittel recht. Um ihre Macht zu erhalten bzw. zu erweitern, führen sie Kriege, schließen dann wieder Bündnisse gegen Feinde von außen und heiraten – besser gesagt verheiraten künftige Monarchen.
Unter dem Titel "Verbündet, verfeindet, verschwägert" zeigt nun die große historische Landesausstellung*) im Braunauer Schloss Ranshofen ein opulentes Sittengemälde jener Epoche des Barocks. Es ist eine Zeitreise ins 17. und 18. Jahrhundert, als Ehering und Schwert in der Politik tragende Rollen spielten.

Reportage (Radio hr4, 30.06.2012):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[Atmo: Höfische Musik]

Es war eine Hochzeit höfischer Musik, höfischen Thaters, höfischer Treibjagden und prunkvoller Schlösser. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. machte es vor, und die deutschen Fürsten – auch Habsburger und Wittelsbacher – eiferten ihm nach.

[Atmo: Kriegstrommeln]

Erst einmal aber mussten sie sich gegen die Türken zur Wehr setzen. Die hatten den gesamten Balkan erobert und bedrohten nun die Südostgrenze des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Höchste Zeit für Habsburger und Wittelsbacher ihre Rivalitäten zu vergessen:

[O-Ton Dr. Eduard Nimmervoll:]
"Wir stehen hier vor einem schönen Bild von Max Emanuel. Das war der bayerische Kurfürst, und der war verbündet mit Kaiser Leopold I. gegen einen gemeinsamen Feind, das waren die Feinde der Christenheit, die Osmanen. Tatsächlich kam es dann auch dazu, dass die Osmanen Wien belagert haben im Sommer 1683, und Max Emanuel hat dann die Habsburger unterstützt, um Wien vor der osmanischen Bedrohung zu schützen."

Ausstellungsleiter Dr. Eduard Nimmervoll nennt dieses Ereignis als Paradebeispiel für ein Bündnis zwischen den Fürstenhäusern. Aber beide wollten ihre Herrschaftsgebiete ausdehnen. Da wurden aus Partnern schnell wieder Gegner. So auch im Spanischen Erbfolgekrieg.

Nachbau einer höfischen Theaterkulisse
Gemälde der Plünderung von Buda
Kaiser Leopold I.

[O-Ton Eduard Nimmervoll:]
"Der spanische König ist kinderlos gestorben. Die Franzosen wollten das Erbe antreten und auch die Habsburger wollten das Erbe antreten, und Max Emanuel musste sich entscheiden zwischen Ludwig XIV. und Leopold I., und interessanterweise hat er sich dann auf die Seite der Franzosen geschlagen. Das waren aber äußere Feinde des Heiligen Römischen Reiches, und das war ein schlechter Zug von ihm. Er hat dann eine entscheidende Schlacht verloren und musste dann auch Bayern verlassen, er musste ins Exil ausweichen."

Um gegenseitige Erbansprüche geltend machen zu können, wurden meist auch die Ehen zwischen Habsburgern und Wittelsbachern geschlossen. Aus politischen Gründen also, nicht etwa aus Liebe. Der Ausstellungsleiter kennt auch hierfür ein Paradebeispiel:

[O-Ton Dr. Eduard Nimmervoll:]
"Da gibt's die Heirat zwischen Joseph II. und der Maria Josepha. Das war aus Gründen der Staatsräson heraus. Die Mutter von Joseph II., Maria Theresia, wollte eben eine Verbindung mit den Bayern eingehen, und Joseph musste diese Frau heiraten, obwohl er sie nicht geliebt hat, und diese Ehe war dann denkbar unglücklich. Joseph II. wollte seine Frau eigentlich gar nicht kennen lernen, hat sich geweigert mit ihr in Kontakt zu treten, und letztlich hat diese Ehe auch traurig geendet, denn die Maria Josepha ist sehr, sehr früh verstorben."

Liebe zählte nicht
Joseph II. heiratet Isabella von Parma
Ausstellungsstadt Burghausen

Heute sind Habsburger und Wittelsbacher nur noch Geschichte. Und das Verhältnis zwischen Österreichern und Bayern hat sich ohne die Rivalitäten ihrer Dynastien spürbar entkrampft:

[O-Ton Dr. Eduard Nimmervoll:]
"Ich fühl' mich sehr wohl in dieser Region, hab' auch schon Burghausen besucht, und die bayerische Lebensart, die Kultur, auch die Ess- und Trinkkultur ist ja relativ verwandt. So gesehen sind wir sehr, sehr gute Nachbarn, und auch auf politischer Ebene gibt's ja die besten Verhältnisse. Unser Landeshauptmann Josef Pühringer sagte von den Bayern, sie wären die besten Freunde der Oberösterreicher."

 

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VERBÜNDET VERFEINDET VERSCHWÄGERT

*) Die Bayerisch-oberösterreichische Landesausstellung über die wechselvolle Beziehung der Habsburger und Wittelsbacher läuft vom 27. April bis 4. November 2012. Sie ist länderübergreifend auf drei Standorte verteilt: die frühe Epoche vom Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg im bayerischen Burghausen an der Salzach, die hier beschriebene mittlere Epoche in Braunau und die späte von den Revolutions- bis zu den Befreiungskriegen Anfang des 19. Jahrhunderts im oberösterreichischen Mattighofen. Eine Eintrittskarte (Erwachsene: € 9,00) berechtigt zum Besuch aller drei Ausstellungsteile und einer Sonderschau im Braunauer Bezirksmuseum Herzogsburg, die die Zeit nach den Befreiungskriegen bis heute beleuchtet.

 

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