Australiens Süden 2

GREAT OCEAN ROAD
- Kurven, Klippen und Koalas

Sie gilt als eine der schönsten Küstenstraßen der Welt: die Great Ocean Road im australischen Bundesstaat Victoria. Rund 250 Kilometer lang zieht sie sich kurvenreich von Geelong bis nach Warrnambool, über weite Strecken direkt am Ozean entlang. Die Great Ocean Road wurde nach dem Ersten Weltkrieg gebaut als eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für heimgekehrte Soldaten. Insgsamt 13 Jahre hat es gedauert, bis sie fertig war. Manche der Orte an der Küste sind erst mit dem Bau der Straße entstanden. Denn schon mit ihrer Fertigstellung 1932 setzte der Fremdenverkehr ein. Heute ist sie eine der ganz großen touristischen Attraktionen im südlichen Australien. Die Küstenstraße bietet überwältigende Ausblicke auf bizarre Felsen und Klippen, sandige Buchten und malerische Fischerorte. In den Wäldern tummeln sich die Koalas, an den Stränden tummeln sich die Wellenreiter.

Reportage (Radio hr4, 28.04.2007; hr-iNFO, 12.05.2007; rbb-INFOradio, 19.05.2007:

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[Atmo: Meeresrauschen]

Bis zu drei Meter hoch türmen sich die Wellen am Bells Beach bei Torquay. Er gilt deshalb als Eldorado für Surfer. Ganze Busladungen von Touristen schauen den tollkühnen Männern auf ihren schwimmenden Bügelbrettern zu. Das Wasser ist kalt, aber in ihren Neopren-Anzügen sind sie geschützt. Anthony kommt hierher, so oft er kann, und alle seine Freunde auch.

[O-Ton Anthony:]
"These guys in this car ...
kommen, kommen nach Bells Beach. Das Surfen hier, das ist wie der Heilige Gral (lacht). Ja, das ist toll.
... the Holy Grail. Yeah, it's good!"

Erst hinter Torquay beginnen die schwindelerregenden Kurven, immer am Abgrund entlang. Nicht zuletzt diesem Abschnitt verdankt die Straße ihren legendären Ruf.

[O-Töne Touristen:]
"Das kann man wohl sagen, dass das eine sehr schöne Küstenstraße ist, weil es gibt keine andere, die ich kenne an der Küste, so nahe, so übersichtlich, so gut gebaut."
"Was mich beeindruckt, das war nicht nur die Küste oder der Blick aufs Meer, sondern die Landschaft – dieses Hügelige, die Wälder und Weiden mit Kühen und Schafen und irgendwelche Obstplantagen. Also, das ist wirklich wunderbar."

Bells Beach bei Torquay
Eldorado für Wellenreiter
Kurvige Great Ocean Road

Hinter Apollo Bay schwenkt die Straße vorübergehend ins Landesinnere ab und führt mitten durch den Cape Otway Nationalpark. Hier wurden vor rund 20 Jahren wieder Koalas angesiedelt. Cecil Marriner hat sich dafür eingesetzt. In den Eukalyptuswäldern finden sie reichlich Nahrung. Kaum irgendwo sonst hat man die Chance, ihnen in freier Natur so nahe zu kommen. Aber Cecil warnt davor, sie anzufassen:

[O-Ton Cecil Marriner:]
"Koalas are very cuddly looking ...
Koalas sehen sehr kuschelig aus. Wie Teddybären, und man will sie am liebsten knuddeln. Aber sie haben scharfe Krallen, um auf die Bäume klettern zu können. Deshalb muss man vorsichtig sein.
... that's what you got to watch for."

Zwischen Port Campbell und Peterborough jagt ein Aussichtspunkt den nächsten. Hier hat der Ozean als Bildhauer gewirkt und aus dem weichen Sandstein bizarre Skulpturen geschaffen. Allen voran die "12 Apostel", von denen allerdings nur noch acht übrig geblieben sind. Die anderen vier fielen Sturm und Wellen zum Opfer. Ebenso ein Teil der "London Bridge". Von den ehemals zwei Brückenbögen ist einer 1990 plötzlich eingebrochen.

[O-Ton Ted Stuckey:]
"And a young couple walked out there...
Ein junges Paar marschierte bis zum Ende des zweiten Bogens, und als sie gerade angekommen waren, hörten sie ein Knirschen. Sie drehten sich um, und die Verbindung zum Ufer war weg. Zum Glück hatte sich dort gerade niemand aufgehalten. Aber dann dauerte es vier bis fünf Stunden, um das junge Paar per Hubschrauber zu retten. Denn es gab keinen anderen Weg, um von der Klippe herunterzukommen.
...only way you get off the place."

Koala im Cape Otway N.P.
"Zwölf Apostel" bei Port Campbell
"London Bridge" bei Peterborough

Der Hobby-Historiker Ted Stuckey kennt die ganze Geschichte der Great Ocean Road. Und er weiß, dass die stürmische See hier schon viele Opfer gefordert hat. Mehr als 100 Schiffe sind an der Felsküste zerschellt. Im Museum "Flagstaff Hills" in Warrnambool werden die Schiffskatastrophen eindrucksvoll geschildert. So zum Beispiel der Untergang der "Cataraqui" 1845. Ein Überlebender schrieb damals:

"Es war halb fünf am Morgen. Das Schiff stieß hart auf Grund und die See schlug über ihm zusammen. Als es das Riff streifte, zerbrachen die Leitern, die zum Deck führten. Alle Passagiere, die das Deck nicht erreichen konnten, ertranken."

399 Menschen kamen damals ums Leben. Und viele andere bei weiteren Schiffsunglücken. Durch moderne Navigationshilfen hat die Küste an der Great Ocean Road ihren Schrecken weitgehend verloren. Aber die  Brandung ist so wild wie eh und je.

[Geräusch: Meeresrauschen]

 

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